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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Aufprall eines Wurfbolzens hatte das Fluggerät fast in eine ungesteuerte Sternschnuppe verwandelt. Zorn überkam mich.
    Als ich das Hotel verließ, hatte ich mit den üblichen Protesten und Behinderungen gerechnet, nicht jedoch mit brutaler Gewalt, die vor nichts zurückschreckte, auch nicht vor Mord und Totschlag. Und alles das: wofür, weshalb? Zur Verteidigung des weltweit entfernten Mondes eines fernen, fremden Planeten? Zum Schutz eines Stückes staubiger, unfruchtbarer, lebensfeindlicher Materie am Rande unseres Sonnensystems? Der Himmel war mein Zeuge: ich kannte den Titan! Wer von diesen jungen Menschen jedoch hatte ihn schon mit eigenen Augen gesehen? Dennoch hatten sie unser Leben aufs Spiel gesetzt.
    „Wenn Sie wollen, löse ich Sie ab, Sergeant.“
    Der Sergeant wandte sich kurz nach mir um. Sein Gesicht war abweisend.
    „Eine Cobra ist kein Raumkreuzer, Sir.“
    Trotz unserer schwierigen Lage kam mir das Lachen. Ich unterdrückte es. Der junge Mann konnte nicht wissen, was alles ich hatte fliegen müssen: damals, als ich noch Testpilot im Dienst der VEGA war.
    „Wahrscheinlich haben Sie recht, Sergeant.“
    Der Sergeant deutete mit der blutbeschmierten Hand voraus.
    „Außerdem sind wir gleich da. Hauptsache, wir bekommen einen Platz zum Landen. Die Kiste läßt sich kaum noch steuern.“
    Seine Sorge war vollauf berechtigt. Die eigentliche Schlacht dieses Tages wurde auf festem Boden ausgetragen. Rings um den Raumhafen waren die Heerscharen der Projektgegner aufmarschiert. Das Rampengelände, auf dem das Flaggschiff der Unabhängigen Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger (UGzRR), die Henri Dunant, seit über einer Stunde in startklarem Zustand auf mein Eintreffen wartete, glich einem auseinanderbrechenden Atoll in einem orkangepeitschten Ozean. Den Demonstranten war es gelungen, an mehreren Stellen die Absperrungen zu durchbrechen. Eine Polizei -Cobra und ein Raumfrachter standen in Flammen. Schwarzer Rauch lag über dem Gelände. Die Tausendschaft der Venus-Polizei, die zum Schutz des Raumhafens aufmarschiert war, hielt nur noch die strategisch wichtigen Punkte besetzt: die Rampen, das Hauptgebäude und die Werft. Vor den Beamten erhob sich ein Wald von Transparenten, Spruchbändern und Tafeln. Einige davon ließen sich selbst auf die Entfernung hin entziffern.
    KUNSTSONNEN SIND ERDKILLER, lautete eine der Parolen, und, mir bereits bekannt, HÄNDE WEG VOM TITAN eine weitere. Eine dritte schließlich stellte einen absonderlichen Zusammenhang her: SOLL DER KOSMOS-TRUST ERBEBEN! AUCH DIE ERDE MÖCHTE LEBEN!
    Der Sergeant griff zum Mikrofon.
    „Schlangengrube - Cobra Nadazero Nadazero Pantafive. Mich hat‘s erwischt. Frage: Wo kann ich aufsetzen? Over.“
    Im Lautsprecher meldete sich eine blecherne Stimme: die der Einsatzleitung.
    „Cobra Nadazero Nadazero Pantafive: Roger. Frage: Ist der Passagier wohlauf? Over.“
    „Passagier ist wohlauf und möchte von Bord gehen. Over.“
    „Roger, Cobra Nadazero Nadazero Pantafive. Nehmen Sie Kurs auf Eingang Martha. Wir räumen für Sie das Vorgelände. Das kann ein paar Minuten dauern. Over.“
    Eingang Martha, eine unscheinbare Automatiktür im Ostflügel des Hauptgebäudes, durch die man direkt zur Abfertigung gelangte, war dem fliegenden Personal vorbehalten.
    „Roger. Eingang Martha. Ich wartete darauf, daß Sie mich einweisen.“
    Der Sergeant führ sich mit dem Ärmel über das Gesicht, zwinkerte mit den Augen, legte die Cobra hart auf die Seite und ließ sie zugleich an Höhe verlieren. Wir waren über den Rampen. Der gedrungene, bullig anmutende Rumpf der Henri Dunant mit dem Emblem der UGzRR - auf weißer Flagge ein rotes Johanniterkreuz im gelben Sonnenball - huschte vorüber und hüllte sich erneut in fettigen Rauch.
    Vor dem Eingang Martha waren die Fronten in Bewegung. Eine Polizei-Hundertschaft drängte die Demonstranten zurück. Die Beamten steckten in Rüstungen aus PARFEU X, einem feuerunempfindlichen, enorm resistenten und doch federleichten Kunststoff, der auch einen Bolzenwurf noch abfederte, ohne daß man Schaden nahm. Ihre Bewaffnung bestand aus elektronischen Keulen, deren Treffer erbärmliche Schmerzen verursachen und zu Schwellungen und teilweise zu Lähmungen führen. Zum ersten Mal erlebte ich diese neuartige Polizeiwaffe im Einsatz. Auf beiden Seiten wurde die Brutalität offenbar höher geschraubt.
    Im Cockpit machte sich ein bitterer Geruch bemerkbar. Der Sergeant wies auf einen feinen Rauchfaden, der aus dem

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