Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
Ich setze mich auf den Po und gucke Willi möglichst vorwurfsvoll an, aber der ignoriert mich. Stattdessen geht er um das Haus zum vorderen Eingang. Ich folge ihm und beobachte, wie er alle Klingelknöpfe an der Haustür ausprobiert. Ohne Ergebnis – das hätte ich ihm gleich sagen können. Er sieht sich fragend um, dann scheint ihm eine Idee zu kommen. Als er sich zum Gehen wendet, fange ich an zu bellen. Der will uns doch jetzt wohl nicht allein hierlassen, oder?
»Keine Panik, Herkules, ich bin gleich wieder da. Gegenüber ist eine Telefonzelle, da muss ich kurz hin.«
Auweia – Telefonzelle ? Das hat doch bestimmt etwas mit einem Telefon zu tun. Schätze mal, jetzt ruft Willi die Feuerwehr . Ohne genau zu wissen, was das eigentlich ist, habe ich doch das ungute Gefühl, dass man diesen kleinen Vorfall vielleicht nun nicht mehr vor Daniel und Caro wird geheim halten können.
Nein. Das kann man nicht geheim halten. Vor dem Haus steht ein Auto, das ungefähr so groß ist wie die Orangerie auf Schloss Eschersbach, also riesig. Auf dem Dach hat es eine Leiter und hintendran hängt ein ebenfalls riesiger Schlauch, dessen Ende nun auf der Terrasse liegt und mit einem sehr lauten Geräusch das Wasser verschlingt, das eben noch an die Terrassentür schwappte. Willi steht mit einem der Männer, die aus dem Riesenauto gesprungen sind, daneben und unterhält sich angeregt. Der Mann hat sehr seltsame Kleidung an, sie erinnert mich ein wenig an das, was die Müllmänner tragen, nur viel dunkler. Außerdem hat er einen Helm auf dem Kopf. Warum nur? Droht hier etwa eine Gefahr, von der ich noch gar nichts ahne? Also, außer dem Riesenanschiss, den ich mit Sicherheit demnächst kassieren werde? Herr Beck hat sich vom Acker gemacht, und ich überlege, ob das nicht auch für mich die passende Alternative wäre. Dann bin ich wenigstens nicht dabei, wenn Daniel der unweigerliche Schlag trifft. Ob ich in Abwesenheit verurteilt werden kann? Oder gelingt es mir, mich so lange zu verstecken, bis sich die Gemüter wieder beruhigt haben? Und wann wird das wohl voraussichtlich sein?
Fragen über Fragen, die sich allerdings leider nicht mehr stellen, denn genau in diesem Moment biegt Daniel um die Ecke. Fassungslos starrt er auf das Feuerwehrauto, blickt zwischen Willi, dem Feuerwehrmann und dem Schlauch, aus dem gerade ein sehr gurgelndes Geräusch kommt, hin und her. Schätze mal, er hat schon gemerkt, dass es hier ein klitzekleines Problem gab. Für eine Flucht ist es jetzt eindeutig zu spät. Da muss ich durch und es ertragen wie ein echter von Eschersbach. Daniel geht auf den Feuerwehrmann zu, mit dem sich Willi eben noch unterhalten hat.
»Was ist denn hier passiert?«
»Wohnen Sie hier?«
»Ja. Beziehungsweise – ich arbeite in der Werkstatt im Souterrain.«
»Tja, der Herr Schamoni hier hat uns informiert, dass am Zugang zu Ihrer Werkstatt ein großer Wassereinbruch drohte. Offenbar gab es ein Problem mit dem Außenhahn, so dass sich das Wasser auf der Terrasse staute. Das haben wir abgepumpt. Teilweise war das Wasser allerdings schon in das Gebäude gelaufen, so ganz werden Sie um die nassen Füße also nicht herumkommen. Können Sie mir übrigens sagen, wer der Eigentümer dieses Hauses ist? Dieser Feuerwehreinsatz ist kostenpflichtig, das Abpumpen ist ja ein Service, keine Rettung.«
»Das ist ein Herr Welser, Adresse müsste ich raussuchen. Begeistert wird der aber nicht sein.«
Der Feuerwehrmann holt tief Luft und wirkt auf einmal nicht mehr so freundlich, wie er mir eben noch vorkam.
»Tja, um Begeisterung geht es dabei nicht. In solchen Fällen von offensichtlicher grober Fahrlässigkeit zahlt entweder der, der Schuld ist. Das ist der Handlungsstörer, und den dürften wir kaum noch ausfindig machen, es sei denn, Sie sagen mir jetzt, dass Sie völlig beknackterweise den Hahn voll aufgedreht haben, obwohl nur ein einfaches Spritzventil davorhing. Dass das irgendwann schiefgeht, ist ja wohl klar. Oder aber, wenn wir keinen Schuldigen finden, zahlt der sogenannte Zustandsstörer, und das ist dann Ihr Herr Welser. Denn es ist sein Haus, von dem gewissermaßen eine Gefahr ausging und das wir gerade vor Schlimmerem bewahrt haben. Verstanden?«
Uuuh, das klingt, als ob hier kein Widerspruch geduldet würde. Daniel nickt auch ganz brav, dann dreht er sich zu Herrn Schamoni .
»Grüß Sie, wir kennen uns doch irgendwie, oder?«
Willi nickt. Er wirkt unsicher.
»Ja, ich bin Willi, ein Bekannter von Carolin
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