Wellentraum
Hinsicht überlegen.
Und doch …
Und doch.
Ihre Vorstellungen hatten sich verändert, ebenso wie sie selbst, in ihren Sehnen und Nerven, in ihrer Denkweise, in den Tiefen ihres Herzens.
Caleb
hatte sie durch irgendeine sonderbare Alchemie der Seele verändert. Er hatte sie dazu ermuntert, Mut zu haben, und ihr das Lieben beigebracht.
Denn sie liebte ihn, mit allem, was in ihr war. Aber sie hatte ihm nicht vertraut. Sie hatte nicht an ihn geglaubt, wie er an sie glaubte, wie er sie akzeptierte, wie er sie liebte. Er hatte versucht, ihr das zu sagen.
»Wenn du mich liebst, musst du mir vertrauen. Uns vertrauen. Zieh das nicht allein durch.«
Aber sie hatte nicht auf ihn gehört.
»Caleb hat mich nicht zerstört«, erwiderte sie. »Er hat mich erst lebendig gemacht.«
»Zum Menschen«, spie Dylan aus.
Margred lächelte. Ihr Herz war sich plötzlich ganz sicher. »Ja. Dreh wieder um.«
Das Ding, das Bruce Whittakers Gesicht hatte, lächelte Caleb entgegen, während seine Augen über das Boot, den Steg, den Strand glitten. Suchend, dachte Caleb. Nach Maggie.
Er legte automatisch die Hand an seine Waffe.
»Chief«, sagte das Ding aus Whittakers Mund.
»Wer bist du?«, fragte Caleb.
Die Augen weiteten sich. Whittakers blassgraue Augen, in denen ein schreckliches Vergnügen tanzte. »Weißt du das nicht?«
»Ich erkenne das Gesicht«, erwiderte Caleb, während er sich in die richtige Position brachte und die Pistole aus dem Holster zog. »Nur den Namen hab ich nicht verstanden.«
»Oh, sehr gut«, lobte das Ding. »Du kannst mich Tan nennen.«
»Tan. Gut«, sagte Caleb und erschoss ihn.
Zumindest versuchte er es.
Der Verschluss klickte sinnlos in seiner Hand.
»Sie funktioniert nicht«, teilte ihm Tan mit. Er nahm einen Revolver – eine . 357 Magnum voller Durchschlagskraft, Lieblingswaffe eines jeden Hausbesitzers – vom Steuerpult des Boots und zielte damit auf Calebs Brust. »Die hier schon. Wirf deine Pistole ins Wasser.«
Calebs Griff verstärkte sich.
Nie die Waffe herausgeben. Hör nicht auf zu reden.
»Netter Trick.«
»Danke. Ich habe die Zündungskette unterbrochen. Genauso leicht könnte ich sie in deinen Händen explodieren lassen. Aber ich kann sie später vielleicht noch gebrauchen.«
Sie.
Seine Hände? Caleb wehrte sich gegen ein Frösteln bei dem Gedanken, der Dämon würde ihn benutzen. Seine Hände gebrauchen.
»Wie das?«, fragte er.
»Du hast etwas, das ich haben will«, antwortete Tan vom Deck des Boots aus.
Er konnte ihn nicht berühren. Erreichen. Noch nicht. Aber wie ein Krimineller, der von seiner eigenen Verschlagenheit beeindruckt war, ergötzte sich das Ding am Klang seiner eigenen Stimme. Das konnte sich Caleb zunutze machen. »Vielleicht können wir ja verhandeln.«
Tan lächelte. Es war eher ein Verzerren der Gesichtsmuskeln, das Whittakers Zähne entblößte. »Ich würde dich lieber betteln hören.«
Calebs Hände schwitzten am Pistolengriff. Blut trocknete auf seinen Knöcheln. »Das hat bei deinem letzten Opfer auch nicht so gut geklappt. Sonst hättest du es jetzt nicht auf mich abgesehen.«
Der Dämon zischte.
»Komm schon«, stachelte ihn Caleb weiter auf. »Mach mir ein Angebot.«
»Dein Leben für das Fell.«
Das Fell.
Goldstücke schimmerten hervor unter schwerem, gesprenkeltem … Pelz.
Maggies letzte Hoffnung auf Flucht.
Caleb schüttelte flüchtig den Kopf.
Nein.
Als ob er hier die Fäden in der Hand hielte und nicht eine nutzlose Waffe. Als ob er nicht in das blinde, schwarze Auge einer . 357 Magnum in den Händen einer Kreatur starrte, die man nicht töten konnte. »Wir wissen doch beide, dass du mich nicht am Leben lassen würdest.«
Tan machte sich nicht die Mühe, es zu leugnen, und zuckte mit den Schultern. »Dann … einen schnellen Tod.«
Hör nicht auf zu reden. Hör nicht auf zu denken.
Es musste einen Ausweg geben. Ein Kampf nahm nie den Verlauf, den man geplant hatte. Man musste flexibel bleiben.
»Und im Gegenzug willst du …«
»Das Seehundfell der Selkie Gwyneth. Ja.«
»Warum? Sie ist tot.«
»Sagen wir, ich will es … um ihr Andenken zu bewahren.«
Caleb unterdrückte ein weiteres ekelerfülltes Schaudern. Es passte nicht zusammen. Der Dämon hatte Maggies Seehundfell verbrannt. Es ergab keinen Sinn, dass er das von Gwyneth aufheben wollte.
Als würde irgendetwas an dieser Situation einen Sinn ergeben.
Denk. Rede.
»Du scheinst mir nicht gerade der sentimentale Typ zu sein.«
»Was ich tue und wie ich
Weitere Kostenlose Bücher