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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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bekommen.«
    »Von jedem Verrückten und Irren im Umkreis von achthundert Kilometern. Nein danke.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass
sie
nicht verrückt ist?«
    Calebs Muskeln am Hinterkopf verkrampften sich. Er massierte sich den Nacken mit einer Hand, während er mit der anderen den Hörer hielt. »Weil sie’s nicht ist.«
    »Nur ziemlich vergesslich«, entgegnete Reynolds trocken.
    »Sie hat eine Gehirnerschütterung.«
    »Sie hat eine Beule am Kopf. Das heißt nicht, dass sie die Wahrheit sagt.«
    Argwöhnischer Bastard.
    Aber er hatte recht. Caleb wusste nicht, was ihm mehr Sorgen machen sollte – dass Maggie ihn vielleicht anlog oder dass er ihr so dringend glauben wollte.
    »Ich versuche, sie dazu zu überreden, sich von einem Neurologen auf dem Festland untersuchen zu lassen. Sie sollen ein CT machen und mit geeigneten Techniken ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen«, meinte er.
    »Gute Idee«, pflichtete ihm Reynolds bei. »Wenn man sie mit genug Barbituraten vollpumpt, entspannt sie sich vielleicht und kann ein paar Fragen beantworten.«
    »Ich dachte eher an Hypnose.«
    »Klar. Wenn Sie wollen, dass der Staatsanwalt ihre Aussage vor Gericht abschmettert.«
    Caleb biss die Zähne zusammen. »Haben Sie eine bessere Idee?«
    »Nein, auch nicht. Haben Sie schon mal in Erwägung gezogen, dass Ihre Jane Doe …«
    »Sie heißt Maggie.«
    »Richtig. Haben Sie schon mal in Erwägung gezogen, dass sie nicht identifiziert werden
will?
«
    »Weil sie sich vor jemandem versteckt.«
    »Das. Oder jemand hat bereits mit ihr Kontakt aufgenommen, und sie deckt ihn.«
    Caleb hatte das sehr wohl in Erwägung gezogen. Maggie wohnte bei ihm. Schlief mit ihm. Er wusste, dass sie ihren Kaffee sehr süß mochte und den Sex schnell und hart. Aber wie gut kannte er sie wirklich?
    Plötzlich erinnerte er sich lebhaft daran, wie Maggie lächelnd bei Antonia mit dem Kater gespielt hatte.
»Er lässt es sich gefallen, dass ich ihn berühre, dass ich ihn streichle. Aber dieser Kater gehört ihnen nicht.«
Ihr Blick hatte den seinen gesucht.
»Genauso wenig würde ich dir gehören, wenn ich mich entschließen sollte, bei dir zu bleiben.«
    »Sehen Sie zu, was sich von Ihrer Seite aus tun lässt, damit sich etwas bewegt«, bat er Reynolds.
    Und er selbst würde das auch tun, dachte Caleb und legte auf.
    Vielleicht wollte Maggie sich nicht erinnern. Darum ging es bei Amnesie doch wohl, oder? Der Geist schützte sich gegen Dinge, die zu schrecklich waren, als dass man sie sich ins Gedächtnis rufen konnte.
    Er schob die Erinnerungen an den Irak, an Jacksons Stiefel, an Dannys Gesicht beiseite …
    Zur Hölle, er selbst hätte nichts lieber getan, als zu vergessen.
    Solange Caleb bereit war, seinen Job zu ignorieren, seine Pflichten zu vergessen, konnte er sich blind stellen und so tun, als ob. So tun, als ob sein Bein nicht nur durch Schrauben und Narbengewebe zusammengehalten wurde, als ob er sich nicht zu demselben Zweck in die Arbeit zurückzog, wie sein alter Herr Zuflucht zur Flasche nahm. So tun, als ob Maggie bei ihm zu bleiben konnte, in seinem Haus. In seinem Bett.
    Es ging nicht nur darum, dass sie für Sex zur Verfügung stand. Das hatte er auch von Sherilee bekommen, wenigstens am Anfang.
    Maggie freute sich ihres Lebens. Sie genoss jede Mahlzeit, jeden Morgen, jeden Wetterumschwung.
    Und Sex. Gott, sie liebte Sex. Die Dinge, die sie mit den Händen und dem Mund anstellte … Die Laute, die aus ihrer Kehle aufstiegen, als ob ihr gefiel, was sie tat … was er tat …
    Ja. Das war etwas anderes. Sie war anders.
    Sie klagte nie. Weder über ihren Kopf noch über ihre Füße, das Trauma des Überfalls oder die Belastung ihres neuen Jobs. Über ihre seltsamen Wissenslücken, die in Caleb die Frage aufwarfen, ob sie der Angreifer nicht ein kleines bisschen zu hart getroffen hatte. Über seine Narben oder seine Alpträume oder die mangelnden Fortschritte, die er in ihrem Fall machte.
    Vielleicht stellte auch sie sich gern blind.
    Nicht, dass Maggie das war, was Caleb häuslich nennen würde. Regina berichtete, dass sie in der Küche fast nicht zu gebrauchen war.
    Aber sein Haus fühlte sich irgendwie belebter an, seitdem sie dort wohnte. Er mochte es, wie sie die Fenster öffnete, Sicherheitsrisiko hin oder her. Er mochte es, wie das Badezimmer roch, nachdem sie geduscht hatte, er mochte die Fläschchen, die sie auf seinem Waschbecken stehen ließ, oder die offene Zuckerdose auf dem Küchentisch.
    Schon nach drei Tagen

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