Weiss wie der Tod
er jetzt tun?
«Wie hießen nochmal die beiden Frauen, die du mit ihm in Verbindung bringst?», fragte Naumov.
Er nannte ihm die Namen Jette Friis und Jennifer Warneke.
Alexej startete eine erneute Suchanfrage – diesmal nach den beiden Frauen.
«Hier ist sie», sagte Alexej wenig später.
«Wer?»
«Jette Friis.»
Gudman ging zu ihm hinüber. Ja, das war sie. «Kriegst du raus, mit wem sie in Kontakt stand?»
Wieder legte Alexej los. Ergebnis: Sie hatte zweiundvierzig Freunde. Darunter war auch Sebastian.
«Also doch», sagte Falk. «Wann war der letzte Kontakt zwischen den beiden?»
2. Februar, nur kurze Zeit vor ihrem mutmaßlichen Todestag.
Sebastians Eintrag lautete: Du kriegst den Job. Sicher. Danach feiern wir. Kuss.
In Gudmans Kopf überschlugen sich die Informationen, die er zu Stephan und Jette Friis gesammelt hatte. Stephan hatte von Jettes Vorstellungsgespräch gewusst.
Kuss. Das klang nach Vertrautheit. Vielleicht sogar mehr.
Wieso hatten ihre Eltern nichts darüber ausgesagt? Wussten sie etwa nichts davon? Wahrscheinlich.
Wer könnte aber davon wissen?
Die Antwort kam schnell. Die Freundin in Kiel, zu der sie gereist war, um sich auf das Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Die beiden hatten zusammen studiert, sie würden auch Geheimnisse miteinander geteilt haben.
Gudman suchte die Nummer heraus und rief sie an. Er stellte sich vor und fragte sie nach einem Sebastian und einem Stephan.
«Sebastian? Nein, tut mir leid. Aber Stephans kenne ich mehrere», antwortete sie. «Wie heißt er denn mit Nachnamen?»
«Das ist unbekannt. Ich möchte wissen, ob Jette einen Sebastian oder einen Stephan kannte, mit dem sie zu tun hatte.»
«Über einen Sebastian ist mir nichts bekannt, aber einen Stephan kannte sie, einen besonderen.»
«Wer ist das?»
«Stephan Voss, ihr Schwarm. Sie hat ihn vor einigen Monaten kennengelernt, als sie bei mir zu Besuch war. Er macht in Finanzanlagen und hat gute Kontakte. Die beiden haben sich, glaube ich, auch mal getroffen. Doch die Zuneigung war einseitig. Er hat sich nicht sonderlich für sie interessiert. Für ihn war sie eine potenzielle Kundin. Dann brach der Kontakt ab. Sie war darüber sehr traurig. Ich glaube, sie hatte sich in ihn verliebt.»
«Woher kennen Sie ihn?»
«Er hat mich in Finanz- und Anlagedingen beraten.»
«Sie haben nicht zufällig ein Foto von ihm?»
«Nein. Aber er hat eine Website. Da ist ein Foto von ihm drauf.»
Sie gab ihm die Internetadresse.
Naumov, der das Gespräch mitgehört hatte, rief sie auf. Voss Finanz. Ja, hier war ein Foto, und es hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem von Sebastians Profil auf Spaceweb.
«Was jetzt?», fragte Gudman. «Ist das unser Mann oder nicht?»
Naumov rief den nichtöffentlichen Bereich von Sebastian auf, wo der Nutzer seine privaten Daten hinterlegt hatte. Er hatte als Namen Sebastian Hartel angegeben. Wahrscheinlich getürkt. Seine E-Mail-Adresse lag bei einem großen deutschen Provider. Morgen könnte er sie überprüfen, für heute war es zu spät.
Aber was bei Polykarp funktioniert hatte, könnte auch hier klappen, dachte er. Vielleicht kannte ihn einer seiner Freunde. Er ging die Liste mit den Bildern und Namen durch. Sebastian hatte auffallend viele weibliche Freunde. Kein Wunder bei diesem Bild. Es zeigte einen attraktiven Mann Anfang vierzig, wie sie in der Werbung auftraten. Leicht angegraut, Designer-Brille, Dreitagebart, vertrauenerweckender Blick.
Nirgends tauchten die Namen Stephan oder Voss auf. Alle nannten ihn nur Sebastian.
Mit wem hatte er zuletzt Kontakt?, fragte sich Naumov. Er rief die Log-Datei auf.
Sternenstaub. Fünf Mal in den letzten Tagen.
Wer war das? Ihr Profil zeigte ein Mädchen mit langen roten Haaren, am Strand sitzend. Sechzehn Jahre alt.
«Auffallend jung im Vergleich zu den anderen Frauen», sagte Gudman. «Schau mal nach, wer sich dahinter versteckt.»
Naumov rief den nichtöffentlichen Bereich auf und las ihren Namen.
«Verdammt», rief er, stand auf und rannte zur Tür.
«Was ist los?», fragte Falk ahnungslos.
59
K ommen wir auf Ihre Tätigkeit bei der Weißen Lilie zu sprechen», sagte Michaelis. «Was machen Sie dort genau?»
«Ich administriere das Computersystem», antwortete Thorsten Waan. «Das tue ich in meiner Freizeit, ohne etwas zu verlangen. Die Tätigkeit ist meinem Vorgesetzten bekannt und somit genehmigt.»
«Sind Sie Mitglied in dem Verein?»
«Ja.»
«Was hat Sie dazu bewogen?»
«Denken Sie mal scharf
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