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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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weißhaarige Chinese eine Position, die er wohl oder übel respektieren mußte.
    »Können Sie gehen, Commander?«
    Ich versuchte es. Die Beine ließen sich bewegen. Ich nickte.
    »Ich werd's schaffen.«
    Tao Lin ging voraus. Ich folgte ihm. Wir verließen den Wachraum, gingen einen Gang entlang und traten durch eine automatisch auffahrende Tür hinaus in einen japanischen Garten. Darüber wölbte sich ein künstlicher Himmel von verblüffender Realistik. Nicht einmal die ziehenden Wolken fehlten. Verwirrt blieb ich stehen. Tao Lin berührte meinen Arm.
    »Sie wollen wissen, wo Sie sind, Commander. Nun, ich will es Ihnen verraten. Diese Stadt trägt den Namen Shinkoku. Ursprünglich war sie nichts als eine submarine Bastion, in die sich im Jahre 2054 der Rest der japanischen Armee, im Verein mit Frauen und Kindern, nach der Niederlage gegen die Chinesen zurückzog.«
    Ich hatte das Gefühl zu träumen. Wir standen auf einer gewölbten hölzernen Brücke, und unter uns, im kristallklaren Wasser, tummelten sich silbrige Forellen. Von irgendwoher glaubte ich Vogelgezwitscher zu hören.
    Tao Lin fuhr fort: »Alles, was Sie hier sehen, Commander, ist das Werk dieser überlebenden Japaner. Sie schufen sich, tief unter dem Meer, eine neue Heimat. Die erforderlichen Techniken brachten sie mit. Erdwärme sorgt für Licht, Energie und Beheizung; der Sauerstoff für die Atmosphäre wird direkt dem Ozean entnommen; das Wasser, das hier fließt, ist entsalztes Meerwasser.«
    Wenn ich das alles nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, wäre es mir schwergefallen, daran zu glauben. Aber die Stadt existierte, und sie war ein Wunderwerk aus Wohnkultur und Technik. 
    »Shinkoku«, sagte Tao Lin, zählt mittlerweile zehntausend Einwohner und ist neuerdings angeschlossen an das astrale Verkehrsnetz.«
    »Und die Einwohner«, fragte ich, »sind immer noch Japaner?«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. 
    »Die Zeiten haben sich geändert. Die Japaner haben sich mit uns Chinesen längst ausgesöhnt. Shinkoku ist heute Teil der VOR.«
    Ich wagte, eine Frage auszusprechen, die mich beschäftigte.
    »Die Männer, die mein Sumo einschleppten, trugen kein Atemgerät. Wie ist das möglich?«
    Tao Lin lächelte noch immer.
    »Ich dachte mir schon, daß Sie sich dafür interessieren würden, Commander. Nun, warum soll ich Ihnen die Frage nicht beantworten? Sie werden Shinkoku ohnehin so bald nicht wieder verlassen. Die Männer, von denen Sie sprechen, sind unsere Kampfschwimmer. Vorwiegend handelt es sich dabei um Papuas – und daß sie sich unter Wasser aufhalten können, auch in größten Tiefen, ohne sich abhängig machen zu müssen von einem Atemgerät, ist auf eine relativ einfache Operation zurückzuführen. Ich nehme doch an, daß Ihnen die schrillen Stimmen dieser Männer aufgefallen sind. Das liegt daran, daß sie mittels künstlicher Kiemen atmen – ungefähr so, wie es im vergangenen Jahrhundert von einem französischen Ozeanologen vorausgesagt worden ist. Sein Name ist Jacques Cousteau. Die Papuas übrigens, mit denen Sie es heute zu tun bekommen haben, sind schon unsere zweite Generation. Sie wurden im Wasser geboren.«
    Mein Interesse war zwar nach wie vor vorhanden – doch es wurde beeinträchtigt durch Tao Lins beiläufig eingeflochtene Eröffnung, daß mir in Shinkoku eine längere Gefangenschaft bevorstand. 
    Erneut dachte ich an Grischa Romen. Einstweilen befand er sich auf freiem Fuß. Aber wußte er überhaupt, was mir zugestoßen war? Tao Lin setzte sich wieder in Bewegung. Ich folgte ihm quer durch den Garten zu einem entzückenden Pavillon im altchinesischen Stil. Tao Lin blieb davor stehen und streifte die Schuhe ab und bedeutete mir, es ihm nachzutun. Barfuß betraten wir das Haus. Ich blickte in das anmutige Gesicht eines jungen Mädchens.
    Das Mädchen war damit beschäftigt gewesen, Blumen in einer Vase zu ordnen: nun hielt es mitten in der Bewegung inne und starrte mich verwundert aus seinen großen, mandelförmigen Augen an. 
    »Das, Commander«, sagte Tao Lin, »ist meine Enkelin Lo Tai. Ich habe ihr von Ihnen und von dem, was Sie für mich getan haben, erzählt – schon damit sie aufhört, in jedem Europäer einen Barbaren zu sehen. Sie wird Ihnen helfen, sich bei uns einzugewöhnen.«
    Tao Lin legte einen Arm um das Mädchen und schob es sanft auf mich zu.
    »Lo Tai« sagte er, »vor dir steht Commander Brandis – der Mann, dem ich mein Leben verdanke. Begrüße ihn.«
    Das Mädchen errötete und

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