Wellentänze: Roman (German Edition)
wir voll besetzt sind, wären dreizehn Personen zu bekochen. Würden Sie das schaffen?«
»Ich denke schon.«
»Gut«, meinte Suzy. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es könnte. Ich habe nie für mehr als sechs Personen gekocht, und selbst dann war es immer ein Albtraum. Obwohl ich nach der Schule einen Kochkurs besucht habe. Meine Eltern dachten, es könnte nützlich sein.«
Julia fühlte sich gezwungen zu fragen. »Und, war es das?«
Suzy schien zu zweifeln. »Nun, vielleicht nützt es mir ja jetzt etwas.« Sie warf abermals einen Blick auf ihre Liste. »Wie steht es mit Ihren Erfahrungen auf Kanalbooten?«
»Ich habe keine.« Julia wollte diesen Job wirklich bekommen, aber nicht unter Vorspiegelung falscher Tatsachen.
»Vergessen Sie es. Onkel Ralph meinte, wenn ich auf dieser Art von Erfahrungen bestehen würde, würde ich niemals jemanden finden.« Suzy nahm einen Schluck von ihrem Wein. »Außerdem haben wir ja Jason.« Sie sah Julia an, und diese bemerkte eine gewisse Unsicherheit im Gesicht ihrer potenziellen Arbeitgeberin. »Es war nämlich – es ist – Onkel Ralphs Geschäft. Er will es mir verkaufen – zu günstigen Bedingungen über mehrere Jahre hinweg –, wenn ich die erste Saison gut hinter mich bringe. Wenn nicht, sucht er sich einen anderen.«
»Wie ... nett.« Julia fand, dass sie persönlich in der Vergangenheit genug Verantwortung getragen hatte.
»Das ist es vielleicht wirklich. Onkel Ralph war immer auf meiner Seite. Jedenfalls, wenn es gegen Mummy und Dad ging.« Suzy zog die Nase kraus. »Ich habe das nicht ganz so gemeint, wie es klang. Ich meine, die beiden lieben mich sosehr, aber man hat einfach den Eindruck, dass sie mich nicht glücklich sehen wollen. Ralph hat immer verstanden, wie sehr mich das alles erstickt hat.«
»Hm.« Julia versuchte, möglichst neutral zu klingen, und machte ein Gesicht, von dem sie hoffte, dass es offen und interessiert wirkte. Sie hatte seit Jahren kein Vorstellungsgespräch mehr mitgemacht, da sie so lange für Strange’s gearbeitet hatte, aber sie hielt es auf jeden Fall für eine schlechte Idee, sich zu den Eltern ihrer zukünftigen Arbeitgeberin zu äußern. Es war ihrer Sache nicht besonders förderlich gewesen, als sie sich einmal auch nur einen Anflug von Kritik bezüglich Oscars Mutter gestattet hatte, auch wenn in diesem Anflug das Wort »Kuh« vorgekommen war.
»Und wie gesagt, wir haben ja auch noch Jason.« Suzy verzog das Gesicht ein wenig. »Was wahrscheinlich eine gute Sache ist.«
»Nur wahrscheinlich?«
»Er ist eine Spur zu herablassend. Ich habe ihn letzten Sommer kennen gelernt, als ich mit Ralph auf den Hotelbooten gearbeitet habe. Jason hat mir sehr viel beigebracht, und er meinte, ich sei ›recht gut‹. Aber in Wirklichkeit meinte er: ›recht gut, wenn man bedenkt, dass ich Daddys kleine Prinzessin bin.‹«
Julia spürte, dass sie errötete. Sie hatte genau denselben Gedanken gehabt, was Suzy betraf.
»Womit er damals durchaus Recht hatte«, gestand Suzy lachend. »Aber heute ist das anders. Von jetzt an werde ich ohne das Geld und die überholten Vorstellungen meiner Eltern zurechtkommen.«
»Das ist sicher ein guter Entschluss.« Julia hatte in letzter Zeit selbst unter überholten Vorstellungen zu leiden gehabt.
Suzy nahm wieder ihre Liste zu Hilfe. »Onkel Ralph riet mir, Sie zu fragen, warum Sie sich für den Job beworben hätten. Er meinte, das wäre sicher sehr aufschlussreich. Obwohl ich mir da jetzt nicht mehr so sicher bin.«
Julia beschloss, ihr eine ehrliche Antwort zu geben. »Ich habe gerade eine sehr unpassende Verlobung gelöst und gleichzeitig meine Stellung gekündigt. Mein Chef und mein Verlobter sind gute Freunde. Ich fand, dass sich in meinem Leben etwas von Grund auf ändern müsse und ich zur Abwechslung mal etwas tun sollte, was mir Spaß macht.«
»Ich finde, das klingt sehr überzeugend. In gewisser Weise ist das auch der Grund, warum ich hier bin. Meine Eltern wollten auch von mir, dass ich heirate und mich häuslich niederlasse.«
»Sind Sie dafür nicht noch ein bisschen jung?«
»Natürlich. Aber sie sind der Meinung, ich hätte in puncto Männer einen unmöglichen Geschmack. Bloß weil ich eine Affäre mit dem Pool-Boy hatte!« Sie schnitt eine Grimasse. »Aber das war von Anfang an nichts Ernstes. Ich weiß gar nicht, warum sie deswegen so ein Theater gemacht haben.« Suzy grinste, und in ihren sorgsam geschminkten Wangen erschienen zwei Grübchen. »Nach dieser Geschichte
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