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Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Weißer Fluch: Band 1 (German Edition)

Titel: Weißer Fluch: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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mich am Boden gewunden habe.
    » Noch nicht so lange « , erwidere ich.
    » Und du hast es gewusst? « Zacharov wendet sich an Großvater.
    » Seine Mutter wollte es unter der Decke halten, bis er alt genug war. Sie hatte vor, es ihm nach ihrer Freilassung zu sagen. « Großvater wirft mir einen Blick zu. » Cassel, einige Leute würden deine Fähigkeiten sehr zu schätzen wissen. Damit will ich nicht sagen, dass deine Mutter recht gehandelt hat, aber sie ist eine kluge Frau und– «
    Ich schneide ihm das Wort ab. » Ich weiß, Großvater. «
    Zacharov beobachtet uns, als würde er in Gedanken etwas abwägen. » Eins sage ich ganz klar: Ich habe nicht behauptet, dass ich deine Brüder leben lasse. Weder den einen noch den anderen. «
    Ich merke, dass er noch mehr sagen will, und nicke zustimmend.
    » Dein Großvater hat recht. Du kannst sehr nützlich sein. Und jetzt gehörst du mir. Solange du für mich arbeitest, lasse ich deine Brüder leben. Verstanden? «
    Ich nicke noch einmal.
    Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass es mir egal ist. Dass es keine Rolle spielt, ob sie tot oder lebendig sind. Aber ich lasse es. Wahrscheinlich stimmt es ja doch, dass man nie wieder so geliebt wird wie von der eigenen Familie.
    » Wir sind hier fertig « , sagt Zacharov. » Jedenfalls für den Moment. Geh in die Küche und lass dir ein sauberes Hemd geben. «
    Großvater zieht seinen rechten Handschuh wieder an. Jetzt hängt auch dort einer der Finger herunter, wie bei seiner linken Hand.
    » Oh. Das habe ich gefunden… « Ich reiche Zacharov den Auferstehungsdiamanten. Erst in diesem Augenblick fällt mir auf, dass eine Ecke des großen Steins abgesplittert ist.
    Zacharov nimmt ihn entgegen; er lächelt angespannt. » Nochmals vielen Dank, Cassel. «
    Ich nicke, bemüht, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich Bescheid weiß. Der Auferstehungsdiamant kann niemanden beschützen. Er ist nichts wert. Denn er ist aus Glas.
    Als wir die Toilette verlassen, ist die Party noch immer in vollem Gange. Wie eine surreale Welle schlägt der Lärm über mir zusammen. Die Musik, das Gelächter und die Reden übertönen jeden Schuss. Alles, was passiert ist– insbesondere Antons Tod–, erscheint im tanzenden Licht der Kronleuchter und im Glanz des perlenden Champagners völlig unwirklich.
    » Cassel! « , ruft Daneca und rennt auf mich zu. » Geht es dir gut? «
    » Wir haben uns Sorgen gemacht « , sagt Sam. » Ihr wart schrecklich lange da drin. «
    » Mir geht’s gut « , sage ich. » Sehe ich etwa nicht so aus? «
    » Du stehst blutbesudelt auf einer Party « , sagt Sam. » Gut siehst du wirklich nicht aus. «
    » Hier lang « , sagt Zacharov und zeigt auf die Küche.
    » Wir kommen mit « , sagt Daneca.
    Ich bin total ausgelaugt und meine Wange schmerzt. Von meinen Rippen ganz zu schweigen. Außerdem kann ich Lila nirgends entdecken.
    » Ja, okay « , sage ich.
    Die Leute stolpern beinahe über ihre eigenen Füße, so hektisch weichen sie mir aus. Ich muss wirklich schlimm aussehen.
    Die Küche wirkt kleiner, weil so viele Kellner hin und her laufen. Sie tragen Platten mit Kaviar-Blini, goldenen Teigwaren mit flüssiger Knoblauchbutter und Küchlein mit gezuckerten Zitronenschnitzen in den Saal.
    Zu meiner Überraschung knurrt mein Magen. Antons Tod hätte mir den Appetit verderben müssen, aber ich bin schier am Verhungern.
    Philip steht im hinteren Teil der Küche in Begleitung von zwei kräftigen Männern, die ihn offenbar zurückhalten. Keine Ahnung, ob Lila ihn mitgebracht hat oder ob Zacharov angeordnet hat, ihn herzubringen.
    Bei meinem Anblick werden seine Augen schmal.
    » Du hast mir alles genommen! « , schreit er. » Maura. Meinen Sohn. Meine Zukunft. Meinen Freund. Du hast mir alles genommen! «
    Das stimmt wohl.
    Ich könnte sagen, dass es keine Absicht war.
    » Scheiße, was? « , sage ich.
    Er wehrt sich gegen die Leibwächter, die ihn festhalten, aber das lässt mich kalt. Ich lasse mich von Daneca in die Ecke mit der Speisekammer und den Spülbecken führen.
    » Ich werde dafür sorgen, dass du bereust, jemals auf die Welt gekommen zu sein! « , brüllt Philip mir nach. Ich beachte ihn nicht.
    Lila wartet mit einer Flasche Wodka in der einen und einem Tuch in der anderen Hand. » Setz dich auf die Arbeitsplatte « , sagt sie.
    Das mache ich, nachdem ich eine Schüssel mit Mehl und einen Pfannenwender beiseitegeschoben habe. Philip hört nicht auf zu schreien, aber seine Stimme scheint weit entfernt. Ich lächele. »

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