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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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grauköpfige Sibiriak immer noch stark und geschmeidig wie ein Bär.
    „Warum sollte ich, Sir? Eins paßt zum anderen.“
    „Und was ist das andere?“
    Er wies hinaus in das gleißende Licht des ikarischen Tages.
    „Das da, Sir! Entweder ist Piet Gumboldt als Verlagerungsfachmann der ärgste Pfuscher, den es je gab, oder ich benötige dringend eine Brille. Oder… “
    „Oder?“
    Der Blick, den er mir zuwarf, war mir bekannt. Der Blick stand für Alarm.
    „Darauf will ich gerade hinaus, Sir. Was wäre unter Brüdern der Ikarus mit seinen Diamantvorkommen wert?“
    Ich schwieg. Wahrscheinlich rechnete er auch nicht mit einer Antwort. Die Frage war rein hypothetisch gewesen; die Erläuterung folgte nach.
    „Sir, Gumboldt ist ein erfahrener Praktiker, der rechts von links zu unterscheiden weiß. Und bei dieser Aussage würde ich bleiben, selbst wenn man mir ein Dutzend Brillen verpaßte.“
    Ich spürte, wie sich in mir etwas zusammenzog.
    „Vielleicht sprechen Sie endlich aus, Lieutenant, was Sie mir mitzuteilen haben“, sagte ich.
    Seine Hand zeichnete eine gekrümmte Linie in die Luft.
    „Der Kurs, der anliegt, Sir, führt nicht zur Erde.“
    „Nicht?“
    War dies der Augenblick, an dem mir alles klar wurde? Gumboldt mit seiner Vergangenheit, Gumboldt mit seiner undurchsichtigen Realphilosophie, Gumboldt mit seinem kalten Lächeln… Im Nachhinein ist man rasch bereit, sich Einsichten zu bescheinigen, die es in Wirklichkeit zum fraglichen Zeitpunkt nicht gegeben hat. Mein Argwohn mochte geweckt worden sein, aber noch waren meiner Phantasie Grenzen gesetzt. Der Raub eines Planetoiden kam darin nicht vor. „Nicht, Sir“, bestätigte Lieutenannt Stroganow.
    „Und wohin, wenn nicht zur Erde, geht die Reise?“
    „Ich würde sagen, Sir, sie geht zum Merkur.“
    Es mag sein, daß ich das Offenkundige einfach nicht wahrhaben wollte, denn ich sagte:
    „Schön“, sagte ich, „irgend etwas ist im Gange, vielleicht sogar eine saftige Schweinerei. Aber Sie sollten nicht gleich Gespenster sehen, Lieutenant! Wir werden uns einmal mit Jan Minkowski unterhalten.“ Stroganow senkte den Kopf.
    „Ich gebe zu, Sir“, sagte er, „Minkowski paßt da nicht ins Bild. Für ihn lege ich meine Hand ins Feuer.“
    „Und ich die meine dazu. Kurs Merkur also. Kein Irrtum möglich?“ „Sir, ich bin von Beruf Navigator.“
    Ich nahm die Kombination vom Haken.
    „Also gut. Verständigen wir Dr. Hamilton. Er ist immerhin der Hausherr.“ Mein Blick suchte die Borduhr. „Und wenn die Angelegenheit dann geklärt ist, kümmern wir uns nur noch darum, hier fortzukommen.“
    „Aye, aye, Sir.“
    Wir hätten besser daran getan, sofort abzuheben, aber letztlich hätten wir dem Verbrechen damit lediglich Vorschub geleistet. Gumboldt rechnete offenbar damit, daß wir den Ikarus alsbald wieder verlassen würden. Von unseren Schwierigkeiten mit dem VKS hatten wir ihm nicht berichtet: weder daß es ausgebaut worden war, noch daß es neu justiert werden mußte: mit allen dazu gehörigen Messungen und Erhebungen.
    Wir schleusten uns ein, und ich begab mich zur nächsten Sprechnische, wählte Dr. Hamiltons Büronummer und drückte die Taste. Das grüne Freizeichen, leuchtete auf.
    „Dr. Hamilton… Brandis.“
    Die Verbindung war hergestellt, aber Dr. Hamilton gab keine Antwort. Auch unter seiner Privatnummer blieb er unerreichbar. Lieutenant Stroganow wiegte wortlos den Kopf. Mein Unbehagen wuchs.
    „Kommen Sie!“ sagte ich. „Rasch!“
    Wir zwängten uns durch den provisorischen Durchbruch neben der gesperrten Astronautenallee. Im ikarischen Labyrinth empfingen uns die Licht- und Klimabedingungen eines normalen Wochentages.
    Keine Alarmsirenen schrillten. In den Stationen der technischen Abteilung wurde wie üblich gearbeitet. Die Aufzüge funktionierten. Im Funkraum brannte Licht. Ich wäre daran vorübergeeilt, wenn Lieutenant Stroganow mich nicht zurückgehalten hätte.
    „Sir, der Funker vom Dienst müßte eigentlich wissen, wo Dr. Hamilton steckt!“
    Er zog bereits die Tür auf, und wir traten ein. Die Station war unbesetzt. Auf dem Pult lag das aufgeschlagene Wachbuch. Stroganow drehte es, nachdem er kurz Einsicht genommen hatte, zu mir herum.
    Albert Chemins Unterschrift war annähernd zwölf Stunden alt. Dahinter waren die Spalten leer. Gespräche waren seither weder empfangen noch gesendet worden. Ein Wachwechsel schien auch nicht stattgefunden zu haben.
    „Die Sache stinkt immer mehr, Sir.“
    „Ich fürchte, Sie

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