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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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bin, geht dich nichts an.«
    »Ich persönlich glaube ja, du hast es versaut«, sagte Caleb. Die Provokation war wohlüberlegt.
Sorge dafür, dass er weiterredet. Lenk ihn ab. Such einen Ausweg, eine Lücke.
»Ich glaube, sie ist gestorben, bevor du dir ihr Fell schnappen konntest, und jetzt sitzt du in der Scheiße.«
    »Sie war schwach.« Tan spie die Worte aus. Die Mündung seiner Magnum zitterte. »Ihr Tod war …«
    »Ein Fehler?«, schlug Caleb vor.
    Der Dämon erstarrte. »Ein Missgeschick.«
    »Du wolltest also nicht, dass sie stirbt?«
    »Ich wollte, dass sie aufhört zu existieren.« Um seine Worte zu unterstreichen, fuchtelte er mit der Waffe herum. »Der Tod ihres Körpers ist kaum von Belang für ihr Dasein. Ihr Volk wird es nicht kümmern, solange das Miststück von der See wiedergeboren werden kann.«
    Caleb ließ die Mündung nicht aus den Augen. Eine Waffe war nur so effektiv wie die Person, die sie hielt. »Du
willst,
dass ihr Volk stocksauer auf dich ist?«, fragte er und machte einen halben Schritt vorwärts.
    »Nicht auf mich. Die Kinder der See sind zu nachsichtig mit den Menschen. Ihr überrennt die Erde, verschmutzt das Wasser, vergewaltigt die Luft, und noch immer müssen die Elemente eure Existenz ertragen. ›Weil es der Schöpfer so will.‹« Tans Körpersprache wurde immer heftiger. »Der Meereskönig hat Jahrhunderte mit Träumen und Lügen verschwendet. Sein Erbe ist zu vorsichtig, um zu handeln. Aber die planvolle Vernichtung der Ihren können sie nicht ignorieren. Nicht, da ihre Zahl sowieso schon schwindet.«
    Der Dämon klang wie ein verfluchter Terrorist. Als ob es den Tod Unschuldiger rechtfertigen könnte, wenn man Gewalttaten unter dem Deckmantel einer noblen Mission ausübte.
    Caleb beherrschte seine Wut. »Deshalb gibst du dich für einen Menschen aus, tötest eine Selkie und hoffst, dass die Menschen dafür verantwortlich gemacht werden.«
    »Du wirst dafür verantwortlich gemacht werden. Du wirst bereits von deinesgleichen verdächtigt. Und wenn noch mehr sterben, wird selbst dieser Selkie-Dummkopf König Llyr von deiner Schuld überzeugt sein.«
    Nervosität kroch in Calebs Nacken. Hämmerte in seinen Schläfen.
»Wenn noch mehr sterben …«
    Maggie.
    Er musste dieses Ding stoppen, bevor es Maggie erreichte. Bevor sie feststellte, dass Whittaker nicht auf World’s End war, und ihn suchen kam.
    Er schob den anderen Fuß vorwärts und schätzte die Distanz
(noch zu weit)
sowie seine Chancen
(nicht gut)
ab.
    Hör nicht auf zu reden.
    »Warum sollte es sie kümmern? Ich werde dann tot sein. Du bringst mich um, das gleicht den Punktestand wieder aus.«
    Whittaker riss den Mund auf. Eine Sekunde lang wagte Caleb zu hoffen, dass er zu ihm durchgedrungen war – oder zu dem Dämon in seinem Inneren.
    »Das Töten wird mit deinem Tod nicht enden.« Tan hatte sich wieder gefangen. »Und indem ich dir das Leben nehme, überzeuge ich den Selkie-Prinzen davon, dass wir gemeinsame Interessen haben.«
    Noch einen Schritt. Alles, was er brauchte, war Ablenkung. Einen Vogel, ein Boot, eine weitere verdammte Leuchtfackel …
    »Caleb!«, schrie Maggie übers Wasser.
    Whittakers Kopf flog herum. Auch gut.
    Caleb hechtete los und zielte auf die Magengrube des Anwalts. Gemeinsam schlugen beide auf dem Deck auf.
     
    Das Krachen des Schusses hallte übers Wasser.
    Margred schluchzte auf. »Schneller!«
    Das Boot machte einen Satz vorwärts, als Dylan all seine Macht zusammennahm und den Wind anrief, die Segel zu füllen. Margred klammerte sich mit beiden Händen an die Reling, während Angst ihr das Blut gefrieren ließ. Angst und Schuld. Sie wusste, wem Caleb gerade ins Auge sah. Sie hätte ihn nie alleinlassen dürfen.
    Caleb und der dünne Mann – Whittaker? – wälzten sich kämpfend auf Deck und stießen an Sitze und Borde.
    Wenigstens war er am Leben. Blutete er? War er angeschossen?
    Ihre Kehle schnürte sich zusammen. Sie konnte nichts sehen.
    Taumelnd kam sie auf die Beine, um eine bessere Sicht zu haben, und wäre beinahe über Bord gegangen, als das Segelboot beidrehte.
    »Verdammt, setz dich wieder hin«, bellte Dylan.
    Sie ließ sich auf einen Sitz fallen, während ihr das Herz bis zum Hals klopfte. »Beeil dich.«
    Über dem Rauschen von Wind und Wasser, durch das Dröhnen in ihrem Kopf hörte sie Kampfgeräusche, Faustschläge, Ächzen. Etwas prallte hart gegen das Steuerpult des Motorboots. Sie zuckte zusammen.
    Dylan schob sich an ihr vorbei und machte sich mit

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