Welten - Roman
Inkarnation Adrians Hemd, Jacke und Jeans berühren. Sie starrt in die graugrünen Augen.
»Hallo Theodora«, sagt Mrs. Mulverhill mit Adrians angenehm tiefer Stimme. »Wie läuft’s?« Madame d’Ortolan will Adrian an den Handgelenken packen, wird aber ihrerseits an den Handgelenken ergriffen. »So nicht, Theodora. Bleiben wir lieber hier und unterhalten uns wie zivilisierte Menschen, in Ordnung?«
»Verdammte Scheiße, wer bist du, Mulverhill?«
»Nur eine besorgte Bürgerin des Konzerns, Theodora.« Mrs. Mulverhill schenkt dem Mädchen im weißen Mantel Adrians freundlichstes Lächeln.
Bisquitine wedelt mit dem Finger. »Sono sorpresa. Besteigt jede Frau. Ich gehöre dir, Untergrund.«
»Du verlogene Schlampe.«
»Ach, weißt du, Theodora, ich bin nicht diejenige, die sich durch Morde die absolute Macht im Zentralrat verschaffen will. Aber dir ist vielleicht aufgefallen, dass den Loyalisten nichts passiert ist.«
»Tatsächlich? Und was ist mit Harmyle?«
»Ach, der war so ein unverbesserlicher Verräter, dass er am Ende wahrscheinlich nicht mal mehr selbst wusste, wen er verraten hat. Er war ein Illoyalist. Ich glaube, sein Tod sollte nur deine Aufmerksamkeit wecken.«
»Glaubst du. Fragen wir doch Oh selbst.« Madame d’Ortolan versucht vergeblich, sich loszureißen.
»Entscheidend ist, dass ich sie alle im Schlaf hätte ermorden können, wenn ich gewollt hätte. Aber ich bin ja nicht du. Ich halte mich lieber im Hintergrund.«
»Das wirst du auch, wenn wir dich umgebracht haben.«
»Dazu müsstest du mich erst mal fangen, und an dieser Aufgabe bist du bis jetzt kläglich gescheitert.«
»Dann versuch doch zu springen.«
»Ach, ich weiß schon. In der Nähe deiner kleinen Freundin müssen wir alle mit unseren eigenen Kräften klarkommen.«
»Und mit unseren Schwächen«, zischt Madame d’Ortolan und versucht, Adrians Körper in die Eier zu treten. Rasch dreht Mrs. Mulverhill Adrian zur Seite, ohne die
Handgelenke ihres Gegenübers loszulassen. Das veloursgepolsterte Knie prallt seitlich an Adrians Schenkel.
»Au! Wir wollten doch zivilisiert bleiben, Theodora!«
»Eibi eibi bi für ei für oh«, singt Bisquitine. »Is’ alles idiotischer Nonsens. Mamas kleiner Liebling mag Butterbrot.« Seitlich die Zunge aus dem Mund streckend, bohrt sie Madame d’Ortolan den Zeigefinger ins orange gekleidete Kreuz. »Mein Magen glaubt, die Kehle ist verreckt. Soll ich armes Ding jetzt für mein Abendessen singen? Da habt ihr euch aber geschnitten.«
Madame d’Ortolan wirbelt herum, so weit sie es mit den fixierten Handgelenken kann, und faucht: »Fass mich bloß nicht an!«
Mit mürrischem Gesicht tritt Bisquitine einen Schritt zurück und verschränkt die Arme. »Leiplig«, knurrt sie. »Mein Streitwagen! Sofort, hast du gehört!«
Madame d’Ortolan dreht sich wieder um und drückt gegen Adrian, aber Mrs. Mulverhill lässt ihn nicht von der Stelle weichen. Madame d’Ortolan stellt sich auf die Zehenspitzen, um möglichst nah an Adrians Ohr zu kommen. »Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich dir dein Scheißgehirn aus dem Schädel blasen!«
»Kappes, jetzt musste die Knarre doch hergeben, Chuck.«
Mrs. Mulverhill lässt Adrian seufzen. »Von Zivilisation hältst du wohl nicht viel, Theodora.«
»Warum machst du das, Mulverhill? Du könntest schon seit Jahren im Rat sitzen.Wir hätten Frieden gemacht. Alles vergeben und vergessen. Wir sind Pragmatiker, und du bist begabt. Das hast du uns bewiesen. Was willst du denn noch?«
»Unser täglich Mendelbrot gib uns heute.«
»Ziemlich matt, Theodora.« Mrs. Mulverhill benutzt Adrians
Gesicht, um zwei Nonnen, die als monochrome Akzente durch die farbenprächtige Menge ziehen, ein Lächeln zu schenken. »Du willst, dass ich weiterrede, bis deine Agenten wieder bei Sinnen sind, aber das wird nicht funktionieren. Unser Freund Tem wird inzwischen verschwinden, und bei deiner kleinen Gehilfin dort läuft auch schon der Countdown.« Sie deutet mit dem Kinn auf Bisquitine, die konzentriert auf Madame d’Ortolans Hinterkopf starrt.
»Un’ dat is’ dat un’ wat nu? Terminé, terminé.«
»Lass das meine Sorge sein.«
»Gerne, nur dass du dir nicht rechtzeitig Sorgen gemacht hast.« Resignation und Trauer liegen in Adrians Stimme. »Theodora, ich glaube, du weißt gar nicht, was du da losgetreten hast.«
»Aber du weißt es natürlich.«
»Ja. Ich kann wie Tem um Ecken sehen.«
»Den kriegen wir auch noch.«
»Zu spät, da war ich viele Jahre
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