Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
feinen Stoff. Oh, wie sie schöne Dinge liebte. Hastig ergriff sie die Münzen und zählte sie zweimal. Sie würde ein paar Dinge kaufen müssen, wenn sie einen vornehmeren Eindruck machen wollte.
» Hübsch«, war Lornas Kommentar, als ihre Tochter wie eine Dame aus der Kutsche stieg. Auf dem braunen Wollkleid des Mädchens, am Kragen und an den Manschetten mit weißer Spitze eingefasst, schimmerte eine große goldene Brosche mit einem grünen Stein in der Mitte.
Rose bemerkte sofort, wie ihre Mutter das Schmuckstück anstarrte. » Ein Geburtstagsgeschenk von Sir Malcolm, Mama. Er sagt, ich kann bis zu seiner Rückkehr vom Parlament bleiben; sechs Wochen, Mama, obwohl ich natürlich auch früher schon zurückkommen kann.«
» Hmm, hattest du nicht daran gedacht, hier bei mir zu bleiben?«, fragte Lorna und verschränkte die Arme über ihrem eng sitzenden Mieder. » Hast du meinen Brief gelesen?« Sie betrachtete ihre fünfzehnjährige Tochter mit der schlanken Taille und dem ausladenden Busen.
» Ich werde sowohl wegen der gesellschaftlichen Stellung als auch aus Liebe heiraten, Mama, und bei Sir Malcolm habe ich für beides die besten Chancen.« Angewidert sah Rose, dass sich um die Achselhöhlen der Mutter dunkle Flecken gebildet hatten.
» Was soll das? Glaubst du, ich wäre mit einem dahergelaufenen Gärtner oder Aufseher zufrieden? Deine beste Chance lebt zurzeit hier, ein schottischer Gentleman mit seinem Leibdiener. Also lass deine Launen in der Kutsche und komm herein, um seine Bekanntschaft zu machen. Das hier ist unser beider Chance, also ruiniere bitte nicht meine Pläne.«
Rose warf ihrer Mutter einen trotzigen Blick zu und wandte sich an den Fahrer der Kutsche, der ebenfalls zum Personal von Sir Malcolm Wiley gehörte. » Würden Sie bitte so freundlich sein und mein Gepäck ins Haus tragen?«
Der Mann ergriff die beiden Lederkoffer und stellte sie einfach in den Staub. » Wir sind hier nicht auf dem Besitz von Sir Malcolm, Miss.«
Rose blickte ihre Mutter entsetzt an, als die Kutsche abfuhr.
» Spar dir deine Münzen, ich kann sie besser gebrauchen.« Lorna half ihrer Tochter, das Gepäck ins Haus zu tragen. » Ich bin in der letzten Zeit selbst ein wenig klamm, weil ich nicht mehr wie sonst Wäsche annehmen konnte.«
» Ich hatte geplant…«, begann Rose.
» Überlass die Planungen mir. Ich habe schon ein paar Dinge besorgt, aber wir brauchen Brandy. Jeder weiß doch, dass diese vornehmen Herren Brandy dem gewöhnlichen Rum, den das Volk trinkt, vorziehen. Und wir beide werden in einem Zimmer schlafen.«
» Also, Sir Malcolm…«, begehrte Rose auf und staubte einen der Stühle mit einem Küchenhandtuch ab, bevor sie sich hinsetzte, » …Sir Malcolm trinkt eigentlich…«
Lorna ließ sich schwer auf Roses Truhe sinken und wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab, das sie aus den Tiefen ihres gewaltigen Busens zog. » Brandy, Rose. Wir sind vornehme Frauen. Und jetzt gib mir bitte das Geld.«
Rose seufzte und reichte ihr einen Beutel. » Und wenn ich ihn nun nicht mag?«
Lorna schürzte die Lippen. » Du wirst ihn schon mögen.«
Hamish, dem es angesichts so geballter Weiblichkeit die Sprache verschlug, widmete sich seinem Essen. Das einfache Mahl aus Schaf, Brot und Sherry wurde durch eine Papageienpastete entschieden aufgewertet. Lees Beitrag wurde begeistert aufgenommen. Hamish fand Roses komplizierte Schilderung ihres Alltags charmant, und die Details von Sir Malcolms Haushalt erlaubten ihm den Luxus, nur zuzuhören, statt selbst zur Unterhaltung beizutragen. Er beneidete Roses Arbeitgeber um seinen Lebensstil.
» Sie können sicher sein, Mr Gordon, dass meine Rose mit diesem Wissen in der Lage wäre, jeden Haushalt zu führen. Sie ist natürlich an Personal gewöhnt; heutzutage ist das ein ganz wichtiger Gesichtspunkt.«
» In der Tat«, stimmte Hamish zu und tupfte seinen Schnauzbart mit einer Leinenserviette ab. Personal war anscheinend in jedem Haushalt ein Thema.
» War denn Ihr Anwesen sehr groß, Mr Gordon?«
» Groß genug, um Personal erforderlich zu machen«, erwiderte Hamish ausweichend.
» Nun.« Seine Gastgeberin lächelte kokett und neigte den Kopf zur Seite. » Noch Tee?«
» Danke, nein.«
» Vielleicht wäre jetzt ein kleiner Spaziergang angebracht. Das machen wir hier häufig.« Lorna ergriff den Schal ihrer Tochter. Der Abend war bemerkenswert gut verlaufen. Sie hatte drei neue Gläser mit Stiel und neue Leinentischwäsche gekauft, und ihr Esstisch
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