Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
zur Freude von Willi.
»Also, diese beiden sind wirklich das lustigste Pärchen seit Dick und Doof!«
Luisa kichert.
»Na, wer Dick ist, ist hier ziemlich klar. Dann muss Herkules wohl Doof sein.«
Beide lachen laut los. Versteh ich nicht. Was ist denn daran lustig? Auch Herr Beck versteht nicht, worüber sich Luisa und Willi so amüsieren. Irritiert schwenkt er seinen Schwanz hin und her.
»Reden die über uns? Ich finde ja menschlichen Humor selten komisch. Aber egal. So, mein Lieber, ich denke, wir sind auf der Suche nach einem Abenteuer. Das wirst du zu Füßen von Luisa und Willi kaum finden. Lass uns mal weiter.«
»Nein, warte. Ich habe das Gefühl, dass die beiden etwas Wichtiges besprechen.«
Herr Beck schnaubt.
»Menschenkram ist selten wichtig.« Er zögert kurz, aber als ich keine Anstalten mache aufzustehen, legt er sich neben mich.
Luisa sitzt nun wieder auf ihrer Schaukel. Während sie sich mit Willi unterhält, schwingt sie langsam vor und zurück.
»Nein, Willi. Das bilde ich mir nicht ein. Die sind total ungerecht zu mir, seit das Baby da ist. Es geht immer nur um Henri. Genau, wie meine Mama es vorher befürchtet hatte. Und du hast gesagt, ich soll zu dir kommen, wenn ich ein Problem habe. Also – du musst mir helfen! Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen könnte.«
»Ja, das habe ich gesagt und dazu stehe ich auch – aber trotzdem finde ich, dass Abhauen keine gute Idee ist. Das löst das Problem doch nicht. Glaube mir, ich bin in meinem
Leben schon vor vielen Problemen weggelaufen – und damit ganz schön auf die Schnauze gefallen. Also, rede mit deinem Vater, bitte!«
Luisa schüttelt so heftig den Kopf, dass die Schaukel nicht mehr vor und zurück schwingt, sondern von links nach rechts wackelt.
»Wenn ich mit ihm rede, wird er es mir verbieten. Oder denken, dass das Mamas Idee war. Das stimmt aber nicht, sie hat keinen Schimmer von meinem Plan. Nein, wenn du mir nicht hilfst, dann mache ich es eben allein. Ich komme schon irgendwie nach München. Und wenn ich erst wieder bei Mama bin, wird auch alles gut.«
»Luisa, bitte sei doch vernünftig – du bist noch ein Kind. Wie willst du das denn schaffen? Das ist doch viel zu gefährlich.«
»Nein, Willi. Ich haue ab. Mit oder ohne deine Hilfe.«
Dann springt sie von ihrer Schaukel auf und rennt zur anderen Seite des Parks, ohne sich noch einmal umzusehen.
ACHTZEHN
A ls der Hammer auf das kleine Ferkel zurast, zucke ich unwillkürlich zusammen. Ich mag keine Schweine, aber das hat das arme Tier nun wirklich nicht verdient! Da muss man als Haustier solidarisch sein, keine Frage.
Aua! Mit einem klirrenden Geräusch zerbirst das Schweinchen in viele kleine Stücke, Luisa legt den Hammer zur Seite und wühlt in den Scherben herum. Wenn sie zu solchen Grausamkeiten fähig ist, muss sie finster entschlossen sein. Sie fischt mehrere Scheine aus den sterblichen Überresten des armen Ferkels, dann beginnt sie, über das ganze Gesicht zu strahlen.
»Zehn, zwanzig, dreißig, vierzig – fast fünfzig Euro, Herkules! Toll, oder?«
Tja, was soll ich dazu sagen? Ist das viel? Oder wenig? Soweit ich das von meinem Platz auf dem Sessel sehen kann, liegen auch noch eine ganze Menge Münzen zwischen den Scherben. Vorsichtig fischt Luisa auch diese heraus und beginnt, sie zu sortieren. Als sie fertig ist, steht sie auf und holt ein kleines Umhängetäschchen aus ihrem Kleiderschrank, in dem sie ihre gesamte Beute verstaut. Die Umhängetasche fliegt auf das Bett, auf dem schon ein Rucksack mit Kleidung von Luisa liegt.
»Hm, ich glaube, ich habe an fast alles gedacht. Jetzt noch etwas Proviant, dann kann es losgehen.« Sie geht aus dem Zimmer und schleicht in Richtung Küche, wo sie Käse und
Brötchen in eine der Dosen packt, in denen ihr Marc immer das Frühstück für die Schule mitgibt. Die Dose steckt sie mit einer Flasche zusammen in eine Tüte, dann schleicht sie wieder in ihr Zimmer und setzt sich auf ihr Bett.
»So, Herkules, ich muss jetzt los. Papa und Caro habe ich einen Brief geschrieben, damit sie sich keine Sorgen machen und wissen, dass ich weg bin. Und du mach’s gut.«
Sie nimmt mich kurz auf den Arm und drückt mich ganz fest. Ich merke, dass ich anfange zu zittern. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Luisa will sich doch nicht allen Ernstes alleine zu ihrer Mutter durchschlagen? Ich weiß zwar nicht, wo dieses München liegt, habe aber das dumpfe Gefühl, dass es mit einem etwas längeren Spaziergang nicht getan
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