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Weltgericht

Titel: Weltgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Ihren Beistand liehen ...
Bonaparte schweigt.
Noch eine Bitte: Würden Sie meinen Salon durch Ihre Gegenwart auszeichnen?
    BONAPARTE
ruhig.
Bedaure. Ich gehe nach Korsika.
    JOSEFINE
sieht auf.
Das Spiel aufgeben?
     
    Sie verläßt die Loge und geht zu ihm nach unten.
     
    BONAPARTE. Fortuna ist ein Weib. Wer sie heut' verfehlt, der hoffe nicht, sie morgen wiederzufinden.
Von seinen Worten betroffen, auf Josefine blickend.
Der hoffe nicht, sie wiederzufinden?!
    JOSEFINE
lächelt.
Wie genau Sie die Frauen kennen! ... Meistern Sie doch das Glück! Wer weiß, ob nicht ich Ihnen gute Botschaft bringe. Ich komme von Barras ...
    BONAPARTE
bitter.
Natürlich!
Gleichgültig.
Was giebt's denn Neues in diesen hohen Regionen?
    JOSEFINE
langsam, ihn beobachtend. Leichthin.
Carnot hat General Scherer aus Italien abberufen.
    BONAPARTE. O! Meine Armee! Meine hundert Pläne!
Auf und ab rennend wie ein Verzweifelter.
Und ich hier, eine lebendige Lüge ... o ich hasse dies Paris!
    JOSEFINE
gemessen.
Es ist nicht Ihr Vaterland.
    BONAPARTE. Ich habe keins. Die Erde ist mein Vaterland. Nur frei muß ich sein, frei ... lieber Ziegen hüten in Korsika.
    JOSEFINE
fein.
Ach, Sie sagen mit Cäsar: Lieber der Erste im Dorfe, als der Zweite in Rom.
    BONAPARTE. Und der Erste ein Barras! Ha! Wir verstehen zu hassen, wir Korsen.
    JOSEFINE
halblaut.
Nicht zu lieben?
    BONAPARTE
sieht sie an.
Wollen Sie wissen, warum ich Frankreich verlasse?
    JOSEFINE
verlegen, ahnungsvoll.
Ich werde Ihnen rathen, so gut ich vermag.
    BONAPARTE
energisch.
Werden Sie? Nun wohlan, Madame, ich liebe Sie.
    JOSEFINE
erregt.
Wie? Sie? Mich?
Gefaßt, lacht leise.
Sie machen eine Liebeserklärung wie einen Staatsstreich. Nicht viel Federlesens!
    BONAPARTE
grimmig.
Das kam über mich wie ein Naturgesetz. Aber ich stampfe es nieder und bringe das Weltmeer zwischen mich und meine Leidenschaft. Mein Stern war ein Irrlicht. Ich glaube nicht mehr an mich.
    JOSEFINE
halblaut.
Aber ich glaube.
    BONAPARTE. Zirpt nur weiter wie die Motten um's Licht, ... das Meer zwischen mich und meine Flammen! Das kühlt.
    JOSEFINE
lächelt.
Aber das sind ja lauter Monologe, unverständliche. Ich dachte, die Liebe wäre ein ... Dialog? Wenn Sie über das Weltmeer rennen, kann ich ja gar nicht zu Worte kommen.
    BONAPARTE. Ein Weib, das in den Armen eines Barras lag ...!
Er will sich nach links entfernen.
    JOSEFINE
in heftige Bewegung.
Ein Irrthum und eine Beleidigung. Ich war nie die Geliebte des Barras.
    BONAPARTE
erregt.
Warum sind Sie an ihn geschmiedet wie eine Galeerensklavin?
    JOSEFINE. Beim Sturz der Schreckensmänner fand ich mich allein in der Welt, mein Vermögen Nationaleigenthum, als Aristokratin geächtet. Da nahte mir Barras mit dem Vorschlag, in seinen Salons die Honneurs zu machen. Er sprach davon, die höfische Geselligkeit des Ancien Regime zu erneuern, den rüden Ton der Jakobiner ein für allemal zu verbannen. Da er aber unvermählt sei, bedürfe er einer Dame, um mit Takt die Gastfreundschaft der Tuilerien zu leiten, einer Aristokratin, um die Gegensätze zu versöhnen. Und so bin ich ...
    BONAPARTE
lächelt.
Zeremonienmeisterin der Republik.
    JOSEFINE. Bonaparte, ich will mich nicht besser machen, als ich bin. Ich leugne es nicht, ich liebe den Luxus, die Toiletten, die Feste. Und dennoch war ich oft versucht, das Alles im Stich zu lassen und Gott weiß wovon zu leben. Wie schwer es fällt, unter diesen Umständen eine honnette Frau zu bleiben, können Sie sich kaum vorstellen. Ich muß lavieren. Seine Geliebte bin ich nicht und werde es niemals sein.
    BONAPARTE. Ich gehe nicht nach Korsika.
Fest, auf sie zutretend.
Empor aus diesem Schlamm, empor zur Höhe!
    JOSEFINE. Wie kann ich das?
    BONAPARTE. Als mein Weib!
Pause.
Wer den Demant der großen Liebe fand, der geizt nicht um Pfennige der Alltagsmoral.
    JOSEFINE
verwirrt.
Ich schwöre, ... ich war ... ich bin ...
    BONAPARTE. Was Du warst, begrub ich. Du bist meine ... Illusion!
    DUROC
eilig von links.
Dekret vom Direktorium!
     
    Ueberreicht ihm ein versiegeltes Schreiben, ab.
     
    JOSEFINE
rasch.
Ich weiß. Das war's, worum ich Barras bat.
    BONAPARTE
finster.
Ihn ... für mich?
Ohne den Brief zu lesen.
    JOSEFINE. Sie erhalten den Oberbefehl einer Armee.
    BONAPARTE
außer sich.
An der Spitze einer Armee! Welcher Armee?
    JOSEFINE. Denken Sie nach!
    BONAPARTE. Italien!
Liest.
Der Würfel ist gefallen.
    JOSEFINE
rasch neckisch.
Mein Wurf, meine ...
Sie stockt.
    BONAPARTE
ergänzend, langsam.
Deine ... Mitgift? Was wird die meine

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