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Weiss wie der Tod

Weiss wie der Tod

Titel: Weiss wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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bei der Urteilsverkündung vor zwölf Jahren.»
    «Seitdem nicht mehr?», hakte Naima nach.
    «Nein.»
    «Sind Sie sicher?»
    Waan hielt inne und fixierte Naima. «Was soll das?»
    «Ich habe Ihnen eine Frage gestellt.»
    «Und ich habe sie beantwortet. Reicht Ihnen das nicht? Oder wollen Sie nur alte Wunden aufreißen?»
    Michaelis versuchte ihn zu besänftigen. «Wir haben tiefes Verständnis für das, was Ihnen und Ihrer Tochter widerfahren ist. Doch wir müssen wissen, wann Sie Mandrak das letzte Mal getroffen haben.»
    «Ich habe ihn niemals getroffen. Hätte ich es getan, dann könnten wir uns dieses Gespräch ersparen.»
    Naima ließ nicht locker. «Wieso?»
    Waan beugte sich über den Tisch, kam Naima auf Armeslänge nahe. «Was glauben Sie, was ich dann mit ihm gemacht hätte?»
    «Sagen Sie es mir.»
    Waan lehnte sich wieder zurück und schwieg.
    «Sie haben ihn also seit der Urteilsverkündung vor zwölf Jahren nicht mehr gesehen», wiederholte Michaelis, «und getroffen wollen Sie ihn auch niemals haben. Ist das so richtig?»
    «Ja.»
    «Es gibt da aber eine Fernsehaufnahme, die Sie zeigt, wie Sie gegen den Freigang Mandraks vor einem Jahr protestiert haben.»
    «Daran kann ich mich nicht erinnern.»
    «Wir können sie Ihnen gern vorführen», sagte Naima, «um Ihr Gedächtnis aufzufrischen.»
    Waan gab klein bei. «Kann sein. Das ist lange her. Vielleicht war ich bei dieser Protestaktion dabei, vielleicht auch nicht. Wissen Sie, was Sie vor einem Jahr gemacht haben?»
    «Wenn es sich um den Vergewaltiger meiner Tochter handeln würde – ja.»
    «Gut, dann war ich unter Umständen dabei. Und, was hat das jetzt zu bedeuten?»
    «Dass Sie uns belogen haben.»
    «Ich sagte, dass ich mich nicht erinnern kann. Was nicht bedeutet, dass ich ihn je getroffen habe.»
    Levy meldete sich über das Interkom, das als Ohrstöpsel unter den Haaren Michaelis’ verborgen war. «Frag ihn, was er vom Urteilsspruch gegen Mandrak gehalten hat.»
    Michaelis richtete die Frage an Waan.
    Er zögerte, wog die Antwort ab und versuchte seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. «Der Richter hatte entschieden. Er war nach Paragraph 21 StGB vermindert schuldfähig.»
    Levy meldete sich. «Er soll sagen, was er fühlte.»
    «Wie ging es Ihnen dabei?», fragte Michaelis.
    Waan wich der Frage aus. «Ich verstehe nicht, was diese Fragen zu bedeuten haben. Das ist lange her, und ich habe mich damit arrangiert. Mandrak hat seine Strafe bekommen.»
    Michaelis merkte auf. «Die Todesstrafe?»
    «Blödsinn. Er wurde einer Therapie zugeführt. Ich kann mir vorstellen, dass das kein Zuckerschlecken war.»
    «Aber im Vergleich zu dem, was er Ihnen angetan hat», legte Naima nach, «war das ein Freispruch.»
    «Der Kerl war krank. Die Gutachter und der Richter haben so entschieden.»
    «Ich glaube Ihnen nicht.»
    «Glauben Sie, was Sie wollen. Und jetzt möchte ich wissen, wieso ich hier bin. Stehe ich unter Verdacht?»
    «Bisher nicht. Aber wie Sie als Kriminaloberkommissar sicherlich wissen, müssen wir jeder Spur nachgehen.»
    «Um welche Spur handelt es sich?»
    «Dass es eine Verbindung zwischen Ihnen und dem toten Holger Mandrak gibt.»
    «Sie endete mit der Urteilsverkündung vor zwölf Jahren. Und da lebte er noch. So viel zu Ihrer Spur. Kann ich jetzt gehen?»
    «Nein, wir sind noch nicht fertig.»
    «Dann machen Sie ran. Ich habe Termine.»
    «Welcher Art?»
    «Ich unterrichte Kinder.»
    «Worin?»
    «In Selbstverteidigung.»
    «Sie betreiben Kampfsport? Interessant. Karate, Judo, oder was kann ich mir darunter vorstellen?»
    «Von allem etwas. Das war Teil unserer Ausbildung in der Polizeischule. Erinnern Sie sich?»
    «Ja, nur dass ich es niemals geschafft habe, andere darin zu unterrichten. Haben Sie einen Gürtel?»
    Waan nickte. «Unter anderem einen roten in Karate …» Hinter der Scheibe verfolgten Benguela und Levy das Gespräch. «Was meinst du?», fragte Benguela. «Ist das unser Mann?»
    «Ich glaube schon. Und du?»
    «Ich weiß nicht. An seiner Stelle wäre ich schon längst gegangen. Er weiß, dass wir nichts gegen ihn in der Hand haben.»
    «Eben, genau das ist der Punkt. Wieso sitzt der immer noch da?»
    «Verstehe ich nicht.»
    «Es gibt keine Zeugen, keine Beweise, keine sonstigen Hinweise, dass er etwas mit der Tat zu tun hat. Nichts Konkretes, und dennoch stellt er sich den Fragen. Auf der anderen Seite hat er die gleiche Ausbildung wie ihr. Er kennt die Vorgehensweise bei den Befragungen. Eigentlich müsste er

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