0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
Millionen Teenager in aller Welt weinten, als Pietro Camino an einem kalten Februarabend auf den Stufen der Delancy Appartements ermordet wurde.
Es war vier Minuten vor acht Uhr abends. Das Taxi hielt nur wenige Schritte vor dem Gartentor des eleganten Hauses. Pietro Camino kletterte aus dem Wagen und entlohnte den Fahrer.
»Acht Dollar, Sir«, sagte der vierschrötige Taxifahrer und bedankte sich dann überschwänglich, als Camino ihm eine Zehn-Dollar-Note reichte und mit einem gemurmelten »Es stimmt« auf das Gartentor zuging. Es war der letzte Beweis von Großzügigkeit, zu dem Camino Gelegenheit hatte. Während der hochgewachsene, dunkelhaarige Mann, der die Herzen ungezählter weiblicher Fernseh- und Filmfans bei seinen Auftritten höherschlagen ließ, das Gartentor hinter sich schloss, vernahm er das Motorengeräusch zweier Fahrzeuge.
Pietro Camino, der Star des WDAC-Fernsehstudios, wandte sich wie von einer dunklen Ahnung getrieben um.
Er sah, wie das Taxi um die nächste Ecke verschwand, und er sah eine dunkle Limousine, die im gleichen Augenblick vor dem Gartentor hielt. Es war so dunkel auf der Straße, dass der Schauspieler nicht feststellen konnte, ob eine oder mehrere Personen in dem Wagen saßen. Schon wollte Camino die letzten Stufen der breiten Treppe emporsteigen, als ein Mann aus der Limousine stieg.
Jetzt ging alles blitzschnell.
Der Mann stand auf der, der Straße zugewandten Seite des Wagens. Er hielt etwas in der Hand, das Camino anfangs nicht erkennen konnte.
Dann zuckte Camino unter einer jähen Erkenntnis zusammen. Er wollte sich herumwerfen, aber es war zu spät. Das letzte, was der Fernseh-Star sah, war ein kurzer intensiver Feuerstrahl, der auf ihn zuschoss.
Caminos Brust wurde von der Garbe einer MP getroffen. Der Fernseh-Star warf die Arme in die Luft, richtete sich steil auf und stürzte dann die Treppe hinab.
Mit aufheulendem Motor verschwand die schwarze Limousine, in der Caminos Mörder saß.
***
Eine halbe Stunde nach dem Mord benachrichtigte mich Lieutenant Crosswing, der Leiter der Mordkommission drei.
»Hallo, Jerry«, sagte er. »Ich rufe Sie an, bevor der High Commissioner Ihren Boss gesprochen hat. Man hat Camino ermordet«
»Camino? Ist das nicht der Schauspieler, der als Kronzeuge in dem Giuletto-Prozess auftrat?«
»Richtig! Außerdem war er der Star der WDAC-Fernsehstudios, das eine Sendefolge über Lucio Giuletto plante!«
»So? Davon weiß ich nichts.«
»Es stand heute Morgen in der Zeitung. Ihr Freund, der Reporter Louis Thrillbroker, schrieb ausführlich darüber. Sie wissen ja, dass der König von Little Italy, wie der Gangster Giuletto genannt wurde, vor drei Monaten von dem Detective-Sergeanten Hastings erschossen wurde. Giulettos Gang aber existierte weiter. Das Fernsehen hat sich jetzt des Stoffes bemächtigt. Randolph Roy sollte die Regie führen und Camino die Rolle des Gangsters Giuletto spielen. Camino war vor Gericht Kronzeuge, als man die Straftaten der Gang auirollte. Camino soll früher sogar Mitglied der Gang gewesen sein, bevor er beim Fernsehen Karriere machte. Er ging in dem Prozess damals straffrei aus, und war dann für einige Zeit verschwunden. Wahrscheinlich hat er die Rache seiner ehemaligen Kumpane gefürchtet. Thrillbroker schrieb, dass man Camino eine halbe Million geboten habe. Viel Geld. Aber er muss wahnsinnig gewesen sein, als er diese Rolle annahm. Es ist ein zu heißes Eisen. Sogar in Hollywood hatte man anfangs Interesse, Meß dann aber die Finger davon, da man keine Scherereien mit der Unterwelt wollte. Milton Looke, der General Manager des Fernsehens, hat sich dann des Stoffes angenommen.«
»Schön und gut«, sagte ich. »Aber warum erzählen Sie mir das eigentlich alles. Es handelt sich dabei doch um einen Mord, der in Ihr Ressort fällt und nicht in das des FBI.«
»Hören Sie weiter, Jerry. Milton Looke rast vor Wut. Er muss sich jetzt einen neuen Star für die Hauptrolle der Sendung suchen. Er hat bereits eine Pressekonferenz einberufen und wird einen gewaltigen Rummel machen. Was aber viel schlimmer ist… Looke behauptet, der Mord sei das Werk der Mafia. Wenn das der Fäll ist, dann muss sich das FBI einschalten. Ich weiß zufällig, dass Looke zurzeit bei der Crime Commission sitzt und den Senator bearbeitet. Wir werden uns also aller Voraussicht nach wieder einmal mit vereinten Kräften bemühen müssen.«
»Na, ich bin gespannt, was dabei herauskommt«, sagte ich und beendete das Gespräch mit dem
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