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Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Weißes Leuchten (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Straße zum Haus führte, wurde von dem Geäst moosbewachsener Eichen überdacht wie von einem Baldachin, aber ansonsten war Weldon Sonnier nicht der Typ, der des barocken Schmucks wegen unnötig Land brachliegen ließ. Der ganze Grund vor dem Haus, selbst das Gebiet unten am Bayou, wo früher die Hütten der Sklaven gestanden hatten, war an Farmer verpachtet, die dort Zuckerrohr anbauten.
    Ich hatte es immer als Ironie des Schicksals empfunden, daß Weldon soviel von dem Geld, das er mit Öl verdient hatte, dafür ausgab, um in einer Villa im Stil der alten Südstaaten leben zu können, wo er selbst doch auf einer Farm aus der französischen Kolonialzeit aufgewachsen war, die über einhundertfünfzig Jahre alt war, ein wunderschöner Zypressenbau, der mühsam in Handarbeit und ohne Nägel errichtet worden war. Es gab in New Iberia Denkmalschützer, die buchstäblich in Tränen darüber ausgebrochen waren, als Weldon in einer schäbigen Hinterwäldlerkneipe eine Handvoll angetrunkener Schwarzer anheuerte, ihnen Brecheisen und Äxte in die Hand drückte und schließlich auf einem Zaun sitzend gemächlich eine Zigarre schmauchte und an einem Glas mit Cold Duck nippte, während sie die alte Sonnier-Farm in einen Haufen Bretter zerlegten, die er später für zweihundert Dollar an einen Schreiner verkaufte.
    Als ich mit meinem Pickup die Einfahrt hochfuhr und unter einer großen Eiche vor der Säulenterrasse parkte, warteten zwei uniformierte Deputies in ihrem Wagen auf mich. Die Vordertüren standen weit offen, damit sie in den Genuß der milden Brise kamen, die über den schattigen Rasen wehte. Der Fahrer, ein Mann namens Garrett, der früher in Houston Polizist gewesen war, ein stämmig gebauter Mann mit dickem blondem Schnurrbart und einer Gesichtsfarbe, die nach frischem Sonnenbrand aussah, schnippte seine Zigarette in hohem Bogen in die Rosen und stieg aus, um mir entgegenzugehen. Er trug eine Pilotensonnenbrille, und an seinem rechten Unterarm war eine Tätowierung, die einen grünen Drachen zeigte. Er war noch ziemlich neu, und ich kannte ihn nicht gut, aber ich hatte gehört, daß er in Houston seinen Abschied eingereicht hatte, nachdem er im Verlauf einer Internal-Affairs-Untersuchung vom Dienst suspendiert worden war.
    »Was habt ihr?« fragte ich.
    »Nicht viel«, sagte er. »Mr. Sonnier meint, es ist wahrscheinlich ein Unfall gewesen. Irgendwelche Jungs auf der Hasenjagd oder so was?«
    »Und was sagt Mrs. Sonnier?«
    »Die ist im Frühstückszimmer und stopft sich mit Beruhigungsmitteln voll.«
    »Aber was hat sie gesagt ?«
    »Nichts, Detective.«
    »Nennen Sie mich ruhig Dave. Denken Sie auch, daß das nur so’n paar Jungs waren?«
    »Werfen Sie doch mal einen Blick auf das Riesenloch in der Wohnzimmerwand, und sagen Sie mir dann, was Sie denken.«
    Dann sah ich, wie er sich selbst auf die Lippen biß, weil das so schroff herausgekommen war. Ich wollte zur Haustür.
    »Dave, warten Sie noch kurz«, sagte er. Er nahm die Brille ab und kniff sich in den Nasenrücken. »In der Zeit, wo Sie im Urlaub waren, hat uns die Frau zweimal angerufen, weil jemand ums Haus herumstrich. Wir sind gekommen, konnten aber niemanden finden, deshalb hab’ ich’s abgehakt. Ich dachte, sie ist vielleicht ein bißchen ... überspannt.«
    »Das kann man wohl sagen. Sie ist pillenabhängig.«
    »Damals hat sie ausgesagt, sie hätte einen Typ mit einem Narbengesicht gesehen, der durch ihr Fenster gestarrt hat. Sie meinte, es hätte ausgesehen wie rote Knetmasse oder so was. Aber der Boden war ganz naß, und Fußspuren hab’ ich keine gefunden. Aber vielleicht hat sie ja tatsächlich was gesehen. Wahrscheinlich hätte ich der Sache ein bißchen gründlicher nachgehen sollen.«
    »Machen Sie sich da mal keine Gedanken. Ich übernehme das jetzt. Warum fahrt ihr zwei nicht vorne zum Café und gönnt euch eine Erfrischung?«
    »Ist sie nicht die Schwester von diesem Nazi oder Klan-Politiker in New Orleans?«
    »Allerdings. Weldon hat ein Faible dafür, sich die Richtigen auszusuchen.« Ich konnte es mir nicht verkneifen: »Sie wissen doch, wer Weldons Bruder ist, oder?«
    »Nein.«
    »Lyle Sonnier.«
    »Dieser Fernsehprediger aus Baton Rouge? Sie machen Witze. Mann, ich wette, der Typ könnte Scheiße als Rosen verkaufen, ohne daß seine Hände nach was anderem als Seife duften.«
    »Willkommen in Süd-Louisiana, Kollege.«
    Weldon öffnete die Tür und gab mir die Hand. Sie war groß, rechteckig und dicke Schwielen zogen sich über

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