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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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will.«
    »Yeah, die Krabben müßten jetzt soweit sein«, sagte Lyle.
    »Wenn man das Wasser auf kleiner Flamme hochkochen läßt, schmecken sie besser«, sagte Vic. »Obwohl manche das nicht so sehr schätzen, weil sie dann nämlich so’n Lärm im Topf machen.«
    Er trank einen kräftigen Schluck Whiskey und sah uns dabei an, als hätte er gerade eine äußerst profunde Beobachtung zum besten gegeben.
    Batist und Lyle machten sich ans Werk und fischten die Krabben mit Zangen aus dem kochenden Wasser und warfen sie zum Abkühlen in den leeren Waschbottich. Vic füllte einen Pappteller halb mit Reis, und dann schritt er voran zum Grill, wo er mit der bloßen Hand zwei heiße Krabben aus dem Bottich fischte, mit denen er sich dann zum Essen allein mit einem Klappstuhl unter eine Eiche verzog.
    »Ist das der Mann, den du bei dir am Fenster gesehen hast?« fragte Drew Bama.
    Die Adern in Bamas Hals zitterten wie durchtrennte Muskelstränge.
    »Ich bin mir nicht sicher, was ich da gesehen habe«, sagte sie. »Es war ziemlich dunkel. Vielleicht war es ein Mann mit einer Maske. Ehrlich gesagt, ich habe versucht, es zu verdrängen. Ich würde lieber nicht drüber reden, Drew. Mir will nicht in den Kopf, warum wir bei einem Grillfest über solche Sachen reden sollten.«
    Weldon paffte eine Zigarette und beobachtete Vic Benson, im Gesicht einen sehr eigentümlichen Ausdruck.
    »Weldon?« sagte Drew.
    »Was ist?«
    »Sag was.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Ist er’s, oder ist er’s nicht?«
    »Natürlich ist er’s. Den alten Drecksack würd’ ich noch wiedererkennen, wenn einer Leim aus ihm gemacht hätte.«
    Bootsie und ich stellten uns mit Tellern an und versuchten uns aus dem Gespräch der Sonniers auszuklinken. Aber auch Bama schien damit so ihre Schwierigkeiten zu haben. Sei richtete eine ziemliche Sauerei an, als sie eine Krabbe auf ihrem Teller schälen wollte – als sie eine Schere des Schalentiers mit dem Nußknacker zerdrückte, spritzte es ihr unkontrolliert auf Gesicht und Kleid. Sie sprang vom Tisch auf und verschwand, als wäre gerade das Deck der Titanic unter ihr abgekippt.
    Als sie wieder aus dem Badezimmer kam, wirkte ihr Gesicht frisch und gefaßt, und in ihren Augen sprühte wieder ein entrücktes blaues Licht.
    »Ach herrje, ich hab’ gar nicht mitgekriegt, wie die Zeit verflogen ist«, sagte sie. »Wir müssen uns sputen, Weldon.«
    »Nicht so hastig. Schließlich geht Bobby ja nirgends hin«, sagte er. Aber er sah sie dabei nicht an. Sein Blick war immer noch auf Vic Benson fixiert, der unter der Eiche vornübergekauert auf dem Klappstuhl saß und ein weiteres Glas Whiskey wie Limonade in sich hineinschüttete.
    »Ich will nicht, daß er glaubt, wir hätten seinen Geburtstag vergessen«, sagte sie.
    »Vielleicht hätte er es aber gern, wenn du’s vergißt, Bama. Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb er sich mit irgendwelcher Chemie die Gesichtshaut straffen läßt«, sagte Weldon.
    »Das war jetzt sehr unschön von dir, Weldon«, sagte sie.
    Aber er hörte ihr nicht zu.
    »Wißt ihr, der alte Arsch hat uns oft übel mitgespielt«, sagte er. »Aber da war eine Sache, die ist mir immer besonders in Erinnerung geblieben.« Er nickte bedächtig. »Als ich so ungefähr dreizehn war, da hat er mich beim Wichsen erwischt. Er hat mir eine Wäscheklammer an den Penis geklemmt, und so mußte ich dann eine halbe Stunde im Hinterhof stehenbleiben.«
    »Hey, laß gut sein, Weldon«, sagte Lyle.
    »Hört damit auf. Hört bitte damit auf«, sagte Bama.
    Bootsie erhob sich bereits mit Entschuldigungen vom Tisch, und auch ich sah wiederholt auf die Uhr.
    »Verdammt noch mal, du hast recht«, sagte Weldon. »Ziehen wir einen Strich unter diesen Blödsinn. Wir bringen jetzt Bobby sein Geschenk, und wenn ich wiederkomme, wird ordentlich einer hinter die Binde gekippt.«
    Weldon erhob sich von seinem Stuhl und ging auf den Baum zu, unter dem Vic Benson saß.
    »Was hast du vor?« sagte Lyle. »Weldon?« hängte er noch an.
    Aber der schenkte seinen Worten keine Beachtung. Er sagte jetzt etwas zu Vic Benson, mit dem Rücken zu uns, und gestikulierte dabei mit seinen großen Händen, während Benson ihn nur wortlos ansah. Dann stellte Benson sein Glas ab und stand auf. Clemmie kippte das Wasser aus dem Kessel ins Grillfeuer, und Dampf stieg zwischen den Ziegeln hervor und trieb wie Nebel vor die Körper von Benson und Weldon.
    Wir konnten nicht hören, was Weldon sagte, aber Bensons Gesicht mit der

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