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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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und effektiv.»
    Naumov drückte die Return-Taste, und los ging’s. Profil um Profil wurde aufgerufen, eingelesen und abgespeichert. Der Vorgang dauerte keine Minute. Dann wandte er sich dem zweiten Computer zu, auf den er die biometrische Vergleichs-Software aufgespielt hatte. Eine Gesichtsaufnahme des toten Polykarp erschien auf einem der Monitore, kurz darauf legte sich ein rotes Gitternetz über die Aufnahme.
    «Nahezu jedes Gesicht ist einzigartig», führte Naumov aus, «ähnlich den Fingerabdrücken. Es gibt verschiedene Verfahren in der Gesichtserkennung. Ich fang mit dem elastischen Graphen an.»
    «Ich hab schon mal davon gehört. Erklär’s mir nochmal.»
    «Mittels einer graphischen Analyse werden markante Stellen im Gesicht gesucht. Das sind unter anderem Nasen- und Kinnspitze, Augen, Mundwinkel, Haaransatz, Schläfen et cetera. Danach werden sie über Linien zu einem Gittermodell verbunden.
    Die Software vergleicht dann das Gittermodell von Polykarp mit den Gittern der Bilder aus den Profilen. Was zum Schluss übrig bleibt, ist ein Maß für die Ähnlichkeit zweier oder mehrerer Gesichter. Alles klar?»
    «Klar.»
    «Gut, dann kann’s losgehen.»
    Naumov gab der Tüte den Rest und begann die Bilder in der Datenbank mit dem Bild Polykarps abzugleichen. Gitter um Gitter wurde erzeugt und legte sich wie von Geisterhand gesteuert auf das von Polykarp.
    Wider Erwarten gestaltete sich das Unterfangen langwieriger, als Naumov gedacht hatte. Die erzeugten Gitter wollten einfach nicht passen. Er probierte ein anderes Vergleichsverfahren aus. Auch dieses brachte keine Übereinstimmung. Es folgte das nächste.
    «Dann war das ein Schuss in den Ofen», sagte Benguela, der sich mittlerweile über die bereitstehenden Süßigkeiten hergemacht hatte. «Polykarp hat kein Profil bei Spaceweb. Schade.»
    «Noch sind wir nicht so weit.» Naumov ging zurück zur Suchmaske und veränderte die Kriterien. Die Trefferanzahl erhöhte sich beträchtlich. Wieder begann er mit dem Verfahren der Gesichtserkennung. Das würde ein langer Abend werden.
    Benguela machte es sich derweil in einem alten Ledersessel bequem. Auf einem Beistelltisch lag ein Kopfhörer. «Kann man damit Musik hören?»
    Naumov nickte. «Was Bestimmtes?»
    «Klassik oder etwas aus meiner Heimat.»
    «Auf dem Bildschirm vor dir hast du eine Auswahl von fünftausend Internetradios von Spitzbergen bis zum Kap der guten Hoffnung. Such dir was aus.»
    Benguela setzte den Kopfhörer auf und nahm das kabellose Keyboard zur Hand. Binnen kurzem wurde er fündig.

43
    D as erste Mal in seinem Leben ließ Levy anschreiben.
    Der Ladenbesitzer hinter dem Tresen hatte genüsslich eine Art Machtpoker gespielt, bis er endlich für einen Zehner Einsatz zwei Flaschen Wodka rausrückte. Levy schwor sich, dass er die Schuld niemals begleichen würde. Sollte der Penner sehen, wie er zu seinem Geld kam.
    Auf dem Weg in die Wohnung zurück ließ sich Levy nicht anquatschen. Im Treppenhaus holte er den Aufzug herunter. Als die Tür aufging, stand ihm Katie gegenüber.
    «Wo bist du denn gewesen?», fragte er. «Ich such dich seit Stunden.»
    Katie schien betrübt. «Ich habe Probleme.»
    «Komm mit hoch und lass uns drüber reden.»
    «Nein, du kannst mir nicht helfen. Es ist so ’ne Familiengeschichte, in die ich reingeraten bin. Ich bin gekommen, um mich für ein paar Tage zu verabschieden.»
    «Musst du zurück nach England?»
    «Vielleicht, ich weiß noch nicht.»
    Eine Weile standen sie da. Keiner wusste, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.
    Katie zwang sich zu einem Geständnis. «Levy, es tut mir leid, dass ich dir das Crystal gegeben habe. Es ist nicht gut für dich.»
    «Was redest du da? Das Zeug ist hervorragend. Ich kann endlich wieder klar denken und brauch keinen Alkohol mehr.»
    Katie blickte auf die Flaschen in seiner Hand.
    Levy kam ihr zuvor. «Das ist nur, weil ich nichts mehr bekommen habe. Der Schnaps soll nur die Zeit überbrücken.»
    «Die Droge macht dich wahnsinnig. Glaub mir.»
    «Ich komm damit klar. Ehrlich. Ich bin schließlich Psychologe. Ich weiß, was geht und was nicht.»
    «Du verlierst deinen Verstand. Am Anfang katapultiert dich das Crystal in die Höhe, aber dann verlangt es seinen Tribut. Es ist stärker als du.»
    Levy nahm sie in die Arme. «Mach dir keine Sorgen. Ich habe alles unter Kontrolle. Hast du was dabei?»
    Sie stieß ihn zurück. «Siehst du? Du denkst nur noch ans Crystal. Es ist ja noch schlimmer, als ich

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