Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Bootsie, sie solle auf mich warten, und lief dann zu meinem Wagen. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß Batist mir folgen würde.
    Aber genau das tat er. Und damit sorgte er dafür, daß wir beide zu einer Fußnote der Geschichte wurden.

Kapitel 17
    Ich versuchte noch, ihn davon abzubringen, als er dastand, die riesige Hand am Türgriff, und auf den Beifahrersitz hüpfen wollte.
    »Das ist einfach keine so gute Idee«, sagte ich.
    »Meinst du etwa, ich hab’ Schiß, Dave? Wo wir uns so lange kennen, da meinst du das wirklich?«
    Die Batikkrawatte mit dem Blumenmuster war falsch gebunden; und seinem kurzärmeligen weißen Hemd fehlte der oberste Knopf; mit seinen muskulösen Oberschenkeln und Hinterbacken wirkte er in den Seersucker-Hosen wie die Wurst in der Pelle. Kein Mann hat mir je mehr bedeutet.
    »Batist, da wird ziemlich übles weißes Pack sein«, sagte ich.
    »Du meinst, es gibt immer noch Orte, wo ich nix verloren hab’, ja? So klingt das, Dave, und das schmeckt mir gar nicht.«
    »Ich bitte dich, Batist, bleib hier bei Bootsie.«
    »Hier bleib’ ich keine Minute länger. Wenn du mich nich bei dir haben willst, geh’ ich zu Fuß runter nach Catfish Town. Da könnt ihr mich dann auf dem Heimweg aufpicken.«
    Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, daß er verletzt war, und mir fielen die Worte meines Vaters ein, der mich davor gewarnt hatte, einen tapferen Mann so zu behandeln, als sei er es nicht, und ich fragte mich, ob ich wieder in den alten Dünkel der weißen Südstaatler zurückgefallen war, der besagte, daß wir Weißen die Farbigen vor sich selbst schützen müssen.
    »Okay, wie ich es sehe, werden sich die Jungs von der Stadtpolizei den Alten wahrscheinlich greifen, bevor er was anrichten kann. Aber gehen wir mal lieber auf Nummer Sicher, Partner«, sagte ich. »Bei Licht betrachtet sind das eh die gleichen Typen wie bei jedem Rollerderby, nur daß sie hier politische Parolen grölen.«
    »Was?«
    »Ach, vergiß es.«
    Wir fuhren, wie wir gekommen waren, den Highland Drive hinunter, dann durch den Campus der LSU, bis wir den Park erreichten, wo sich die Anhänger von Bobby Earl in stattlicher Anzahl versammelt hatten. So inmitten der Sumpfeichen, Pinien und Seifenbäume, malerisch gerahmt von Tennisplätzen, einem staubigen Baseballfeld und Picknicktischen, sah es wie ein fröhliches und unschuldiges Fest zu Ehren des Sommeranfangs aus. Unter einem Pavillon dröhnte eine Dixieland-Band; schwarze Köche in weißen Uniformen waren damit beschäftigt, auf einem riesigen mobilen Grill, den man mit einem Laster hergeschleppt hatte, Lendensteaks zu wenden; die Rückwand der erhöhten Plattform, von der aus die Reden gehalten wurden, zierte eine dichte Reihe amerikanischer Flaggen, und unter den Bäumen, die mit roten, weißen und blauen Girlanden behangen waren, flitzten Kinder außer Atem über die Kiefernnadeln und stellten sich an, um Gratislimonade und Eiskrem zu bekommen.
    Wer waren die Eltern, fragte ich mich. Die Wagen kamen aus Bogalusa, Denham Springs, Plaquemine, Bunkie, Port Allen, Vidalia und den moskitoverseuchten Hinterwäldlerkaffs draußen im Atchafalaya-Becken. Aber bei diesen Menschen handelte es sich nicht um gewöhnliche einfache Menschen, wie sie in allen kleinen Städten leben. Das hier war die dauerhafte Unterklasse, Menschen, für die es jeden Tag darum ging, einen erbitterten Kampf um ihr ständig schrumpfendes Redneck-Terrain zu führen, die sich verzweifelt an einem Leben festklammerten, das sich in den Klischees vom Pickup-Truck, dem Gewehrständer, den Jukeboxes mit den George-Jones-Platten und dem kalten Coors-Beer in der Hand erschöpfte.
    Ein klares Bewußtsein einer eigenen Identität hatten diese Menschen nur, wenn es ihnen gelang, jemandem Angst einzujagen. Voller Neid und Eifersucht suchten sie ihre Arbeitsplätze vor Schwarzen und vietnamesischen Flüchtlingen zu schützen, die in ihren Augen ein riesiges und gefräßiges Heer bildeten, das nur darauf wartete, sich über ihre Frauen, ihre Wohngegenden, ihre Schulen, selbst ihre klapprigen Bretterkirchen herzumachen, wo sie sich jeden Sonntag und Mittwoch abend die Versicherung abholten, daß die Bitterkeit und Furcht, die ihr Leben beherrschte, nichts mit den sozialen Umständen ihrer Herkunft oder eigenem Unvermögen zu tun hatte.
    Aber wenn man sie so beim Feiern in einem öffentlichen Park sah, ein Bild, das bis aufs Haar dem ramponierten Faksimile eines Norman-Rockwell-Gemäldes glich, fiel es einem schwer,

Weitere Kostenlose Bücher