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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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paar Tom-Tom-Trommeln lehnen an der Rückwand neben einem Bücherregal mit dünnen Notenordnern. Auf dem untersten Regalbrett an der Fensterfront liegt ein Becken neben einer gurgelnden Kaffeemaschine.
    Ms Ramirez sitzt verkehrt herum auf dem Klavierhocker, um sie herum ein Halbkreis von Schülern. Als wir hereinkommen und vier weitere Stühle aufstellen, rücken alle höflich auf. Das Mädchen, das vorne steht, redet weiter.
    » Uns muss klar sein, dass es sehr schwer ist, der Diskriminierung ein Ende zu bereiten, solange etwas illegal ist « , sagt das Mädchen. » Ich meine, alle halten Fluchwerker für Verbrecher. Die Leute benutzen sogar das Wort Werker als Synonym für Kriminelle. Und sobald wir auch nur ein Fluchwerk vollbringen, machen wir uns strafbar. In diesem Sinne sind die meisten von uns kriminell, weil wir es natürlich erst mal merken mussten, was normalerweise erst dann geschieht, wenn wir einen Fluch auslösen. «
    Ich kenne das Mädchen nicht, ich weiß nur, dass sie in die Neunte geht. Bei ihrem Vortrag sieht sie niemanden an und zeigt keinerlei Gefühle. Ihr Mut ist mir ein wenig unheimlich.
    » Dabei gibt es sehr viele Fluchwerker, die nie im Leben etwas Böses tun. Sie gehen zu Hochzeiten und in Krankenhäuser und bringen den Menschen Glück. Andere arbeiten in Heimen und geben den Menschen dort Hoffnung oder helfen ihnen, positiv und zuversichtlich an die Dinge heranzugehen. Und überhaupt dieses Wort ›Fluch‹. Als könnten wir nur schwarze Magie ausüben. Ich meine, warum sollte man die schlimmen Sachen überhaupt tun? Der Rückstoß ist fürchterlich. Wenn aber beipielsweise ein Glückswerker den Menschen immer nur Glück bringt, hat er selbst eben auch Glück. So schlecht kann das doch nicht sein. «
    Das Mädchen macht eine Pause und sieht uns an. Sie sieht mich an.
    » Magie « , sagt sie. » Das ist alles einfach reine Magie. «
    Als ich an diesem Abend nach Hause komme, macht Großvater sich in der Küche gerade einen Tee. Wir haben gründlich aufgeräumt. Die Arbeitsflächen sind größtenteils sauber und auch der Herd ist nicht mehr mit Essensresten verklebt. Auf dem Tisch steht eine Flasche Bourbon, aber er hat sie noch nicht geöffnet.
    » Deine Mutter hat angerufen « , sagt er. » Sie ist draußen. «
    » Draußen? « , wiederhole ich begriffsstutzig. » Aus dem Gefängnis? Ist sie hier? «
    » Nein. Aber du hast Besuch « , sagt er und macht sich wieder daran, den Wasserhahn zu putzen. » Das Zacharov-Mädchen wartet in deinem Zimmer. «
    Ich schaue nach oben, als könnte ich durch die Decke sehen. Ich bin überrascht und glücklich. Erst überlege ich, wie sie das Haus wohl findet, aber dann fällt mir ein, dass sie ja schon oft hier war. Sie war sogar schon in meinem Zimmer– allerdings als Katze. Dann wird mir der Rest von Großvaters Worten richtig bewusst. » Wieso nennst du Lila das ›Zacharov-Mädchen‹? Und wo ist Mom? Weit kann sie noch nicht gekommen sein. So eine Zeit im Gefängnis wird doch auch sie ein wenig gedämpft haben. «
    » Shandra hat sich ein Hotelzimmer genommen. Sie sagt, so will sie bei uns nicht aufkreuzen. Das Letzte, was ich von ihr gehört habe, war, dass sie Champagner und Pommes frites mit Ranch-Dressing zu ihrem Schaumbad bestellt hat. «
    » Echt? «
    Er lacht, aber es klingt hohl. » Du kennst doch deine Mutter. «
    Ich gehe an ihm und den letzten unaufgeräumten Kisten vorbei ins Wohnzimmer und renne, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch. Ich verstehe nicht, warum er so schlecht drauf ist, aber das ist mir im Augenblick egal, weil ich endlich Lila sehen will.
    » Cassel « , ruft er mir nach, und ich beuge mich über das Geländer. » Geh hoch und bring sie runter. Lila. Ich muss euch beiden etwas sagen. «
    » Okay « , sage ich automatisch, aber eigentlich interessiert es mich nicht wirklich. Noch zwei schnelle Schritte durch den Flur, und ich öffne meine Zimmertür.
    Lila sitzt auf dem Bett und liest in einer Anthologie mit Gespenstergeschichten, die ich in der Bibliothek ausgeliehen und nie zurückgebracht habe. Sie sieht mich an und lächelt verschmitzt. » Du hast mir total gefehlt « , sagt sie und streckt eine Hand nach mir aus.
    » Wirklich? « Ich kann mich nicht an ihr sattsehen, an ihrem zart geöffneten Mund und daran, wie der Sonnenschein durch das schmutzige Fenster auf ihre Wimpern fällt, bis sie golden glänzen. Sie sieht aus wie das Mädchen, mit dem ich auf Bäume geklettert bin, das mein Ohr gepierct und

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