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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Währung aus der Mitte der amerikanischen Gesellschaft kamen. Die USA waren von Beginn an ein monetär tief gespaltenes Land.
Im Anfang war die Inflation
    Die Geschichte des amerikanischen Geldes beginnt mit einer großen Inflation. Die erste originäre Währung der Vereinigten Staaten hieß nicht Dollar, sondern »Continental«. Als Keimzelle der unabhängigen amerikanischen Nation gab der neu gegründete Kontinentalkongress in den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren des 18. Jahrhunderts Papiergeld auf seinen Namen heraus, um den Kampf gegen die britische Kolonialmacht zu finanzieren. Als die Kosten des Unabhängigkeitskrieges stiegen, verfiel der Kongress darauf, immer mehr Continentals in Umlauf zu bringen. Dem Mehr an Scheinen stand kein Mehr an Vermögenswerten gegenüber. Ein inflationärer Prozess kam in Gang, der durchaus mit der späteren Kriegsfinanzierung des Deutschen Reiches durch die Notenpresse nach 1914 vergleichbar ist. Am Ende war der Wert des Continental auf ein Minimum seines ursprünglichen Wertes abgesunken. Statt Geld hielten die Bürger der Vereinigten Staaten wertloses Papier in den Händen. Diese Erfahrung ging sogar in den Sprachschatz der Amerikaner ein, die man noch heute sagen hört: »It’s not worth a Continental« 5 ,wenn sie meinen, etwas sei »keinen Pfifferling wert«. Das Fiasko des Continental pflanzte den US-Bürgern im 19. Jahrhundert ein tiefes Misstrauen gegen Papiergeld ein. Jene Immunisierung hatten die Amerikaner fortan mit den Franzosen gemein, die mit den wertlos gewordenen Assignaten der Revolutionszeit ähnlich leidvolle Erfahrungen gemacht hatten. Nach dem siegreichen Krieg um die Unabhängigkeit gegen die Briten und dem verlorenen Kampf um den Wert des Continental lag für die Amerikaner zweierlei auf der Hand: Das Geld der neuen Nation würde durch Edelmetall oder einen anderen Sachwert gedeckt sein müssen. Außerdem würde es nicht auf dem Britischen Pfund, der Währung der früheren Kolonialherren, basieren: Das wäre ohnehin schwierig geworden, da London die Prägung von Münzen in Übersee untersagt hatte. Doch die einfallsreichen Amerikaner fanden einen Weg.
    Der Trick war, schlicht jene Währung zu übernehmen, die im Westatlantik zur vorherrschenden Handelswährung geworden war: den spanischen Silberdollar. Ehe sich die Amerikaner daranmachten, eigene Stücke zu prägen, verwendeten sie einfach die im Umlauf befindlichen Münzen der Spanier. Die jungen Vereinigten Staaten von Amerika nahmen ein fremdes Geld als Landeswährung, ähnlich wie in unserer Zeit zum Beispiel Ecuador den Dollar nutzt oder der Kosovo den Euro; erstaunlich reibungslos übrigens. An dieser Episode lässt sich die zentrale Funktion des Geldes schön ablesen: Geld ist das ultimative Tauschmittel. Grundsätzlich eignet sich dazu alles, was von einer genügend großen Zahl von Menschen als wertvoll anerkannt wird. In der Praxis muss es zudem haltbar, transportierbar und möglichst gut teilbar sein. Es ist kein Zufall, dass fast alle Kulturen auf Edelmetall als Basis ihres bevorzugten Tauschmittels verfielen.
    Amerikas erste Münzen kamen zwar nicht aus England, vermutlich aber das Wort »Dollar«. So nannten Londoner Geldhändler im 18. Jahrhundert die spanischen Silbermünzen, deren Aussehen sie an jene Taler erinnerte, die im böhmischen Joachimsthal geprägt wurden. 6 Die deutsche Bezeichnung »Joachimsthaler« wurde auf ausländischen Zungen dann zu »Dollar«. So ist die US-Währung also zumindest etymologisch deutscher Abstammung.
    Nach den Erfahrungen des Unabhängigkeitskriegs stand fest, dass die neue Währung der jungen United States of America ein Edelmetall-Geld sein würde. Nicht entschieden war jedoch die Frage: Gold oder Silber? Welches der beiden zur Verfügung stehenden Metalle würde nicht nur den Wert des Geldes gewährleisten, sondern auch in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, um Wirtschaftswachstum zu erlauben? Mit dem Rückgriff auf den spanischen Silberdollar war die Frage nur vorläufig beantwortet. In der wilden Zeit der Pioniere erlaubten die Vereinigten Staaten das Zahlen mit Silber oder Gold, die in einem festgelegten Wertverhältnis zueinanderstanden. Der Dollar war durch ein bestimmtes Gewichtsverhältnis zu beiden Edelmetallen definiert, die Prägung bestätigte im Grunde nur den

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