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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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töten?«
    »Ja.«
    Wieder seufzte sie, legte mir eine Hand schwer auf die Schulter und spannte das Bein unter meinem Kopf an. Ich schloss die Augen und machte mich innerlich schon auf einen Streit gefasst. Doch die nächste Frage stellte sie leise und ruhig. »Warum hast du es nicht getan?«
    Damit hatte ich nicht gerechnet. »Ich wollte es nicht. Er war … einfach nur ein ganz gewöhnlicher Mensch. Ziemlich verrückt, aber kein Dämon oder so etwas Abartiges.«
    »Er war ein Soziopath«, sagte Mom.
    »Er war so, wie ich in zwanzig Jahren sein könnte. Er war genau der Mensch, zu dem ich mich entwickeln könnte. Ich habe mich aber entschieden, dass ich nicht so sein will.«
    Ihr Arm und ihr Bein entspannten sich wieder, und auf einmal wurde mein Kopf feucht. Tränen. »Und was wirst du tun?«
    »Keine Ahnung.«
    »Weißt du denn, in wem … in wem der Dämon jetzt steckt?«
    »Ja.«
    Sie unterdrückte ein kleines Schluchzen. »Wer ist es?«
    »Keiner.« Sie hat es schon erraten. »Keiner, den du kennst.« Ich zog mich von ihr zurück, richtete mich auf und starrte die Wand an. »Es spielt keine Rolle.«
    »Ich will doch nur …«
    Das Telefon schrillte. Mir wurde wieder kalt. Ich fürchtete mich vor dem Anruf, als wäre es mein eigener Tod. Mom stand auf, hob ab und meldete sich.
    »Hallo?« Eine Pause. »Oh, hallo, Brooke, wie schön, mal wieder von dir zu hören. Ich wollte … o ja, er ist da, aber …« Fragend blickte sie mich an. »Ich fürchte, er kann jetzt nicht …«
    »Warte!« Ich sprang auf. »Ich gehe ran und rede mit ihr.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    Sie zögerte und dachte nach.
    »Bitte«, flehte ich sie an.
    Mom hob den Hörer wieder ans Ohr. »Ich gebe ihn dir.« Sie reichte mir das Telefon, und ich meldete mich mit geschlossenen Augen.
    »Hallo.«
    »Hallo, John.« Brookes Stimme, Brookes Mund, Brookes Körper. Mir wurde übel. »Ich überlege gerade, was wir morgen unternehmen sollen. Hast du schon einen Plan?«
    Ich holte tief Luft und gab mir Mühe, unbefangen zu antworten. Halt sie einfach bei Laune, dachte ich. Höchstens noch zwei Tage. Ich musste mir etwas ausdenken und sie so freundlich wie möglich behandeln.
    Mom runzelte die Stirn. »Geht es dir auch wirklich besser?«
    »Sie unbesorgt.« Langsam ging ich durch den Flur zu meinem Zimmer. »Mach dir keine Sorgen um mich.« Schließlich bin nicht ich es, der sterben wird.
     
    Feuer war die einzige Möglichkeit. Nur damit konnte ich die Dämonin mit Sicherheit töten, ohne Fehler zu begehen und ihr einen Fluchtweg offen zu lassen. Ich musste es tun, ich musste Niemand davon abhalten, weitere Mädchen zu übernehmen. Brooke würde dabei zwar auch sterben, doch sie würde die Letzte sein. Nie wieder sollte Niemand ein Mädchen opfern, um ihre unerfüllbare Sehnsucht nach Vollkommenheit zu stillen.
    Feuer würde funktionieren. Feuer war der Inbegriff der Zerstörung, und selbst wenn Niemand sich wie Crowley regenerieren konnte, würde ein ordentliches Feuer sie schneller verzehren, als sie sich erholen konnte. Es würde sie töten, bevor sie den Körper verlassen konnte. Nun musste ich nur noch die richtige Stelle finden, ein Feuer legen und Brooke nahe genug heranlocken, damit ich sie hineinstoßen konnte. Wie sollte ich das zuwege bringen, ohne ihr Misstrauen zu wecken? Und wo wären wir unbeobachtet, damit niemand einen Rettungsversuch unternähme?
    Vielleicht wäre es gar nicht so schlimm, mit Niemand zu leben. Vielleicht würde sie sogar glücklich – ich könnte sie für immer glücklich machen und in dem Körper festhalten, und wir könnten zusammen die Dämonen jagen, wie sie es vorgeschlagen hatte. Wenn ich es rein sachlich betrachtete, konnte ich mit Niemand zusammen Hunderte, vielleicht Tausende von Menschen retten, indem wir gemeinsam nur eine Handvoll Dämonen erledigten. Die Formans dieser Welt, die Anführer dieser höllischen Gemeinschaft, sie waren die wichtigsten Ziele. Niemand musste sich vielleicht noch einige Male selbst töten, doch im Vergleich zu den Tausenden Menschen und Familien wäre das ein kleines Opfer. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Dämonen sich da draußen noch herumtrieben, wie viele Todesfälle, Morde und Angriffe, von denen ich Tag für Tag hörte, auf das Konto dieser bösen kleinen Minderheit gingen. Sie alterten nicht, also würden sie ewig töten, wenn wir sie nicht aufhielten. Ich war bereit, mein Leben dem Ziel zu widmen, sie zur Strecke zu bringen. Ob Brooke das etwa genauso sah,

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