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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Kampfschwimmer stand dort schon bereit, um meine Eskorte zu bilden. Ich musterte ihre Gesichter mit unguten Gefühlen. Von diesen Männern hatte ich keinerlei Unaufmerksamkeit zu erwarten.
    Der koreanische Hauptmann herrschte mich an, und Tao Lin übersetzte: »Der Hauptmann weist Sie darauf hin, daß seine Leute strikte Anweisung haben, jeglichen Fluchtversuch, den Sie unternehmen könnten, mit Gewalt zu vereiteln.«
    Ich ging nicht darauf ein und erwiderte: »Sagen Sie ihm, daß er, statt seine Zeit mit Drohungen zu vergeuden, seine Leute lieber anweisen soll, einen Schneidbrenner zur Tornado hinauszuschaffen. Und er soll ihnen klarmachen, daß ich einen vertikalen Schnitt benötige, der mir das Heck der Maschine öffnet.«
    Tao Lin sprach auf den Hauptmann ein, und dieser griff mit wütendem Gesicht zum Telefon. Aus irgendeinem Grunde haßte er mich. Ich drückte Tao Lin die Hand. Seine Lippen bewegten sich. 
    Er sagte das gleiche wie seine Enkelin: »Geben Sie auf sich acht, Commander.«
    Ich zwängte mich in das Sumo, ließ die Verriegelung einrasten und startete. Das Sumo begann zu vibrieren. Ich überprüfte die Armaturen. Alle Anzeigen waren normal. Ein Fischmensch gab mir ein Klopfzeichen, und ich nahm Fahrt auf und steuerte das Sumo langsam in die Schleuse hinein. Mein Herz pochte wie verrückt, aber meine Hände waren ruhig.
     
    Vor dem Wrack der Tornado hatte ich das Sumo auf Grund gelegt. Zwei Fischmenschen waren damit beschäftigt, mit Hilfe des Schweißbrenners einen Zugang zum Heck zu öffnen. Sie arbeiteten rasch und sehr geschickt. Die übrigen Kampfschwimmer hatten einen Kreis um die Tornado und mein Sumo gebildet und ließen mich nicht aus den Augen. In ihren Händen erkannte ich jenes knüppelartige Gerät, mit dem ich schon einmal Erfahrungen gemacht hatte, die ich keinesfalls zu wiederholen wünschte. 
    Übler noch als diese Fischmenschen war der Albinohai. Auch er hatte sich auf Grund gelegt, nur wenige Meter von mir entfernt, und jedesmal, wenn mein Sumo sich bewegte, zuckte seine riesige Schwanzflosse. Falls ich einen Ausbruch wagen sollte, würde er als erster hinter mir her sein – mit jener wütenden, zielstrebigen Beharrlichkeit, mit der eine Meute geifernder Bluthunde einem entlaufenen Sträfling folgt.
    Vor dem Hai hatte ich am meisten Respekt. Die beiden Schweißer setzten das Gerät ab und winkten. Die Öffnung, die sie für mich geschaffen hatten, war groß genug.
    Ich zeigte ihnen den abgespreizten Daumen und ließ das Sumo aufschwimmen. Aus den Augenwinkeln sah ich, daß auch der Hai aufschwebte.
    Vor mir dämmerte der Rumpf der Tornado. Langsam und vorsichtig, immer darauf bedacht, die Ruderanlage meines Sumos klar zu halten, Zoll um Zoll, manövrierte ich mich in das Wrack hinein und ließ den Scheinwerfer aufleuchten. Ich ließ mir Zeit, den Befund zu verdauen, aber auch das brachte mich nicht weiter. Die Tornado war, wie Tao Lin gesagt hatte, leer.
    Es gab darin weder einen toten Piloten noch einen knallroten Behälter. Ich fühlte mich ratlos. Die Tornado war mir bis zuletzt als sichere Spur erschienen. Ich selbst hatte gesehen, wie Dr. West den Behälter in das Cockpit lud, bevor er startete; und nachdem er Tunis verlassen hatte, war er von Captain O'Brien nicht aus den Augen gelassen worden: bis zum Augenblick des Absturzes. Einen Atemzug lang hegte ich den Verdacht, von Tao Lin getäuscht worden zu sein, aber diesen Verdacht ließ ich sofort wieder fallen. Tao Lin war der Bürgermeister von Shinkoku, und er liebte seine absonderliche, phantastische Stadt. Die Liste, die er mir gezeigt hatte, war gewiß vollständig gewesen. Das bedeutete, daß Dr. West uns wieder einmal überlistet hatte.
    Es gab nur eine Erklärung. Sie war abenteuerlich. Und sie würde mir alles abverlangen, was ich jetzt noch an Mut, Kraft und Entschlossenheit aufbringen konnte. Dr. West war noch am Leben, und die Bakterienkultur befand sich nach wie vor in seinem Besitz. Dringender denn je war es, daß ich zur Poseidon zurückkehrte – denn dort war man ahnungslos.
    Falls ich nicht auftauchte, würde Kapitän Utrecht Bericht erstatten – und Harris würde zwangsläufig ein neues Team zur Absturzstelle schicken. Und inzwischen saß Dr. West irgendwo auf dem Trockenen und lachte sich ins Fäustchen. Ein letztes Mal dachte ich an Lo Tai, die mich nun nie mehr wiedersehen würde.
    Vielleicht hätte ich in ihren Armen all das gefunden,  wonach mich verlangte: Ruhe und Glück. Vielleicht hätte ich

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