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Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri

Titel: Weltraumpartisanen 07: Testakte Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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alle Proteste der weißbekittelten Heerschar, eine nahezu komplette Kommandozentrale in meinem Zimmer installieren ließ - mit Telefonen, Monitoren und allem anderen, was mir als unentbehrlich erschien.
    Der Chefarzt des Krankenhauses suchte mich auf, als Osburgs Mechaniker noch am Aufbauen waren.
    »Commander, ich verstehe zwar Ihre Ungeduld, aber Sie tun alles, um Ihren Aufenthalt hier in die Länge zu ziehen.«
    Was ich mir in den Kopf gesetzt hatte, ließ ich mir nicht ausreden.
    »Mir scheint eher, daß ich alles tue, um ihn abzukürzen, Professor. Wenn ich nicht in diesem verdammten Bett liegen müßte, wäre ich längst gesund.«
    »Gesund und tot!« sagte der Professor.
    »Gesund und lebendig!« sagte ich.
    Der Chefarzt gab es auf, mit mir zu streiten.
    »Ihr Unfall scheint bei Ihnen einen kleinen Dachschaden verursacht zu haben, Commander. Von Rechts wegen sollte ich Ihnen einen neuen Kopf verpassen - von einem Maulesel!«
    »Einverstanden, Professor«, sagte ich. »Geben Sie mir Ihren!«
    Erst wurde er wütend, dann mußte er lachen und ließ mich fortan gewähren.
    Im Bett erstellte ich die Flugpläne, diskutierte mit Osburg über technische Probleme, schrieb die Tagesberichte und hielt mich bereit für die nächste Alarmmeldung.
    Meine Anlage war gerade einen Tag alt, als Harris aus Metropolis anrief.
    »Wie ich sehe, fangen Sie an, sich zu erholen, Brandis. Ihr Arzt sagte mir gerade, daß Sie schon wieder an der Arbeit sind. Wie kommen Sie voran?«
    »Überhaupt nicht, Sir. Das Triebwerk der Nummer Zwei ist unauffindbar. Die Antwort auf alle unsere Fragen liegt irgendwo auf dem Meeresgrund.«
    Harris furchte die Stirn.
    »Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen nach diesem Unfall zumute ist, Brandis, aber ich muß Ihnen ausrichten, daß man höheren Orts Resultate sehen will. Was kann ich dem Minister antworten?«
    »Daß wir unsere Testflüge fortsetzen, Sir. Aber wenn er meint, daß er’s besser kann, werde ich ihm gern einen Kolibri zur Verfügung stellen.«
    Harris zeigte mir sein sparsames Lächeln.
    »Ich werde es bestellen, Commander. Wörtlich.«
    Eines Abends erschien bei mir mein komplettes Team - nur Burowski fehlte, der noch bei Laura war - und gratulierte mir zum Geburtstag.
    Jordan machte eine Flasche alten französischen Cognac auf.
    »Ich weiß, daß Sie’s nicht dürfen«, sagte er, »aber wenn’s nach der Vorschrift ginge, dürften auch wir nicht.«
    Ich blickte hinüber zu Vidal, aber der sah mich nicht an.
    »Also gut« willigte ich ein. »Ein Gläschen ist schließlich noch kein Besäufnis.«
    »Weder eins, noch zwei, noch drei«, sagte Romen und packte seine Mundharmonika aus. »Danach wird die Sache diskutabel. Man sollte das Problem der Stationsschwester vorlegen. Sie ist eine Kapazität auf allen Gebieten. Meinen Geigenkasten hat sie bereits beschlagnahmt. Musik, sagt sie, ist nicht für Ihren Kopf.«
    Vidal hörte auf, den Zurückhaltenden zu spielen.
    »Dabei«, sagte er, »hat der alte Besen unsern Grischa noch nie fiedeln gehört, sonst hätte er schwerlich von Musik gesprochen.«
    »Das Wort Musik war bestimmt nur eine höfliche Umschreibung«, warf Jordan mit todernstem Gesicht ein. »Gemeint war das Geräusch, mit dem die Betätigung eines Instrumentes nun einmal zwangsläufig verbunden ist.«
    Die gute Stimmung hielt den ganzen Abend an. Vom Projekt wurde nicht gesprochen. Wir lachten und scherzten und tranken dann und wann einen Schluck Cognac. Der Alkohol heizte mir ein; am liebsten wäre ich aufgestanden - aber das ließen meine Männer nicht zu.
    Romen spielte auf der Mundharmonika alte berühmte Opernarien, und Vidal sang dazu:
    Auf in den Kampf, Torero!
    Stolz in der Brust,
    siegesbewußt…
    Vidal sang nicht immer ganz richtig, aber keiner von uns nahm daran Anstoß.
    Das Fest nahm ein Ende, als mit vorwurfsvollem Gesicht die Stationsschwester erschien - aber erst, nachdem sie Verstärkung geholt hatte, bequemten sich meine Männer zu gehen.
    Romen hüpfte um die Stationsschwester herum und spielte:
    Kalinka, Kalinka,
    Kalinka moja…
    Eine ganze Weile noch hörte ich seine Mundharmonika, und mir war warm ums Herz.
    Am Tag darauf war ich ungeduldiger und mißmutiger denn je. Um acht Uhr setzte ich mich über alle Verbote hinweg, stand auf und öffnete das Fenster - gerade rechtzeitig, um Gri-scha Romen starten zu sehen. Seine Nummer Sieben war ein kleiner leuchtender Punkt, der sich in der Bläue des Himmels verlor. Zurück blieb eine schwarze Wolke, mit der der Wind

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