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Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig

Titel: Welt mit kleinen Fehlern guenstig abzugeben: Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits explodierten Welten ist rein zufaellig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Kuegler
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Obstboden! Der sieht ja lecker aus. Aber bitte nur ein ganz kleines Stückchen. Ich muss auf meine Linie achten...“, versuchte es Hornbrille hilflos.
    Mit den Worten „Ach papperlerpapp! Sie können das vertragen! An ihnen ist ja nichts dran!“ füllte Mutter den Teller bis zu seiner physikalischen Belastungsgrenze. „Was führt sie denn jetzt eigentlich zu uns?“
    „Schon erledigt, War eine Kleinigkeit. Nichts von Bedeutung. Aber ich müsste dann jetzt wirklich... Ich habe noch einen wichtigen Termin, sie verstehen?“ Zwischen den Sätzen versuchte Hornbrille die maximal mögliche Kuchenmenge in den Mund zu schieben, die gerade noch nicht unhöflich wirkte.
Oder zu einer unsauberen Aussprache führte.
Denn davor hatte er Angst.
Wegen Mutter.
„Aber sie sind doch gerade erst gekommen!“
„Ja, aber leider... Die Pflicht, sie verstehen?“ Hornbrille versuchte es mit sinnlosen Phrasen. Er hatte durch intensives Studieren menschlicher Verhaltensweisen herausgefunden, dass dieses Mittel in solchen Situationen oft erfolgreich angewandt wird. Und tatsächlich...
„Ja, die Pflicht. Natürlich. Das verstehe ich. Da will ich sie mal nicht länger aufhalten, junger Mann.“
    Hornbrille wurde dreist: „Ein anderes Mal gerne wieder.“
„Ich nehme sie beim Wort.“
Sollte es so einfach sein? Sollte er jetzt tatsächlich gehen dürfen?  Er stand auf, verbeugte sich kurz zum Abschied und trat in die Mitte des Raumes. Er dachte kurz über Rauch nach, aber verwarf den Gedanken sofort wieder. Gerade wollte er sich in Luft auflösen, als Mutters Stimme den Raum füllte.
„HALT!“
Er hatte es geahnt. Irgendwie hatte er es geahnt. Das ging viel zu glatt. Er wandte sich Mutter zu, die mit einem Päckchen auf ihn zusteuerte.
    „Ich habe ihnen noch etwas vom Obstboden eingepackt. Für unterwegs. Und noch ein paar Muffins. Und die Puddingteilchen. Sie mögen doch Pudding?“
    „? ...äh ja. Ja ja. Natürlich. Natürlich mag ich Pudding. Danke. Vielen Dank. Aber jetzt muss ich wirklich...“
    „Bevor sie gehen möchte ich sie noch um einen kleinen Gefallen bitten.“
„Äh bitte?“
„Ja, eine Bitte, wenn sie so wollen.“
„Äh...“
„Nichts Großes. Sehen sie, wir haben hier so eine Kaffeemaschine. Nicht, dass wir hier viel Kaffee trinken würden. Außer wenn Besuch kommt. So wie heute. Und in diese Kaffeemaschine müssen diese Pads rein…“
„…Pads…“, wiederholte Hornbrille.
„Ja, Pads. Sie wissen schon, diese Pads.“
„…Pads…“, wiederholte Hornbrille.
    „Genau. Leider braucht man Größe 4 dafür. Und die sind hier verdammt schwer zu bekommen. Eigentlich gar nicht. Ich war schon überall. Dabei habe ich heute den letzten verbraucht. Sie kommen doch sicherlich etwas mehr herum. Wären sie vielleicht so gut  und würden bei ihrem nächsten Besuch welche mitbringen? Das wäre furchtbar freundlich von ihnen.“
    „Ich äh... werde sehen, was sich machen lässt. Und jetzt muss ich aber wirklich... die Pflicht und so.“ Noch während er sprach löste er sich in Luft auf.
Sicherheitshalber.
Und rauchfrei.
Auch sicherheitshalber.
„Größe 4!“, brüllte ihm Mutter noch nach.
     
     
    Max spürte, wie der Druck in seinem Kopf nachließ. Ein gewisses Gefühl der Leere stellte sich ein, das er in diesem Falle als angenehm empfand. Auch fand er langsam die Kontrolle über seine Gesichtsmuskeln wieder. Die Augen wurden in Normalstellung zurückgefahren und die Nase verengte sich während sie ihre vertikale Position wieder einnahm. Der Durchzug hatte aufgehört. Auch fanden Ober- und Unterlippe wieder zueinander und der linke Mundwinkel lenkte ebenfalls ein. Lediglich der Rechte hatte weiterhin noch eine unnatürliche Affinität zum linken Ohrläppchen, was dieses vor Scham erröten lies.
 „Na Max, alles klar?“, ertönte Hornbrille außerhalb seines Kopfes.
„Awwes kaar, Hoonie“, sagte Max benommen und brachte dann auch seinen rechten Mundwinkel wieder in seine Gewalt.
„Dann kann ich dir die Handschelle abnehmen?“
„Ich bitte darum.“ Max war wieder ganz der Alte.
    Hornbrille löste die Schelle und Max schwang sich von der Bahre. Und fiel der Länge nach hin. Anscheinend hatte er die Loyalität seiner Beine überschätzt. Nach dem schmerzhaften Kontakt mit dem Fliesenboden waren nun auch sie bereit, die Befehlsgewalt von Max anzuerkennen. Hornbrille wollte Max nicht in Verlegenheit bringen und tat so, als wäre dieser Fall - also dieser Zwischenfall natürlich -  in diesem Universum

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