Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri
bürokratische Apparat in Bewegung setzen. Bei Gelegenheit mußte ich das glattbügeln, um Romens Patent nicht in Gefahr zu bringen, und wenn ich Harris selbst bemühen sollte.
»Ich glaube«, sagte Romen, »wir können diesmal einigermaßen zuversichtlich sein.«
»Wieso?«
»Die Nummer Eins schwimmt auf einem Warmwasserbett. Die Sinkgeschwindigkeit ist minimal, nicht einmal zwanzig Meter pro Minute.«
Ein unendliches Gefühl der Erleichterung überkam mich; der dumpfe Druck auf dem Herzen ließ nach. Was Romen mir da in nüchternen Worten mitteilte, stieß der Hoffnung ein ganzes Tor auf. Burowski hatte Glück im Unglück; die Zeit arbeitete für ihn.
»Was ist mit dem U-Boot?«
»Das dürfte längst unterwegs sein. Als ich zum Start fuhr, war Forester schon im Besitz der Position. Ich hab’ ein gutes Gefühl, Sir - zum erstenmal. Diesmal kriegen wir das Miststück an Land, samt Inhalt. Und dann hat der Wurm ausgespielt.«
Ich tat mein Bestes, um nicht daran zu denken, daß auch ich schon einmal Überlegungen dieser Art angestellt hatte - im Fall Stafford. Die Erinnerung daran lag wie ein dunkler Schatten auf der Hoffnung, die Romen in mir erweckt hatte.
Wir durchstießen die Wolkendecke, und das Camp kam in Sicht. Romen drosselte das Triebwerk, und mit einer schwingenden Bewegung, die das Heck nach unten brachte, landete er die Diana in unmittelbarer Nähe des Towers: auch dies ein Verstoß gegen das Reglement, von mir stillschweigend gutgeheißen.
Im Tower herrschte nervöse Pausenstimmung. Die Controller saßen rauchend in ihren Sesseln, ohne den Blick von den Pulten zu wenden. Die Lautsprecher schwiegen. Jordan lehnte, einen Becher Orangensaft in der Hand, an der Richtfeuersäule. Als er mich erkannte, stellte er den Becher ab und kam auf mich zu.
»Sie hätten sich nicht zu bemühen brauchen, Brandis. Was getan werden konnte, ist getan. Jetzt können wir nur noch warten, wie die Sache ausgeht.«
»Davon bin ich überzeugt.« Ich nickte Jordan und den Controllern einen knappen Gruß zu. »Aber mein Platz ist hier.«
Daß ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, behielt ich für mich. Ich fühlte mich schwächer und elender, als ich zugeben wollte. Ausbrüche von kaltem Schweiß und Kopfschmerzen zehrten an meiner Energie. Meine Eigenmächtigkeit begann sich frühzeitig zu rächen.
»Also, wie steht’s?«
Jordan hatte seinen Teil der Arbeit getan. Nun war die Reihe an mir. Die Verantwortung legte sich erneut schwer und drük-kend auf meine Schultern.
»Besser, als es sonst immer stand. Burowski ist auf Tiefe Zwei-Acht und noch einigermaßen gut beieinander.«
»Und Forester?«
»Will in etwa zehn Minuten bei ihm sein.«
Das böse Spiel schien ein gutes Ende nehmen zu wollen. Wenn es Forester mit seinem U-Boot gelang, den Fahrplan einzuhalten, erwischte er die Nummer Eins noch beizeiten auf Tiefe Drei-Null - und so viel vermochte ein Kolibri , wie wir mittlerweile aus Erfahrung wußten, auszuhalten, ohne Schaden zu nehmen.
»Wie ist die Verständigung?«
»Nicht ohne Störung - aber man versteht, was er sagt.«
Ich wischte mir den Schweiß aus den Augen und schaltete mich ein.
»Nummer Eins, Burowski - hier spricht Brandis. Kommen!«
Im Lautsprecher begann es zu rauschen und zu knistern. Bu-rowskis Stimme war von submarinen Störungen überlagert.
»Meinen Glückwunsch zur Genesung, Commander. Ich glaubte Sie noch im Krankenhaus. Ich hoffe, Sie haben sich nicht meinetwegen bemüht. Mit mir ist noch alles in Ordnung. Das ist es doch, was Sie von mir hören wollen? Kommen!«
Burowski gab sich gefaßt und zuversichtlich - auch dies ein gutes Zeichen. Disziplin und Selbstbeherrschung waren seine zuverlässigsten Verbündeten; niemand wußte das besser als ich.
»Ich höre gerade, daß Forester schon ganz in Ihrer Nähe steht, Nummer Eins. In spätestens zehn Minuten nimmt er Sie auf den Haken. Wie ist Ihre augenblickliche Tiefe? Kommen!«
Die submarinen Störungen waren mal stärker, mal schwächer. Burowskis Stimme klang, als würde sie durch einen Zerhacker geschickt.
»Noch nicht ganz Zwei-Neun, Kolibri -Tower. Mir scheint, Freund Neptun balanciert mich auf dem kleinen Finger. Auf jeden Fall ist der Fahrstuhl auf >langsam< geschaltet. Kommen!«
Burowskis Glückssträhne hielt an. Es hätte auch anders kommen können; Sinkgeschwindigkeiten bis über hundert Meter pro Minute waren keine Seltenheit. Neptun mußte in der Tat ein Faible für ihn haben - sonst hätte er schon längst
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