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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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1. Das Königreich Jade-Torat. Ein Berghang nahe der Westgrenze.
     
    Breit, träge und gelblich vom Schlamm, den er mit sich führte, floß der Wansheeri dahin, zwischen seinen Ufern spätsommerlich niedrig, geräuschlos an den verstreuten Bergen des Hochlands vorüber und in die Ebenen, zu der großen Stadt namens Jade-Halimm, die sein Mündungsgebiet beherrschte.
    An einem jener Berge, einem Gipfel in der Nähe des Stroms und seiner Lehmablagerungen, beendete eine Greisin die Arbeit, Töpferwaren auf einen Handkarren zu laden, und machte sich mit dem Karren auf den Weg hangab, alt und knorrig und auf ihre Weise so langsam, schwerfällig und stark wie der Fluß. Die Sonne stand tief im Westen; die Luft bewegte sich kaum und roch nach Staub, zerfallener Baumrinde, nach scharfen, klebrigen Harzen von Nadelbäumen, durch deren fast regloses Nadelgeäst kupferngoldener Abendglanz sickerte; die Schatten waren dunkel und schwül; unter dem vollen, weißen Haar der Alten, das sie zu einem unordentlichen Knoten verknüpft hatte, um sich den Nacken freizuhalten, sammelte sich an ihrem Kopf Schweiß und rann ihr in breiten Rinnsalen neben den Ohren hinab. Sie achtete nicht auf Schweiß und Hitze, zog einen Pfad entlang, den sie mit eigenen Füßen während der vergangenen hundert Jahre in den Berghang getreten hatte. Sie lebte allein und war damit zufrieden, allein zu sein; ihre Zufriedenheit zeigte sich in dem Schwung, den man ihrer groben Gestalt anmerkte, in dem Liedchen, das sie vor sich hinpfiff. Die Töpfe und Kannen klapperten, der Handkarren knarrte, die Alte pfiff ihre Melodie, und da und dort in der Ferne sang ein Vogel so gemächlich sein Lied, als täte er es in Abstimmung mit der dicken Luft.
    Das alte Weib gelangte so zu einer runden Weide, zerteilt durch einen lautstarken Gebirgsbach, und begann den Karren über einen Pfad aus flachen Steinen zu ziehen, die sie bereits vor langem mit eigener Kraft an diese Stelle geschleppt hatte, um für die Jahreszeiten gewappnet zu sein, in denen es feuchter war als jetzt; der Karren holperte den Weg entlang, die Töpferwaren klapperten gegeneinander, die Eisenreifen der Karrenräder rumpelten auf den Steinen.
    Die Frau hörte auf zu pfeifen, strengte ihre Muskeln verstärkt an, um den Karren weiterziehen zu können, und ihr Gesicht nahm einen Ausdruck von Angelegentlichkeit an, indem sie Körper und Geist ganz auf die Zugstange richtete. Als sie die Brücke erreichte, die den Bach überspannte, straffte sie den Rücken, fuhr sich mit dem Arm übers Gesicht, wischte einigen Schweiß ab. Über den Wasserlauf strich ein Windchen heran, spendete nach der unter den Bäumen gestauten Hitze Linderung. Das Weib kippte die Zugstange hoch und schlenderte an die Seite des Karrens, genoß die mäßige Kühle des Augenblicks, lehnte sich gegen den obersten Balken der Karrenseite, neigte den Kopf, um sich vom leichten Wind den Nacken kühlen zu lassen. Hinter der Wiese standen Haus und Werkstatt der Greisin, halb verborgen unter alten, knotigen Rankengeflechten; das verwitterte Holz fügte sich vorteilhaft in den felsigen, mit Bäumen bewachsenen Abhang dahinter. Sie fühlte sich angenehm müde, freute sich darauf, sich ein Abendessen zuzubereiten und anschließend eine große Kanne Tee zu trinken, noch einmal eines der Bücher zu lesen, die sie aus Jade-Halimm mitgebracht hatte, um an den Abenden während der Abwesenheit der Kinder ein wenig Kurzweil zu haben. In Kürze war Yarils und Jarils Rückkehr fällig; als sie daran dachte, lächelte die Frau. Sie würden tausend Geschichten über all das zu erzählen wissen, was sie auf ihren Reisen gesehen hatten, doch das war keineswegs der einzige Grund, warum sie ein Ende der restlichen Stunden ihres Ausbleibens ersehnte; innerlich war sie ihnen enger verbunden, als sie zugeben mochte — auch sich selbst —, sie waren gewissermaßen ihre Kinder, ihre Zöglinge, obwohl ihr menschliches Äußeres im Laufe der Jahre (mittlerweile rund zweihundert), seit die Wege des Paars und ihre Wege sich an den Hängen des Tincreals getroffen hatten, gealtert war; in letzter Zeit begann sie sich zu fragen, ob sie nun in etwas Ähnliches wie das Eintreten der Geschlechtsreife kamen. Ihre äußerliche Beschaffenheit widerspiegelte — jedenfalls in bestimmtem Maße — ihr inneres Wesen; sie erweckten also, wenn sie die Gestalt menschlicher Kinder annahmen, den Eindruck, sich im Übergang zum Jugendlichendasein zu befinden. Welche Schlußfolgerungen sollte

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