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Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin

Titel: Weltraumpartisanen 03. Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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fragend. »Sie wird gleich hier sein, aber ich vermisse den Commander.«
    »Der Commander –«, sagte ich mit plötzlich schwerer Zunge, »der Commander –«
    In diesem Augenblick trat Ruth O‘Hara ein. Nur sie konnte es sein, denn sie war ganz so, wie Commander Brandis sie mir beschrieben hatte. Sie kam herein, erkannte Lieutenant Ibaka, der der Tür am nächsten stand, und fiel ihm in die Arme.
    »Ich bin ja so froh«, sagte sie, »so froh.« Sie ließ von Ibaka ab und umarmte auch Stroganow. »Wie wunderbar ist es doch, Sie alle heil und gesund wiederzusehen. Ich hatte damit nicht mehr gerechnet. Es war eine schreckliche Zeit.« Ruth O‘Hara küßte Stroganow auf die stoppeligen Wangen, dann trat sie zurück, um auch mich zu begrüßen. »Sie müssen Captain Monnier sein«, sagte sie, »ich habe schon von Ihnen gehört.«
    »Ja«, sagte ich steif, »ich bin Captain Monnier.«
    Ruth O‘Hara sah sich im Raum um, und ihr Lächeln erlosch. »Wo ist er?«
    Da ich keine Anwort gab, wandte sie sich an Stroganow. »Wo ist Mark?« fragte sie. »Iwan, was ist passiert? Sie müssen es mir sagen! Warum ist Mark nicht hier?«
    Stroganow schluckte, dann richtete er seinen Blick auf mich. Es war der elendste Augenblick meines Lebens. Auf einmal wurde mit bewußt, wieviel Commander Brandis und diese junge schöne Frau für einander bedeutet hatten.
    »Captain«, sagte sie, »was ist geschehen?«
    Es war eine Frage, die unausweichlich eine Antwort erheischte. Nie zuvor hatte ich mir etwas so sehr gewünscht wie nunmehr dies: Hoffnung und Trost verteilen zu können. Aber es ging über mein Vermögen. Es gab keine Hoffnung mehr, sie war in jener furchtbaren Sekunde gestorben, als Commander Brandis in letzter Verzweiflung zur Pistole griff; und um zu trösten, war ich nicht der geeignete Mann.
    »Captain!« wiederholte Ruth O‘Hara. »Ich habe ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren!«
    Was aber war die Wahrheit? Hatte es nicht vielleicht doch so etwas wie eine letzte Chance für den Commander gegeben, wie die beiden Lieutenants es behaupteten? Mochte das Gericht darüber entscheiden. Ich war bereit, mich seinem Urteil zu stellen. Dem Gericht gegenüber konnte ich mich verteidigen: mit Argumenten oder, wenn es sein mußte, mit einem Gegenangriff. Die Landung auf der Insel Malden, würde ich sagen, hatte unter den gegebenen Umständen das Risiko der Katastrophe bereits in sich beinhaltet. Ruth O‘Hara gegenüber jedoch war ich hilflos.
    »Lieutenant Stroganow wird es Ihnen erklären«, sagte ich. »Und wenn nicht er, dann eben Lieutenant Ibaka.« Damit wandte ich mich ab und verließ den Raum.
    Im Kasino lehnte ich mich gegen die Theke und ließ mir ein Bier geben. Vom Bartender erfuhr ich die letzten Neuigkeiten; er hatte sie von den Häftlingen, die mit der Najade gekommen waren.
    Dr. Samuel Hirschmann, der große alte Mann, letzter legitimer Präsident der EAAU und später der Unabhängigen Republik Venus, war tot. Dem offiziellen Vernehmen nach war er unmittelbar nach seiner Verhaftung einem Herzschlag erlegen, aber das Gerücht ging um, daß er Gift genommen hatte, um sich nicht ein zweites Mal zum willenlosen Werkzeug des Generals manipulieren zu lassen.
    Eine Reihe von Intellektuellen, die zuvor das neue Regime entschieden abgelehnt hatte, war schlimmer dran. Es handelte sich dabei um die Männer und Frauen der verschiedenen Nachrichten- und Informationsdienste; über Nacht waren sie zu eifrigen Verfechtern der Reinigende-Flamme-Ideologie geworden.
    Als einer von ihnen einen Unfall erlitt, hatte man in seinem Schädel, von den Haaren verdeckt, eine winzige Anode gefunden. Die Zeugen dieses Unfalls wurden zwar ausnahmslos von den Brandstiftern liquidiert, aber einer von ihnen hatte Gelegenheit gefunden, sein Wissen weiterzugeben.
    Die Verhaftungen nahmen kein Ende. Elektronisch gesicherte Lager waren errichtet worden, in denen männliche Häftlinge, wie es hieß, umgeschult wurden; in Wirklichkeit wurden sie zu ferngesteuerten Marionetten umfunktioniert und später der Tödlichen Garde zugeteilt. Das Abhorchsystem war nahezu lückenlos: jedes auf der Venus gesprochene Wort wurde registriert.
    Ich ließ den Bartender reden, ohne recht hinzuhören. Was ich mit mir selbst auszutragen hatte, war schlimm genug, und einer Auseinandersetzung mit den Problemen fremder Menschen fühlte ich mich nicht gewachsen.
    Ich trank mein zweites Glas Bier, als Alarm gegeben wurde. Ein Schwertransporter hatte um Landeerlaubnis gebeten, um

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