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Weißer Teufel

Weißer Teufel

Titel: Weißer Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Evans
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das von Neonlicht beleuchtet wurde, wies das Haus als The Three Arrows aus. Die vorbeidonnernden Lastwagen und die pinkfarbenen Wände im Inneren sowie der winzige, lieblos eingerichtete Frühstücksraum wirkten allerdings gar nicht malerisch.
    »Es ist nicht zu übersehen, warum sie sich für dieses Inn entschieden haben«, stellte Pickles fest. »Trostlos.«
    Eine unfreundliche junge Frau mit Brille begrüßte sie am Empfang. Sie nahm Fawkes’ Kreditkarte und Andrews Ausweis an sich.
    »Müssen Sie sich noch umsehen, Mr. Pickles?«, wollte Fawkes wissen. »Das Zimmer inspizieren?«
    »Hm? Nein.« Pickles hatte die Hände in den Taschen und betrachtete die Gemeinschaftsräume wie ein gelangweilter Tourist. Er schien das Interesse an dem ganzen Unternehmen verloren zu haben. Fawkes vermutete, dass ihm Pickles seine Begleitung nur angeboten hatte, um dem Rektor mit dieser Heldentat zu imponieren; doch jetzt,nachdem er keinerlei Bedrohung in dem Hotel entdeckt hatte, hätte er nichts dagegen, Feierabend zu machen. Fawkes rief sich ins Gedächtnis, dass Pickles ein kleiner Beamter, kein Antiterrorexperte war. Das Bier war –  zu Fawkes’ Erleichterung – vergessen. Pickles tippte auf seine Armbanduhr und bat, zu seinem Wagen gebracht zu werden, damit er nach Hause fahren konnte.
    Fawkes nahm Andrew zur Seite. »Bist du okay?«
    »Ja, alles bestens.«
    »Hast du in Cambridge etwas herausgefunden?«
    Andrew erzählte Fawkes, was sie über Harness’ Mordabsichten aus den Briefen erfahren hatten.
    »Eifersucht. Das ergibt Sinn.« Fawkes kaute an seinem Daumennagel. »Was sollen wir unternehmen?«
    »Ich fange mit dem Essay an. Ich habe die Akte über Harness, meine Notizen und die Sachen, die ich von Dr. Cades Website ausgedruckt habe, mitgebracht. Aber ich weiß immer noch nicht, wen Harness getötet hat oder weshalb er so besessen davon ist.«
    »Dein Essay muss nicht perfekt sein. Wir brauchen nur etwas, um Harness mit Fakten über ihn und den Mord zu konfrontieren. Wahrscheinlich war Byrons neuer Freund das Opfer. Meinst du nicht?«
    »Doch«, erwiderte Andrew. »Okay.«
    »Guter Mann. Ich komme zurück, sobald ich diesen Idioten losgeworden bin.«
    Sind Sie bereit, Mr. Fawkes?, rief Pickles, der schon an der Tür stand, wie aufs Stichwort.
    Fawkes winkte ihm.
    »Was ist mit Father Peter?«, wollte Andrew wissen.
    »Ich kann ihn nicht erreichen.«
    »Scheiße.«
    »Ganz genau. Wirst du zurechtkommen?«
    »Klar.« Andrew zuckte mit den Schultern.
    Fawkes drückte ihm den Zimmerschlüssel in die Hand – mit dem rechteckigen Plastikanhänger glich er eher dem Toilettenschlüssel einer Tankstelle. Ich komme, Mr. Pickles, informierte er seinen Gast. Andrew drehte sich zum Aufzug um. Ihm wurde schwer ums Herz – er hatte den Mutigen nur gespielt, um Fawkes nicht noch mehr zu beunruhigen. Er fragte sich, ob es außer ihm noch andere Gäste gab. Es war ein lausiges Hotel. Doch John Harness war ihm schon zu eigenartigeren Plätzen gefolgt. Andrew schauderte. Er wirbelte herum, um Fawkes zu bitten, bei ihm zu bleiben.
    Aber er hörte nur noch, wie die Reifen des Citroën auf dem Parkplatz knirschten. Er war allein.

21

Das Gesicht unter dem Kissen
    Andrew hob seine Tasche auf und trat in den Lift, eine winzige Box, in der nur ein Mensch Platz hatte. Bei der Fahrt nach oben fühlte er sich einsamer denn je. Man hatte ihn aus der Schule entfernt. Außer seinem Hausvater und einem Beamten wusste kein Mensch, wo er war. Und er hatte Persephone, die Blut hustete, im Krankenhaus zurückgelassen. Aus Deiner Liebe besteht mein Dasein hier und im Jenseits. Doch das waren Byrons Worte, nicht seine  … nein, Harness hatte das geschrieben. In Andrews Kopf verschwamm alles. Das Summen des Aufzugs wurde zu einem Pochen. Die Deckenleuchte schien grell. Die Stockwerke in diesem Haus konnten nicht höher sein als in jedem anderen, dennoch erschien es Andrew, als würde er zwanzig Minuten in dem Fahrstuhl stehen. Er lehnte an der Wand und versuchte zu atmen, aber die Luft war schwer und drückend. O nein, schoss es ihm durch den Kopf, es ist dieses Gefühl!
    Die Tür glitt auf, und er taumelte in einen düsteren, diesigen Flur.
    Warum ist die Beleuchtung so schlecht? Ich sollte dem Mädchen am Empfang Bescheid sagen .
    Er hatte erwartet, mehr von dem Einrichtungsstil zu sehen, der ihn in der Lobby erwartet hatte: pinkfarbene Wände, teilweise Holzvertäfelung, struppiger roter Teppich. Stattdessen ein schmaler Gang mit Holzboden.

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