Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
Löcher mehr in den Schlauch nage? Sicher, Carolin wird nicht begeistert sein. Aber die ist doch sowieso gerade mit dem Baby beschäftigt, und ich muss einfach auch mal an mich denken. Und an mein Herz.
Nach zwei weiteren Bissen wird das Rinnsal langsam zu einem stetigen Wasserfluss, nach fünf weiteren zu einem ernstzunehmenden Strahl. Sehr gut! So kann es gehen. Ich stelle mich direkt unter die so entstandene Dusche und lasse mich berieseln. Ich weiß wirklich nicht, warum sich dieser fette Kater so anstellt. Eigentlich ist Wasser an einem heißen Tag wie diesem sehr angenehm. Es könnte sogar noch etwas mehr sein. Ich drehe mich noch einmal zu der angenagten Stelle und beiße wieder zu. Erst passiert nicht viel mehr als vorher. Doch auf einmal gibt es ein zischendes Geräusch – und dann platzt der Schlauch. Ein Schwall von kaltem Wasser schießt geradezu aus der Wand, ich werde regelrecht weggestoßen. Entsetzt heule ich auf. Was habe ich da bloß angestellt?
»Herkules, was ist denn los?«
Beck kommt angerannt.
»Ich … ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht.«
Becks Blicke gehen zwischen mir, dem mittlerweile triefnassen Herkules, und dem immer noch aus der Wand schie-ßenden Wasser hin und her.
»Auweia! Wie ist das denn passiert?«
»Ich habe nur ein bisschen am Schlauch genagt, weil ich duschen wollte.«
»Du verrückter Köter! Jetzt sieh dir mal an, was du angestellt hast: Wenn wir das Wasser nicht irgendwie abstellen können, dann kann ich auch bald ein Bad im Garten nehmen.«
Das ist zwar übertrieben, aber leider nur ein bisschen.
Denn tatsächlich strömt so viel Wasser aus dem angenagten Schlauchende, dass sich zumindest auf der Terrasse schon eine ziemlich große Lache gebildet hat. Was noch schlimmer ist: Ein Teil des Wassers schwappt bedrohlich in Richtung Treppenstufen zur Werkstatt. Und diese liegt tiefer als die Terrasse selbst. Sogar ein Vierbeiner wie ich kann sich leicht ausrechnen, wohin das Wasser fließen wird, wenn auf der Terrasse kein Platz mehr ist.
»Was sollen wir denn jetzt machen?«, jaule ich kleinlaut.
Herr Beck schnaubt.
»Wieso wir ? Was habe ich denn damit zu tun? Ich habe dir gleich gesagt, dass diese Idee mit dem Bad völlig abwegig ist. Hättest du auf mich gehört, hätten wir das Problem gar nicht.«
Natürlich hat Beck Recht. Von einem wahren Freund hätte ich mir allerdings eine andere Antwort erwartet. Ich ziehe den Schwanz ein und jaule noch lauter.
Beck gibt ein unwilliges Knurren von sich.
»Du musst Daniel rausholen. Und zwar schnell. Also steh hier nicht wie angenagelt, sondern lauf los!«
»Daniel ist nicht da.«
»Was? Wo steckt er denn?«
»Er hat Claudia angeboten, noch die letzten Sachen aus ihrer alten Wohnung zu holen, weil er doch ein Auto hat. Deswegen ist er gerade noch mal los.«
Beck betrachtet mit finsterer Miene das Wasser, das nun tatsächlich schon die erste Treppenstufe erreicht hat.
»Da hätte dein Hundesitter dich mal besser mitgenommen. Ihr Hunde seid so verdammt unselbständig, man kann euch wirklich keinen Moment aus den Augen lassen.«
Herr Beck ist echt gemein, ich könnte heulen. Sollte er mal in Schwierigkeiten stecken und meine Hilfe brauchen, dann
werde ich ihn auch erst eine Runde belehren, bevor ich ihm helfe. Wenn ich ihm überhaupt helfe, jawoll! Ich trabe näher an den Hahn heran – vielleicht kann ich das Loch irgendwie mit meiner Schnauze stopfen? Andererseits – wenn ich sie mitten ins Wasser stecke, ertrinke ich wahrscheinlich, obwohl ich gar nicht in die Alster gefallen bin.
Beck ist inzwischen die Stufen zur Werkstatt hinuntergesprungen.
»Na, bravo! Hier unten ist es schon nass! Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Wasser in die Werkstatt fließt. Die Terrassentür ist gekippt. Aber was rege ich mich auf – mir kann es ja egal sein. Ich wohne da ja nicht. Für deine Freundin Cherie wird es natürlich ungemütlich. Kann mir vorstellen, dass die ihre Babys lieber im Trockenen unterbringen will.«
»Können wir nicht Nina oder Alexander alarmieren?«
Beck schüttelt den Kopf.
»Nina ist immer noch in Stockholm oder -halm oder wie das heißt, und Alex ist arbeiten. Könnte höchstens versuchen, die alte Meier irgendwie auf uns aufmerksam zu machen. Oder besser noch: Du machst sie aufmerksam. Bellen ist diesbezüglich doch um einiges wirkungsvoller als Maunzen.«
Also belle ich, was das Zeug hält. Und zwar sowohl im Garten vor den Balkonen als auch im Vorgarten. Immer wieder laufe
Weitere Kostenlose Bücher