Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
nickt.
»Danke, das ist nett. Mir ist es auch zu laut hier. Und dann auch noch Hedwig … womit habe ich das bloß verdient?«
Ja. Eine berechtigte Frage. Ich stelle sie mir auch gerade. Womit habe ich das bloß verdient?
»Das ist nicht dein Ernst? Ich meine, du bist ein Hund, keine Katze. Das ist dir klar, oder?«
Blöder Kater. Natürlich ist mir das klar.
»Ja, Beck. Ich bin ein Hund. Worauf willst du hinaus?«
»Das ist doch wohl offensichtlich: Es gibt hier in der Gegend jede Menge freilebender Katzen, aber ich habe noch keinen einzigen freilebenden Hund getroffen. Also, dein Plan, einfach abzuhauen, scheint mir noch nicht bis ins letzte Detail durchdacht. Wovon willst du zum Beispiel leben? Hast du schon mal ein anderes Tier gefangen und gefressen? In freier Wildbahn liegen Kaninchen nicht einfach morgens im Fressnapf.«
Okay. Ich hätte Herrn Beck nichts von meinem Plan erzählen dürfen. Es war vorhersehbar, dass er mir mit seiner negativen Art alles schlechtreden würde.
»Das lass mal meine Sorge sein. Meine Ahnen sind noch mit dem letzten Kaiser zur Jagd gegangen. Ich habe das einfach im Blut.«
Herr Beck kichert.
»Ja, vielleicht im Blut. Aber mit Sicherheit nicht im Köpfchen. Ich erinnere mich nur an die peinliche Geschichte mit dem Kaninchenbau im Park. Weißt du noch? Willi musste dich ausgraben.«
Wie könnte ich das vergessen. Ich bin jedoch nicht das einzige Raubtier, das sein Jagdtrieb schon mal in Schwierigkeiten gebracht hat.
»Beck, alter Freund, natürlich weiß ich das noch. Allerdings erinnere ich mich auch an einen fetten Kater, der bei der Jagd auf einen Wellensittich im Käfig stecken blieb. Aber ich glaube, er wurde gerettet. Von wem noch gleich? Äh … war es nicht von einem Dackel?«
Herr Beck zuckt mit den Schnurrbarthaaren.
»Okay. Eins zu eins. Trotzdem leuchtet mir dein Plan nicht ein. Ich verstehe, dass du genervt bist. Aber deswegen abhauen? Da landest du als Hund doch schneller im Tierheim, als du an einen Baum pinkeln kannst. Außerdem: Hast du mir
nicht erzählt, dass Luisa auch so traurig ist? Die kannst du als treuer Hund doch nicht einfach allein zurücklassen. Dann hat das arme Kind ja niemanden mehr!«
Stimmt. Guter Punkt. Das hatte ich so gar nicht bedacht. Was wird aus Luisa, wenn ich nicht mehr da bin?
»Vielleicht hast du Recht«, räume ich zögerlich ein.
»Aber natürlich habe ich Recht. Und was Cherie anbelangt: Der Park ist voller Hunde. Früher oder später wirst du dich in eine andere Hündin verlieben und – schwupp! – hast du keinen Liebeskummer mehr!«
Herr Beck kennt sich mit Liebeskummer offensichtlich überhaupt nicht aus. Schwupp . Was für ein Unsinn! Wenn das so einfach wäre, hätte ich mir Cherie schon gleich am Anfang aus dem Herzen gerissen. War ja klar, dass das mit uns beiden nicht einfach werden würde. Aber so funktioniert mein Herz leider nicht. Es ist da sehr eigensinnig. Ob das daran liegt, dass es ein Dackelherz ist? Oder sind Herzen im Allgemeinen derart widerspenstige Geschöpfe? Über diese Frage muss ich kurz ein bisschen sinnieren. Ja, wahrscheinlich ist es so. Das Herz lässt sich vom Kopf nur schwer reinreden. Auch wenn der Kopf weiß, dass man besser die Pfoten von jemandem lassen sollte – das Herz sieht das noch lange nicht ein. Es lässt sich eben nicht bevormunden und will seine schlechten Erfahrungen selbst sammeln. Genauso war es auch, als ich noch ein passendes Herrchen für mein Frauchen gesucht habe. Caro wollte einfach nicht einsehen, dass der blöde Thomas nicht zu ihr gepasst hat. Bis ich sie endlich mit Marc zusammengebracht habe, hat es ganz schön gedauert. Und heute? Tja, da sind sie eine glückliche kleine Familie. So glücklich, dass sie gar nicht merken, wie es Luisa gerade geht. Und mir! Obwohl es diese Familie ohne mich gar nicht gäbe. Ist das nicht ungerecht?
Herr Beck knufft mich in die Seite. Und zwar ziemlich unsanft.
»He – was soll das?«
»Tut mir leid, aber ich kann deine Jaulerei nicht mehr hören. Lass uns eine Runde durch den Park stromern, das bringt dich bestimmt auf andere Gedanken!«
»Ich kann doch hier nicht einfach abhauen. Daniel ist bestimmt gleich fertig mit seinem Krams. Wenn er mich dann nicht findet, kriege ich garantiert Ärger.«
»Hey – eben wolltest du hier noch ganz den Stöpsel ziehen und dich für immer vom Acker machen. Und jetzt reicht es nicht einmal für eine Runde durch den Park? Was seid ihr Hunde doch für Feiglinge.«
Feigling?
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