Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig
noch weiter.
„Danke, dass sie mir die Ehre erweisen, meine bescheidenen Dienste in Anspruch zu nehmen. Wenn ich mich kurz vorstellen dürfte: Mein Name ist Tina, was soviel bedeutet wie ' T otal in telligenter A ufzug', das Nachfolgemodell der legendären Piaf.“
„Piaf?“
„ P rimitiv i ntelligenter a naloger F ahrstuhl.“
„Ach so.“
„Um ihnen die Fahrt so angenehm wie möglich zu gestalten benötige ich noch ein paar Angaben von ihnen...“
„Äh ja, natürlich. Ich will in die Tiefgarage.“
„Unterbrechen sie mich bitte nicht. Ich war noch nicht fertig. Ich wollte wissen, was ihre Lieblingsfarbe ist.“
„Meine Lieblingsfarbe?“
„Habe ich ihre Sprachausgabe etwa falsch gedeutet? Für mich hörte sich das nach dieser Sprache an. Do you speak etwa english? Oder parlez-vous vielleicht francais? Entschuldigen sie bitte. Mein Fehler. Bitte wählen sie ihre Sprache aus. Please select your language.“ Der Kopf auf dem Display wurde durch zwei Hände ergänzt, die das Gesagte in Gebärdensprache übertrugen, während der Kopf die Augen aufriss und der Mund lautlose Wörter formte. Max war sich nicht sicher, ob der Kopf ihn verarschte, allerdings hielt er das für durchaus möglich.
„Nein, nein. Die Sprache war schon richtig.“
„Dann nennen sie mir bitte ihre Lieblingsfarbe.“
„Was hat das bitte mit Fahrstuhl fahren zu tun?“
„Wer von uns beiden ist denn der Fahrstuhl? Sie oder ich? Trauen sie mir etwa nicht zu, dass ich meine Arbeit richtig mache? Glauben sie mir, sie sind nicht der Erste, den ich befördere. Ich habe schon eine gewisse Erfahrung damit. Und deshalb wieder meine durchaus berechtigte Frage: Was ist ihre Lieblingsfarbe?“
Max gab auf. Je eher das hier vorbei war, desto eher war er in der Tiefgarage. „Äh gelb.“ In Bruchteilen einer Sekunde wurde der Innenraum in ein kräftiges Gelb gehüllt.
„Findet das ihren Anklang?“
„Ja, ganz hübsch.“
„Oder wäre ihnen ein frisches Zitronengelb lieber?“
„Nein nein, ist ganz in Ordnung so.“
„Es soll aber nicht nur ‚ ganz in Ordnung’ für sie sein sondern perfekt! Das ist unser Bestreben, unser Antrieb. Gefällt ihnen vielleicht dieser Farbton besser?“ Der Raum wurde eine Nuance zitroniger.
„Äh ja.“
„Oder das hier?“ Die Zitrone wurde mehr zur Orange ohne auch nur im Entferntesten orange auszusehen.
„Auch gut.“
„Aber was ist besser? Das...“ Das Gelb flackerte wieder intensiver auf. „...oder das?“ Sofort war wieder der andere Farbton da. „Also noch mal: Das....“ Zack, heller. „...oder das?“ Wumm, wieder dunkler. Das Geflacker verursachte bei Max leichte Übelkeit. „Die Auswahl noch mal anzeigen?“
„Nein, nein. Das... das… das Erste“, rief Max rasch. Sofort übernahm wieder die Zitrone die Oberhand.
„Oder soll es vielleicht eher in Richtung eierschalengelb gehen?“
„Öh... nein, nein. Das erinnert mich immer zu sehr an nikotingefärbte Tapeten, die ehemals weiß waren.“
„Dann vielleicht eher ein Sandton?“
„Nein, Zitrone ist in Ordnung!“, knurrte Max.
„Nicht zu intensiv?“
„Nein!“
„Oder vielleicht doch eher Banane?“
„Nein, Zitrone ist in Ordnung! Ich liiiebe Zitrone!“, bellte Max.
„Schon gut, Ihre Entscheidung. Also sicher Zitrone?“
„JA!“
„Gut. Dann zur Intensität. Soll ich das Licht dämmen?“
„Nein, ist in Ordnung so.“
„Nicht zu grell, die Zitrone?“
„Nei-en.“
„Zu dieser Lichtstärke würde aber besser ein Sandton passen finden fünfundneunzig Prozent der Fahrstuhlbenutzer.“
„Ich scheiß auf die fünfundneunzig Prozent!“
„Kein Grund, unhöflich zu werden! Schließlich wollen wir nur, dass sie sich wohl fühlen. Dann lasse ich es bei dieser viel zu grellen Zitrone.“
„Na endlich.“
„Ihre Lieblingsmusik?“
„Was?“
„Ihre Lieblingsmusik. Welche Musik hören sie am liebsten?“
„Können wir nicht einfach in die Tiefgarage fahren?“
„Wollen sie mir jetzt vielleicht vorschreiben, wie ich meine Arbeit zu tun habe? Tut mir leid! Sie sollen sich schließlich auf der Fahrt wohlfühlen! Dazu brauche ich diese Angaben! Beim nächsten Mal ist das nicht mehr nötig, weil ich sie dann an ihrem Stimmmuster erkenne – was nebenbei bemerkt sehr mürrisch klingt - und ihr einmal angelegtes Profil direkt abrufen kann. Ich tue hier nur meine Programmierung! Also machen wir es uns beiden nicht so schwer. Lieblingsmusik?“
„Äh... etwas von Yello.“
„Yello hat nie Etwas herausgebracht.“
„Was?! Jetzt hör
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