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Weltgericht

Titel: Weltgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Gedächtniß, Bürger Kriegsminister –
    CARNOT. Hm, der stand ja auch vor Toulon – kennen Sie einen gewissen Bonaparte?
    DUROC
begeistert.
Das ist mein Meister.
Sprechen leise.
     
    Barras aus dem Nebenzimmer rechts, im Gespräch mit Bonaparte.
     
    BARRAS. Ja, mein Bester, man wirft Ihnen viel vor. Besonders Arroganz.
Tritt rechts zu den Damen.
    DUROC
Bonaparte begrüßend.
Soeben sprach man von Dir.
Spricht leise mit ihm, vorn links.
    MURAT
Bonaparte betrachtend.
Ein Kaltgestellter? Wollen mal nobel sein.
Stellt sich Bonaparte verbindlich vor.
Kamerad – Hauptmann Murat von der Leichten Kavallerie.
    BONAPARTE
herablassend.
Eine schöne Waffe. Man versteht sie nur noch nicht. Der Aufklärungsdienst muß reformirt werden.
Duroc nach hinten zu Carnot und Menou, Mitte.
    MURAT
brummig.
Die Artillerie hat's Pulver erfunden. Schuster, bleib' bei Deinen Kanonen!
    BONAPARTE
docirend.
Die Schwere Reiterei ... das bisherige System taugt nichts ... Massenformation, geschlossener Antritt.
    MURAT
lebhaft.
Massenattacken .. vorzüglich! Das zündet in mir.
Zieht Bonaparte am Arm bei Seite und redet eifrig auf ihn ein.
     
    Talma von rechts.
     
    BARRAS
ihm entgegen.
Ah, unser gefeierter Tragödie!
Stellt vor.
Der Bürger Talma, der Ihnen allen seinem Ruhme nach bekannt ist.
Talma rechts bei den Damen.
    MADAME TALLIEN. Bisher konnte man Sie nur im Theater auf dem antiken Cothurn bewundern.
    TALMA
verbeugt sich.
Bürgerin Tallien, heut fällt uns die Schauspielkunst leicht. Man copirt nur die Wirklichkeit, in welcher die tragische Muse uns Muster der Antike bietet ... sei es in Rednern und Helden, sei es in der Schönheit einer Aspasia.
    MADAME TALLIEN
zu Josefine.
Er ist von feinstem Ton, dieser Schauspieler.
    TALMA
zu dem an ihn vorübergehenden Bonaparte jovial.
Ich begrüße Dich, Feldherr!
    BONAPARTE
herzlich.
Mein Alter!
Drückt ihm die Hand.
    JOSEFINE
rasch.
Sie sind befreundet?
    BONAPARTE
herablassend.
Ich liebe die Künstler.
Mit einem kalten Blick an den Damen vorüber auf Carnot zugehend.
    JOSEFINE
zu Talma.
Sie kennen ihn näher?
Sie reden lebhaft weiter.
    BONAPARTE
militairisch Carnot begrüßend.
Bürger Kriegsminister ...
Stehen in der Mitte vorn. Barras, Menou, Murat im Hintergrund.
    CARNOT
mißt ihn kühl.
Sie haben Denkschriften geliefert. Der kommandirende General Scherer hat sie geprüft.
    BONAPARTE
lebhaft.
Und was sagt er?
    CARNOT
trocken.
Der die Pläne gemacht hätte, möchte sie auch ausführen.
    BONAPARTE
stolz.
Treffend gesagt.
    CARNOT
ihn von oben bis unten messend.
Das geht nicht so himmelstürmend, mein Lieber. Wer nicht gehorchen kann, wie Sie, kann auch nicht befehlen.
    BONAPARTE. Das bestreite ich durchaus.
    CARNOT. Ja, daß Sie im Bestreiten groß sind, wissen wir. Wenden Sie sich an Direktor Barras!
Er dreht ihn den Rücken und tritt zu Barras, mit dem er flüstert.
    TALMA
der mit beiden Damen sprechend die Scene beobachtet hat.
Wenn Sie, Frau von Beauharnais, dem Armen Ihren Schutz gönnen wollten!
    JOSEFINE
betroffen.
Ich?!
    TALMA
lächelnd, sich verneigend.
Ein Wort von Ihnen an den Allmächtigen ist allmächtig.
     
    Josefine tritt nach links zu Bonaparte, der in sich gekehrt bei Seite steht.
     
    TALMA
spricht etwas mit Barras und geht rechts ab.
    JOSEFINE
zu Bonaparte.
Soll ich ein gutes Wort für Sie einlegen?
    BONAPARTE. Bei Barras? Sie? Nein.
    JOSEFINE
nimmt die Rose von ihrer Brust.
Wenn ich diese Blume, um die er mich bat, Barras reichte –
    BONAPARTE. Ich verzichte.
Geht in den Hintergrund, spricht mit Duroc.
    BARRAS
sich ihr von links nähernd.
O Josefine, diese Rose –
    MENOU
fast zugleich, von rechts.
Madame, wer wird der Glückliche sein –
    JOSEFINE
die Rose vor's Gesicht haltend, stummes Spiel, reicht sie Menou.
    MENOU. O, Sie beseligen mich!
Barras wendet sich wüthend um.
    BONAPARTE
im Hintergrund, zu Barras.
Bürger Direktor –
    BARRAS
ärgerlich.
Warten Sie mit mehr Geduld!
Läßt ihn stehen.
Meine Damen und Herren – ah pardon, Bürger und Bürgerinnen – ein seltener Kunstgenuß steht uns bevor. Unser Talma wird vortragen: »Der Tod Cäsars«.
    ALLE. Charmant!
Josefine von rechts. Bonaparte links am Erkerfenster.
    TALLEYRAND
eine Prise nehmend.
Ein todter Cäsar ist ungefährlich.
Setzt sich Bonaparte gegenüber.
    BARRAS
salbungsvoll.
Möge die Freiheit stets einen Brutus finden.
    MADAME TALLIEN
schmeichelnd.
Wir haben einen Barras!
    TALLEYRAND
lächelt.
Dann bin ich Cassius. – Ach, Brutus ist nicht mehr Mode.
Zu Bonaparte.
Sie junger Mann, Sie haben eine

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