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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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wahrscheinlichste war die, daß Romen damit beschäftigt war, irgendein Hindernis zu umschiffen, und sich dabei für eine Weile in Funklee befand. Früher oder später mußte er mich einholen – und um das zu tun, brauchte er lediglich dem Verlauf der Schlucht zu folgen. Folglich war ich gezwungen, auf ihn zu warten. Andererseits – so überlegte ich – konnte ich aus Gründen des Zeitgewinnes auch auf eigene Faust einen Vorstoß in das Tal hinein wagen.
    Ich beschloß, eine Minute zu warten, dann aber, sofern Romen noch immer nicht zur Stelle sein sollte, die Fahrt fortzusetzen.
    Der Minutenzeiger drehte sich einmal um seine Achse. Ich wiederholte meinen Ruf: »Grischa, bitte melden.«
    Romens Sumo blieb auch diesmal stumm. Nun, da ich zur Untätigkeit verurteilt war, zitterte ich vor Kälte am ganzen Leibe. Jedes längere Verweilen an diesem Ort zehrte an meinen Reserven. 
    Noch einmal schickte ich, bevor ich aufbrach, eine Botschaft hinaus: »Grischa, ich fahre jetzt in das Tal hinein und kehre dann zum Eingang der Schlucht zurück. Das ist dann unser Treffpunkt.«
    Um vollends sicherzugehen, hinterließ ich, bevor ich die Fahrt fortsetzte, am Ort meines vorübergehenden Verweilens eine elektronische Markierungsboje mit der gespeicherten Mitteilung. Romen konnte sie, falls er mir folgte, nicht verfehlen. 
    Das Sumo schwebte auf. Während ich es langsam in das Tal hineinsteuerte, hielt ich es knapp über dem sandigen Grund.
    Zwei oder drei Meilen mochte ich auf diese Weise zurückgelegt haben, langsam, fast unmerklich sinkend, als im Licht des Scheinwerfers urplötzlich ein Schatten auftauchte, den ich zunächst für eine Felsnadel hielt. Einen Atemzug später durchzuckte mich die Erkenntnis, daß ich am Ziel der Suche angelangt war, wie ein elektrischer Schlag.
    In einer Tiefe von 4213 Meter unter dem Meer erhob sich vor dem Bullauge meines Sumos, einem ägyptischen Obelisken in der Wüste vergleichbar, das Wrack der Tornado.
    Nachdem ich es einige Male umkreist hatte, setzte ich das Sumo auf Grund und ließ den Scheinwerferstrahl über das verbeulte Metall wandern. Das Flugschiff befand sich in einem trostlosen Zustand, aber dank des Umstandes, daß das Cockpit – offenbar als Folge des Aufpralles – herausgesprengt worden war, hatte es dem Druck der Tiefe standgehalten wie eine entkorkte Flasche. In seinem Inneren stand schwarz und unbeweglich das Wasser.
    Ich richtete den Scheinwerferstrahl auf das Kommandopult. Die beiden Sessel dahinter waren leer –, die Gurte hatten sich, dem Gesetz des Auftriebs gehorchend, hochgestellt. Dr. Wests Leichnam, folgerte ich, war aufgeschwommen und befand sich nun, für mich zunächst unerreichbar, irgendwo im Schwanzende der Maschine –, und dort schwebte aller Wahrscheinlichkeit nach auch der gesuchte Behälter.
    Für den Augenblick war ich hilflos, aber mit der Unterstützung durch das andere Sumo sollte es mir möglich sein, ein zusätzliches Leck in den Rumpf zu schneiden und den Behälter herauszuholen. Die Tornado selbst mochte auf dem Meeresboden verbleiben, desgleichen Dr. Wests Leichnam. An beiden war niemand interessiert. Das Schiff lohnte die Bergung nicht mehr, und Dr. West hatte seine letzte Ruhestätte selbst erwählt. Mochte er in Frieden ruhen und auf den Tag der Auferstehung warten, an dem ihm Gerechtigkeit widerfahren würde. Dafür, daß er auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn als gefeierter Biochemiker zum weltbedrohenden Ungeheuer geworden war, traf ihn keine Schuld. 
    Mittlerweile mußte Romen meine Boje gefunden haben, und die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß er sich in deren Nachbarschaft auf Grund gelegt hatte und nun gehorsam auf meine Rückkehr wartete. Ich rückte das verrutschte Kehlkopfmikrofon zurecht.
    »Grischa!«
    Im allgemeinen war die Verständigung zwischen den beiden Sumos, auch über größere Entfernungen hinweg, laut und deutlich. An diesem Tage gab es zum ersten Mal Schwierigkeiten. Die Verbindung zu Romens Sumo blieb abgebrochen; der nachtdunkle Ozean verschluckte meinen Ruf und gab keine Antwort. 
    »Captain Romen, bitte melden!«
    Erneut überkam mich Unruhe, und diesmal versuchte ich gar nicht erst, ihrer Herr zu werden. Ich vergaß über meiner Sorge sogar meinen eigenen erbärmlichen Zustand. Die Kälte machte mir auf einmal weit weniger zu schaffen als meine Ratlosigkeit. Ich wurde mir der Schwierigkeit bewußt, in diesem nachtdunklen Abgrund des Ozeans eine abgebrochene Verbindung herzustellen. Meine Theorie,

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