Weltraumpartisanen 02: Verrat Auf Der Venus
vorzuwerfen habe. Falls Sie mich brauchen, Sir, ich bin dabei."
Das Vertrauen, das Stroganow und Ibaka in mich setzten, tat mir gut. Offenbar vertrauten sie mir mehr als ich selbst. Auf einmal war mir, als wäre ich nicht mehr ich, Mark Brandis, sondern John Harris. Genauso wie ich mußte er damals die ganze Last der Verantwortung empfunden haben: genauso schmerzhaft und genauso unablösbar. Was immer auch geschah, die letzte Entscheidung mußte immer vom Commander getroffen werden, und die Zahl der Möglichkeiten, daß man guten Glaubens die falsche Entscheidung traf, war groß. Zum erstenmal seit meiner Beförderung empfand ich, was es hieß: Commander zu sein.
„Ich danke Ihnen, Ibaka. Ich wüßte einfach keinen besseren Bordingenieur als Sie."
Nur Captain Monnier hatte seine Meinung noch nicht geäußert. Er hatte sich so gestellt, daß mir seine rechte Gesichtshälfte mit den untilgbaren Narben zugewandt war. Ihn zu fragen, bedeutete für mich, über meinen eigenen Schatten zu springen.
„Captain", sagte ich, „als Sie sich heute vormittag im Büro vorstellten, war von diesem Auftrag noch nicht die Rede. Sie haben mehr als wir ändern die Veranlassung und das Recht, Ihre persönlichen Konsequenzen zu ziehen."
Monnier sah mich mit kalten Augen an. „Ich bin nicht krank, Sir." Er machte eine kleine Pause. „Jetzt jedenfalls nicht mehr."
Ich wußte, worauf er anspielte, und darum sagte ich, bevor das Gift zu wirken begann, schroff: „Dieser Auftrag, Captain", sagte ich, „ist keine Lebensversicherung, falls Sie es so aufgefaßt haben sollten."
Captain Monniers Lächeln wirkte entwaffnend. Er stand da und lächelte mich an, als ob zwischen ihm und mir nie ein böses Wort gefallen wäre. „Auf eine solch ausgefallene Idee wäre ich nie gekommen, Sir", sagte er. „Trotzdem, ich beteilige mich."
Ich verstand wohl, was er mit diesen Worten wirklich meinte, dennoch atmete ich ein wenig auf. Wenigstens nach außen hin war der Frieden zwischen uns wiederhergestellt.
„Danke, Captain", sagte ich. „Auf Ihre Fähigkeiten werden wir noch sehr angewiesen sein." Ich nickte meinen Männern noch einmal zu, drehte mich um, klopfte einmal hart gegen die Tür und kehrte in das andere Zimmer zurück. Captain Monnier, dessen war ich nun sicher, würde mir noch eine Menge Schwierigkeiten bereiten, und in gew issi r Weise war ich ihm gegenüber wehrlos. Repin und der Colonel sahen mich erwartungsvoll an. Sie waren nicht mehr allein. Ein mir Unbekannter hatte sich dazugesellt, und obwohl er Zivil trug, schien er mir, wie er so dastand, ein Offizier zu sein. Vor Repin blieb ich stehen.
„Sir", sagte ich, „vorbehaltlich der Genehmigung von Professor Westhoff, die mir noch nicht vorliegt, können Sie über Delta VII verfügen."
Ein Schatten schien sich vom Gesicht des Vorsitzenden des Rats für innere und äußere Sicherheit zu lösen. „Na, großartig", sagte er. „Jetzt kann ich es Ihnen ja verraten: Ich habe von Anfang an fest damit gerechnet. Irgendwann, so hoffe ich, wird sich die Republik Ihnen und Ihren Männern erkenntlich zeigen." Er wies auf den Offizier in Zivil. „Ich möchte Sie jetzt bekannt machen mit Major Bogdan Bjelowski. Der Major wird Sie auf
Ihrem Flug begleiten und dann an Ort und Stelle die erforderlichen Gespräche mit unserem Kontaktmann von der Erde führen. Ihre Mission ist beendet, sobald Sie Major Bjelowski heil und unversehrt wieder auf der Venus abgeliefert haben."
Major Bjelowski kam heran und drückte mir rasch und herzhaft die Hand.
„Wir werden es schon schaffen, Commander." Er hatte eine angenehme, volltönende Stimme. Dem Namen nach war er polnischer oder ukrainischer Abstammung. Wie ich später erfuhr, stimmte meine Annahme. Sein Vater war ein ukrainischer Ingenieur, der sich irgendwann einmal zur Venus hatte versetzen lassen, in der Zeit des großen Aufbaus. Ich wandte mich wieder an Repin. „Und wann und wo, Sir, soll das Treffen stattfinden?" „Die Einzelheiten des Unternehmens, Commander, entnehmen Sie einem versiegelten Umschlag, den man Ihnen vor dem Start überreichen wird. Ich kann mir vorstellen, daß Ihnen diese Vorsichtsmaßnahme lästig erscheinen mag, aber" - Repin machte eine bedauernde Bewegung mit den Händen - „sie läßt sich leider nicht vermeiden. In der gegenwärtigen Situation können wir nicht vorsichtig genug sein. Damit Sie Verständnis aufbringen für meine Zurückhaltung, will ich Ihnen sagen, daß über das Wann und Wo dieses Treffens nur
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