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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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Fawkes?«
    »Ja, Mister Fawkes «, äffte sie seinen Slang nach.
    »Ich bin Andrew. Andrew Taylor.« Er hielt ihr die Hand hin. Sie ignorierte das. Stattdessen musterte sie ihn erneut.
    »Ich bringe dich zu ihm«, erklärte sie schließlich. »Ich möchte mir das Verdienst, einen Byron-Doppelgänger gefunden zu haben, auf die Fahne schreiben und damit angeben. Das ist selbstverständlich metaphorisch gemeint.«
    Andrews Puls beschleunigte sich. »Klar.«
    Schließlich ergriff sie seine Hand und schüttelte sie, als hätten sie gerade ein Geschäft abgeschlossen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging die Einfahrt hinunter.
    » Kalispera, Andrea «, rief sie. Diese Sprache kannte er nicht.
    Die Tochter eines Hausvaters. Offenbar lebte sie hier mit ihren Eltern, überlegte Andrew, während er Headland House betrachtete.
    Als Persephone den Eingang erreichte, tauchte ein Gesicht in einem der Fenster auf und spähte argwöhnisch zur Auffahrt. Ein böser Blick traf Andrew. Kahler Schädel. Nickelbrille auf der Nasenspitze. Wütend bebendeNasenflügel. Das muss Mr. Vine sein . Andrew wich instinktiv zurück, als ob er das warnende Kläffen eines Hundes gehört hätte.
    Nicht einer von meinen, lautete Sir Alan Vines Kommentar, während er Andrews Rückzug vom Wohnzimmerfenster aus beobachtete. Kein Fleisch auf den Schultern oder am Rücken. Lange Haare. Künstlerisch angehaucht. Noch dazu ein extremer Typ. Nein, der gehörte nicht zu seinem Haus, trotzdem lungerte er vor dem Haus herum. Und Sir Alan verstand, warum, wenn er einen Blick auf seine Tochter warf. Ja, sie hat sich auf der Straße mit dem Langhaarigen unterhalten. Alarmiert ging er näher ans Fenster, um besser sehen zu können. Die Erscheinung des Jungen – seine Frisur, die lässige Haltung – täuschte eine gegenkulturelle Einstellung vor. Darüber würde seine Tochter die Nase rümpfen, das wusste Sir Alan. Dennoch straffte er verärgert die Schultern.
    Die Haustür fiel ins Schloss, und Persephones Begrüßung hallte durch den Flur.
    »Wer ist dieser Junge auf der Straße?«, wollte er wissen.
    Er ging in den Flur, um ihr zu folgen, aber sie war bereits die Treppe hinaufgepoltert. Wieder ein Knall; ihre Zimmertür. Ignorierte sie die Frage? Oder hatte sie ihn einfach nicht gehört?
    Er ging wieder zum Fenster und starrte auf die Stelle, an der der Harrowianer gestanden hatte. Jetzt war dort nichts mehr; nur Hecken und Bäume.
    Er runzelte die Stirn. Auf den werde ich ein Auge haben müssen. Andrew machte kehrt und schlenderte bergauf. Persephones unterschiedliche Verbalattacken hatten ihn erschöpft und zugleich erregt; er machte sich Vorwürfe, weil er auf alle wie ein Trottel reagiert hatte. Er war so damit beschäftigt, sich jedes Wort der Unterhaltung ins Gedächtnis zu rufen, dass er nicht sofort begriff, dass er sich verlaufen hatte. Einer der anderen Neulinge hatte ihm erst am Morgen nachdrücklich erklärt, dass er bei der Weggabelung nicht die Straße einschlagen darf, die bergab geht. Die führt von der Schule weg. Und man verirrt sich sicher. Aber jetzt ging er hinauf –  anscheinend in die richtige Richtung –, und doch sah die Umgebung falsch aus. Hier gab es keine Häuser, keine Läden. Er fand sich an einem steilen Hang wieder – die Schulgebäude, die er am Morgen besichtigt hatte, befanden sich rechts unter ihm. Zu seiner Linken erhob sich eine Ziegelmauer. Vor ihm war ein hölzernes Tor, durch das man zu einer alten Steinkirche mit Friedhof gelangte. In das Holz auf der rechten Seite des Tores waren die Worte geschnitzt: Gesegnet sind die Toten, auf der linken stand: Die in Gott gestorben sind.
    Andrew zögerte. Jemand hatte ihm erzählt, Harrow-on-the-Hill sei der höchste Punkt zwischen London und dem Ural. Hier auf dem Gipfel des Hügels konnte er das glauben. Er hatte das Gefühl, den wolkenverhangenen Himmel berühren zu können. Auf dem Friedhof rührte sich nichts. Nachdem er den ganzen Vormittag mit einer Meute umhergezogen war, zog ihn die Einsamkeit regelrecht an. Er passierte das Tor und folgte dem gewundenen Steinpfad. Verwitterte Grabsteine ragten aus dem Gras auf wie Finger. Dichte Bäume, Ranken und Farne umgaben den Friedhof. Hinter der Kirche entdeckte er einen Fußweg, der auf der anderen Seite den Hügel hinunterführte. Wieder zauderteer. Der Weg war überschattet von dicken Ästen und wirkte wie ein windstiller, verschwiegener Ort für verbotene Dinge. Aber es stank nicht nach Urin, nirgendwo lagen

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