Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
ich von hinten nach vorne – ohne Erfolg.
»Und? Kommt jemand?«, will Beck wissen, als ich das nächste Mal an der Terrasse vorbeihetze.
»Nein, es scheint niemand da zu sein.«
»So eine Scheiße!« Auweia. Wenn sich Herr Beck für seine Verhältnisse so ungewöhnlich derb ausdrückt, dann haben wir ein echtes Problem. »Hier unten staut sich das Wasser schon richtig. Wenn es in dem Tempo weitersteigt, hat es den Türspalt bald erreicht.«
Oh nein! Wenn das passiert und daraufhin die ganze Werkstatt unter Wasser steht mitsamt allen Violinen und Celli, dann dreht mir Carolin wahrscheinlich den Hals um. Und dann kann Claudia nicht bei uns wohnen, und Cherie also auch nicht, und ich kann ihr nicht zeigen, dass ich ein zwar kleiner, aber cooler Hund bin, und dann wird sie niemals …
»Herkules, jetzt reiß dich endlich zusammen und hör mit der Jaulerei auf!«, herrscht Herr Beck mich an. Er ist wieder nach oben gesprungen und guckt mich so böse-stechend an, wie nur eine Katze es kann. »Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und nachdenken. Also: Welche Menschen können wir jetzt noch schnell hierherlotsen? Caro? Marc?«
Ich schüttle den Kopf.
»Nein, die sind im Krankenhaus. Hedwig und Luisa auch. Und andere Menschen, die in der Nähe wohnen und die ich auch finden würde, kenne ich nicht.«
Einen kurzen Moment schweigen wir – und dann kommt uns beiden fast gleichzeitig die rettende Idee:
»Willi!«
»Genau, Willi! Wir müssen Willi holen!«
DREIZEHN
W illi war mal das, was die Menschen gemeinhin einen Penner nennen. Warum, habe ich bis heute nicht recht verstanden, denn ich habe eigentlich nicht den Eindruck, dass Willi früher irgendwie mehr geschlafen hat als seine Mitmenschen. Als Herr Beck und ich ihn das erste Mal trafen, wohnte er noch auf einer Bank im Park hinter Caros Werkstatt. Heute hat er allerdings eine richtige Wohnung und verkauft Zeitungen vor dem Supermarkt, in dem Marc und Caro immer einkaufen. Dieser Markt ist Gott sei Dank nicht weit von der Werkstatt entfernt, und ich kann nur hoffen, dass Willi auch jetzt dort ist, denn sonst ist die Katastrophe wohl nicht mehr zu verhindern.
Willi ist nämlich ein ausgezeichneter Katastrophenverhinderer. Eigentlich der einzige mir bekannte Mensch, den man so bezeichnen kann. Alle anderen Menschen sind eher Katastrophenerzeuger . Nur der Willi, der ist eindeutig anders. Mich zum Beispiel hat Willi einmal vor dem sicheren Erstickungstod in einem Kaninchenbau gerettet. Zwar hat sich Carolin damals trotzdem nicht in ihn verliebt, sondern in Marc, aber das ist eine andere Geschichte. Bei Marc – typisch Mensch – geht häufiger mal etwas schief, siehe die Geschichte mit unserem Rausschmiss aus dem Kaufhaus. Wobei der alte von Eschersbach im Zusammenhang mit Missgeschicken anderer Menschen immer sehr gerne ein Sprichwort zitierte, in dem ein Glashaus vorkam. Möglicherweise sitze ich gerade in
einem solchen und sollte mich zum Thema Katastrophe etwas zurückhalten.
»Bist du sicher, dass wir Willi hier finden?« Bisher ist Herr Beck brav neben mir hergetrabt, aber jetzt klingt er skeptisch.
»Wenn du mir nicht glaubst, hättest du ja zu Hause bleiben können.« Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist ein pessimistischer fetter Kater.
»Nee, nee, und dann den ganzen Ärger abkriegen, falls Daniel doch schon eher kommt und dann denkt, ich hätte den Schlauch ramponiert? Auf keinen Fall. Lieber suche ich mit dir Willi. Wie weit ist es denn noch?«
»Gleich da vorne um die Ecke. Bisher war Willi immer da, wenn ich mit Caro vorbeispaziert bin«, versuche ich, Zuversicht zu verströmen und mich damit selbst zu trösten. Willi wird da sein – und dann müssen wir ihn noch dazu bringen, uns zu folgen. Das ist allerdings nicht so kompliziert, wie es jetzt klingt. Willi ist nämlich nicht nur Katastrophenverhinderer, sondern auch Dackelversteher. Als Herr Beck und ich noch versuchten, wildfremde Männer aus dem Park in unseren Garten zu locken, auf dass endlich der Traumprinz für Carolin dabei wäre, war Willi im Grunde genommen der Einzige, der unseren Wink verstanden hat und freiwillig mitgekommen war. Wieso Caro damals trotzdem nicht erkannt hat, dass wir ihr den passenden Mann gewissermaßen auf dem Silbertablett präsentiert haben, verstehe ich bis heute nicht, aber vielleicht hat das auch damit zu tun, dass Willi zu der Zeit eben ein Penner war. Wahrscheinlich hatte Caro Angst, er könnte ihr beim ersten Rendezvous einfach
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