Wells, ich will dich nicht töten
Sie ging zum Auto voraus, ich folgte ihr. Niemand redete und verhielt sich so, als sei sie zur Hälfte Brooke – als hätten sich Brookes Erinnerungen irgendwie mit den eigenen vermischt. Wenn das zutraf, dann wartete sie darauf, dass ich ihr die Beifahrertür aufhielt. Brooke war in dieser Hinsicht sehr altmodisch. Tatsächlich blieb sie vor der Tür stehen, und ich rang mir ein Lächeln ab. Großartig. Ich öffnete die Tür, sie hustete und stieg lachend ein, und ich drückte die Tür hinter ihr zu.
Mach’s gut, Brooke. Es tut mir leid.
Sie griff nach der Kurbel, um das Fenster zu öffnen, inzwischen ging ich nach hinten zum Kofferraum und nahm den Benzinkanister und den Trichter heraus.
»John, ich glaube, das Fenster ist kaputt.« Die Stimme drang gedämpft durch die geschlossene Tür. Es klapperte, als sie sich mit dem Griff abmühte. »Die Tür ist auch kaputt. O Mann, das stinkt ja schrecklich hier drin.«
Ich klappte den Kofferraumdeckel zu. Inzwischen war Niemand auf die Fahrerseite hinübergerutscht und versuchte dort, die Tür zu öffnen. Es blickte mich an und bemerkte den Kanister.
»Was hast du vor?«
Ich stellte den Kanister auf die Motorhaube, kletterte hinauf und steckte den Trichter in das Loch im Dach. Er passte genau hinein.
»John!«, rief es. »John, lass mich raus! Was tust du da oben?« Das Auto schwankte, weil es sich wieder bewegte. Als ich nach unten griff, um den schweren Kanister aufs Dach zu heben, erkannte ich, dass es über die Lehnen kletterte, um die hinteren Türen zu erreichen. Dabei legte es die Hand auf die benzingetränkten Zeitschriften und wich angewidert zurück. »Ist das Benzin?« Es schnüffelte an der Hand und riss erschrocken die Augen auf. Schließlich stand es im hinteren Fußraum, wo Benzinlachen schwappten, und trommelte gegen die Heckscheibe. »John! Was tust du da? Lass mich raus!«
Ich hob den Benzinkanister aufs Autodach, schraubte den Deckel ab und kippte den Behälter, damit das Benzin durch den Trichter ins Innere lief. Sofort entstand drinnen eine neue Wolke von Benzindämpfen, und wieder schrie Niemand voller Angst. Im Auto befand sich schon eine Menge Benzin, doch die Dämpfe waren wichtig, denn sie würden zuerst zünden und das ganze Innere mit Flammen erfüllen. Niemand rüttelte an einer, dann an der anderen Tür und trommelte gegen die Scheiben.
»John, lass mich raus! Du wirst mich noch umbringen! Du bist verrückt!«
Ich kippte mit möglichst gleichmäßigen Strahl das Benzin ins Auto, das heftig unter mir schwankte.
»John, das war doch nur ein Scherz!«, rief sie. »Ich bin kein Dämon, ich bin nicht Niemand, ich bin nur Brooke! Es war ein Scherz! Du kannst mich doch nicht töten!«
Ich schloss die Augen und stellte den Kanister auf den Kopf, um auch die letzten Tropfen auszugießen. Niemand schlug von unten gegen den Trichter, bis er aus der Öffnung flog, und der letzte Schwall Benzin landete auf dem Dach. Sie verschloss das Loch mit dem Finger.
»Bitte, John, tu das nicht! Tu das nicht!« Sie schluchzte. »Du darfst mich nicht töten. Ich bin Niemand, ich gebe es zu, aber dies ist Brookes Körper! Sie ist immer noch da! Du tötest auch sie! Ich weiß, dass du die Dämonen umbringen willst. Das will ich auch, aber jetzt tötest du Brooke. Du tötest deine Freundin! Du liebst sie doch, und sie liebt dich, verdammt. Lass mich raus!«
Ich schleuderte den Kanister weg, richtete mich auf und wischte mir sorgfältig die Hände ab. Dann zog ich das Streichholzbriefchen aus der Hosentasche, öffnete es und brach das erste Streichholz heraus.
Brooke war jetzt wieder an der hinteren Scheibe, schlug gegen das Glas und knurrte wie ein wildes Tier. Das Gesicht war zu einer wütenden Maske verzerrt, sie bleckte die Zähne, die Haare waren nass vom Benzin. »Ich werde dich töten, John, ich werde dein Herz aufessen, du Schweinehund!« Sie kreischte so schrill, dass ich die Worte kaum noch verstehen konnte. »Glaubst du denn, dieses Auto kann mich festhalten? Glaubst du wirklich, das Feuer kann mir etwas anhaben?« Sie knallte die Faust gegen die Scheibe. »Du kannst mich nicht töten!«
Ich drückte das Streichholz auf die Reibfläche und riss es an. Die winzige Flamme erwachte zum Leben und gierte nach weiterem Brennstoff. Ich beugte mich weit vor, um nicht mit dem Benzin in Berührung zu kommen, und warf das Streichholz auf das Dach. Wieder schwankte das Auto, als Niemand gegen die Seitentür hämmerte, und dann fing die Pfütze auf dem
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