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Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Titel: Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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soeben noch gesessen hatte, war nichts als leerer Raum. Fort waren auch seine Karten und seine Teetasse.
    Mrs. Hildebrandt hingegen saß noch immer, wo und wie sie gesessen hatte, und legte nun mit einem tiefen Seufzer ihre Karten auf den Tisch.
    „O da seid ihr ja!“ Walter Hildebrandt schlug mir auf die Schulter. „Entschuldigt, daß ich mich verspätet habe.“ Er beeilte sich, Ruth O’Hara die Hand zu küssen. „Ich hoffe, dieses Spektakel hat euch nicht allzusehr durcheinandergebracht!“
    Er zwängte sich zwischen uns hindurch und drückte seiner Mutter einen Kuß auf die Stirn.
    „Mutter!“ sagte er mit leisem Vorwurf. „Du weißt doch, daß du das nicht sollst! Und nun möchte ich dich, bevor wir dich allein lassen, mit zwei guten Freunden bekanntmachen.“
    Wir wechselten ein paar Worte mit Mrs. Hildebrandt - jedoch wenn ich gehofft hatte, von ihr Aufklärung zu erhalten für ihr seltsames Verhalten, sah ich mich enttäuscht. Sie war nichts weiter als überrascht, daß Ruth und ich so unvermutet gekommen waren.
    Walter Hildebrandt räusperte sich und zog Ruth und mich zur Tür. „Also dann“, sagte er, als wir die knarrende Treppe hinabstiegen, „was darf es sein? Tee oder lieber etwas Herzhaftes?“
    „Etwas Herzhaftes!“ sagte Ruth. „Wir haben’s verdient.“
    Walter Hildebrandts Miene verdüsterte sich.
    „Ich verstehe“, sagte er. „Dieses Spektakel! Ich kann es ihr nicht abgewöhnen. Sie lebt für diese eine Stunde am Tag. Ich will versuchen, es euch zu erklären.“
    Er erklärte uns, als wir in der Abendsonne im Garten saßen und die Eiswürfel in unseren Whiskygläsern kreisen ließen.
    „Es hängt“, begann er zögernd, „mit meiner privaten Fummelei zusammen. Irgendwann habe ich’s mir in den Kopf gesetzt, die Illusion des plastischen Films vollkommen zu machen. Ich wollte fort von der Leinwand, fort vom Monitor. Das ist nicht ohne Experimente abgegangen - es hat Rückschläge gegeben noch und noch. Aber inzwischen bin ich so weit. Ich kann euch jeden Menschen, jeden Gegenstand so deutlich in jeden x-beliebigen Raum projizieren, daß ihr die Täuschung nicht merkt.“
    „Wie deinen Bruder Frank?“ fragte ich. Walter Hildebrandt nickte. „Ja“, sagte er. „Die Aufnahme, die ihr da gesehen habt, entstand, als ich noch mit diesem Verfahren herumexperimentierte. Frank ahnte nicht, daß er gefilmt wurde - deshalb ist er so ungezwungen, so natürlich.“
    Vielleicht hätte ich mich mit der Erklärung zufrieden gegeben, doch Ruth O’Hara war wißbegieriger.
    „Und warum -?“
    Walter Hildebrandt seufzte.
    „Eine Stunde, nachdem dieser Streifen entstand, kam Frank beim Schwimmen ums Leben. Eins von diesen superschnellen Tauchbooten riß ihn in seinen Sog. Es hatte so dicht vor der Küste natürlich nichts zu suchen, und der Fahrer kam dann auch prompt in den Bau - aber Frank war tot, und Mutter liebte ihn doch so sehr.“
    Ruth O’Hara hatte feuchte Augen bekommen.
    „Ich hätte nicht fragen sollen, Walter“, sagte sie. „Verzeihen Sie!“ Walter Hildebrandt leerte sein Glas.
    „Schwamm drüber!“ sagte er rauh. „Das Risiko gehört zum Leben. Nur meine Mutter - ich sagte es heute schon: sie ist seitdem nicht mehr ganz die alte. Einmal im Tag lebt sie mit diesem Filmstreifen wie mit einem richtigen Menschen. Ihr habt’s ja mitbekommen, leider.“
    Wir blieben noch eine knappe Stunde, dann verabschiedeten wir uns. Walter Hildebrandt preßte meine Hand.
    „Mann!“ sagte er. „Daß ich dich noch einmal wiedersehen durfte! Ich hoffe doch, wir bleiben jetzt in Verbindung! „
    „Bestimmt!“ antwortete ich.
    Noch ahnte ich nicht, daß ich damit kein leeres Versprechen abgab.

3.
    „Was soll das?“ Die Stimme des Arztes klang ungehalten. „Ihre Abschweifungen kosten lediglich Zeit! “
    Der Strom floß nun mit heftigen, schmerzhaften Stößen durch meine Schläfen.
    „Konzentrieren Sie sich, Commander!“ mahnte der andere Weißkittel. „Ihre Erlebnisse in Acapulco sind für uns völlig uninteressant. Kommen Sie wieder zur Sache!“
    Ein letztes, schwächliches Gefühl in mir bäumte sich gegen den Zwang auf. Es sorgte dafür, daß ich nicht völlig vergaß, wo ich mich befand und was ich tat.
    Nach wie vor war ich in diesem als Psychiatrie gekennzeichneten Raum, und gepolsterte stählerne Klammern fesselten mich an den Sententor, während der schleichende, kriechende, pulsierende Strom die Bilder meiner Erinnerung aufwirbelte und zu Zeichen auf einer endlosen

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