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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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vom Steg trennten. Selbst mit einem gesunden Bein und genügend Anlauf hätte er nicht so weit springen können.
    Die ausweglose Lage schnürte ihm die Kehle zu. Er ballte die Hände zu Fäusten. »Tu das nicht.«
    Das Segel flatterte im Wind und machte sich bereit, sie von ihm wegzutragen.
    »Ich muss.«
    In dem verzweifelten Bemühen, sich ihr verständlich zu machen, hielt er ihren Blick fest. »Du hast gesagt, dass wir in dieser Sache in einem Boot sitzen. Verdammt, Maggie …«
    »Sie geht«, unterbrach ihn Dylan. »Finde dich damit ab. Es ist ja nicht das erste Mal.«
    »Du hältst dein verdammtes Maul«, schnauzte Caleb.
    Maggie hielt sich mit weißen Knöcheln an der Reling fest. »Ich liebe dich«, sagte sie über das Wasser hinweg.
    Er hätte sich dadurch besser fühlen müssen, doch alles wurde nur noch schlimmer. Ein Sturm aus Verlangen und Wut und schrecklicher Angst tobte in seiner leeren Brust.
    »Da hast du dir aber eine höllisch schlechte Gelegenheit ausgesucht, mir das zu zeigen«, erwiderte er.
    Kam es ihm nur so vor, oder füllten sich ihre Augen mit Tränen?
    »Du bist hier in Sicherheit«, entgegnete sie, während ein Schauer durch das Boot lief, das sich gegen Dylans starke Hand auflehnte. Das Segel schlug wie ein gefangener Vogel wild hinter ihr im Wind. »Die Aura wird dich schützen, bis ich wiederkomme.«
    »Wann?« Das einsame Wort peitschte wie ein Schuss.
    Sie wich zurück. »Danach. Sobald ich kann.«
    Nachdem sie den Dämon gestellt hatte, meinte sie.
    Vorausgesetzt, sie überlebte es.
    »Maggie, um Gottes willen …« Er hatte furchtbare Angst um sie. Er war zornig. »Wenn du mich liebst, musst du mir vertrauen. Uns vertrauen. Zieh das nicht allein durch.«
    Dylan stellte sich neben sie und legte ihr besitzergreifend eine Hand auf die Schulter. »Sie ist nicht allein. Sie ist jetzt bei einem der Ihren.«
    »
Huren
sohn.« Caleb hinkte zum Ende des Stegs.
    Das Boot machte einen Satz in den Wind und war fort.
     
    Caleb kauerte über dem Antriebsknopf des Außenbordmotors und sah finster auf das Gewirr aus losen Kabelenden, die zu den Zündkerzen laufen sollten.
    Er hätte am liebsten etwas – den Motor, seinen Bruder – mit bloßen Händen in der Luft zerrissen.
    Maggie war weg.
    Und er saß auf Brigadoon fest, unfähig, sie zu beschützen, viel zu weit entfernt, um ihr zu helfen, der Mittel und Techniken beraubt, die ihm wenigstens einen gewissen Handlungsspielraum verschafften und ihm die Illusion von Kontrolle vorspiegelten.
    Seine Hand schloss sich um den Schraubenschlüssel. Er hatte sich die Knöchel am Schwenkbügel aufgeschrammt. Blut und Schmiere vermischten sich auf seinen Händen.
    Er hätte ihr von dem Fell erzählen sollen.
    Wegen ihm war sie nicht geblieben, aber vielleicht hätte sie es wegen des Fells getan. Er hätte es als Druckmittel benutzen können, um sie zu zwingen, ihn mitzunehmen. Und wenn sie nicht angebissen hätte, hätte er ihr das verdammte Ding gegeben, damit es sie beschützte.
    Er hätte alles gegeben, alles getan, um sie zu beschützen.
    Aber sie war weg.
    Er wischte sich übers Gesicht, über die Augen, die vom Gleißen des Wassers und von ungeweinten Tränen brannten.
    »Finde dich damit ab. Es ist ja nicht das erste Mal … Sie ist jetzt bei einem der Ihren.«
    Warum zur Hölle hatte Dylan ihr dann nicht das Fell gegeben?
    Caleb blinzelte aufs Meer hinaus, während die Rädchen seines Polizistengehirns ratterten. Was hatte sein Bruder auf dem Boot getragen? Nicht viel. Eine Art Neandertalerschurz um die Hüfte.
    Das Fell gehörte also nicht ihm.
    Wusste er überhaupt, dass es im Schlafzimmer versteckt war? Oder hatte Gwyneth es selbst in die Kiste gelegt?
    Ein Blitzen auf dem Wasser fesselte Calebs Aufmerksamkeit – es war die Sonne, die auf einen Schiffsrumpf aus Glasfaser oder auf ein gehisstes Segel traf. Seine Brust weitete sich in einer plötzlichen, dummen Hoffnung.
    Kein Segel, erkannte er, als sich das Boot über die Wellen näherte. Seine Silhouette – rot und schnell – lag zu tief im Wasser. Er konnte das Brummen eines Motors hören.
    Caleb richtete sich langsam auf, bereit, das Boot vorbeifahren zu sehen.
    Aber während es sich rasch näherte, ohne den Kurs zu ändern, wuchs Hoffnung in ihm. Dies konnte seine Fahrkarte nach World’s End sein.
    Caleb hob einen Arm und winkte, aber der Bootsführer, eine unbewegliche Gestalt im Cockpit, beantwortete seinen Gruß nicht.
    Natürlich nicht.
»Die Aura wird dich schützen, bis

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