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Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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war’s, Herrschaften. Den Rest gibt ihm Mutter Natur.«

14.
    Seebeck hatte sich auf der Koje ausgestreckt, doch der Schlaf des Vergessens, den er für sich erhoffte, stellte sich nicht ein. Seebecks Gedanken arbeiteten. Er dachte an das VOR-Schiff, das für den Bruchteil einer Sekunde vor seinen Augen Gestalt angenommen hatte, bevor es sich wieder zurückverwandelte in einen imaginären Lichtpunkt, um einzutauchen in die Wolke aus tödlichem Staub.
    Was geschehen war, Seebeck wußte es mittlerweile, bildete nicht die Ausnahme. Auf beiden Seiten der Grenze gab es Tauben und Falken. Es gab Menschen, die den Ausgleich suchten und, allen Rückschlägen zum Trotz, geduldig verhandelten, und es gab Menschen, die nichts anderes kannten als die Sprache der Gewalt. Immer wieder kam es zu Zwischenfällen. Und hinter jedem Zwischenfall stand ein Kommandant, der nur seine vermeintliche Pflicht tat.
    Seebeck knipste die Kojenbeleuchtung an und versuchte, den Aufruhr, der in ihm tobte, zu glätten, indem er seine Gedanken zu Papier brachte. Er notierte:
     
    Seitdem ich denken kann, befinde ich mich auf der Suche danach, was man gemeinhin den Sinn des Lebens nennt. Mittlerweile bin ich das, was man unter einem gestandenen Mann versteht, und immer noch kein bißchen weiser. Ich muß zugeben, daß ich den Sinn des Lebens nicht gefunden habe. Seit ein paar Stunden jedoch weiß ich mit geradezu prophetischer Klarheit, was der Sinn des Lebens nicht ist, nämlich Haß und Menschenverachtung. Vor meinen Augen wurde ein schreckliches Exempel statuiert …
     
    Seebeck brach ab. Ihm fehlten die Worte.
    Irgendwann würde er in der Lage sein, das Drama unter den Sternen zu beschreiben; irgendwann würde er die einfachen Worte finden, die nichts entstellten – Worte ohne Überschwang, nackt und ungeschminkt. Seebeck löschte das Licht und schloß die Augen. Tief in ihm gellte das Entsetzen. Der leere Raum war zum gläsernen Sarg geworden – und wieder würde es darin einen steif gefrorenen Funker geben.
    War ihm noch Zeit geblieben für einen letzten Gedanken an die Lieben daheim, für ein rasches Gebet: DU ohne Namen, nimm mich auf …?
    Er hatte nicht gedacht, er hatte nicht gebetet, er hatte nur geschrien. Er schrie noch immer.
    Seebeck fuhr hoch.
    In der unteren Koje schnarchte Lieutenant Stroganow. Sonst herrschte Ruhe im Schiff. Niemand schrie. Seebeck sah auf die Uhr. Die Nacht war um. Es war an der Zeit, an das Frühstück zu denken.
    Niemand schrie. Das Leben ging weiter. Und auch die Sirius-Patrouille ging weiter.
    In der Messe befand sich nur Lieutenant Koslowski. Vor ihm auf dem Tisch stand eine kaum angerührte Mahlzeit. Der Radar-Controller trank Kaffee und rauchte dazu eine Zigarette.
    »Schon auf den Beinen, Mr. Seebeck?«
    »Das gleiche wollte ich Sie fragen, Lieutenant.«
    Koslowski starrte in die Rauchwolke.
    »Es genügt, daß der Kommandant den Schlaf des Gerechten schläft. Ich muß gleich wieder auf Station.«
    Seebeck bediente sich aus dem Automaten und setzte sich.
    »Und was liegt an?«
    Koslowski machte eine vage Handbewegung.
    »Nichts, Mr. Seebeck. Wir sind wieder auf Jupiter-Kurs. Die übliche Routine.«
    Auch Seebeck hatte keinen Appetit. Er schob den Teller zurück.
    »Was weiß man über den Rochen?«
    Lieutenant Koslowski zog eine flache Nickelflasche aus der Tasche, schraubte sie auf und setzte sie sich an die Lippen. Danach hielt er sie Seebeck hin.
    »Sie auch?«
    »Was ist das?«
    »Fusel, Mr. Seebeck. Ist gut gegen jede Art von Katzenjammer. Probieren Sie.«
    Seebeck schüttelte den Kopf.
    Koslowski nahm einen zweiten langen Schluck aus der Flasche, schraubte sie zu und steckte sie wieder ein.
    »Soviel ich weiß«, sagte er, »steckte der Rochen fest – und was das bedeutet, dürfte Ihnen wohl klar sein. Manövrierunfähig im Meteoritenfeld. Wir sind dann wohl abgedreht – aber ohne mein Dazutun. Mir scheint, ich bin irgendwann vom Stuhl gefallen. Na, ist auch egal.«
    Koslowski drückte die Zigarette aus, seufzte und stand auf.
    »Sie haben sich das falsche Schiff ausgesucht, Mr. Seebeck. Ihre Leser werden nichts zum Lachen haben.«
    Seebeck schwieg.
    Der Alkohol, auf nüchternen Magen genossen, tat seine Wirkung. Koslowski schwankte, als er dem Ausgang zustrebte. In der Tür stieß er mit dem grauköpfigen VEGA-Navigator zusammen.
    »Hoppla!« sagte Lieutenant Koslowski.
    Leutenant Stroganow hörte es nicht oder wollte es nicht hören. Er machte einen verstörten Eindruck. Irgend etwas –

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