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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Hauslautsprecher quoll undeutliches Stimmengewirr, das dann und wann von Gumboldts Stimme übertönt wurde.
    Plate machte eine Geste der Geringschätzung.
    „Sie sind wieder mal am Feiern und haben vergessen, das Mikrofon abzustellen. Weißt du was davon, daß wir für eine merkurische Umlaufbahn bestimmt sind? Bisher war doch die Rede von terrestrisch.“
    Chemin blickte fragend.
    „So jedenfalls habe ich’s verstanden“, sagte Plate. „Also, wenn das stimmt, wenn die Black Diamond meint, sie könnte uns verschaukeln, dann gibt’s was auf den Putz. Da spielt die Gewerkschaft nicht mit.“
    Plate räumte das Feld.
    Chemin klemmte sich hinter das Gerät und trug sich in der Funkkladde mit Datum und Uhrzeit als der neue Wachhabende ein. Als im Hauslautsprecher das Stimmengewirr plötzlich anschwoll, legte er den Schreibstift fort.
    Unmittelbar vor dem Mikrofon unterhielt sich der Chef des FindorffTeams mit dem Steuermann und dem Navigator. Sie sprachen miteinander mit der Offenheit von Leuten, die sich unbelauscht wähnen.
    Albert Chemin überlegte nicht lange. Er verzichtete darauf, Dr. Hamilton zu benachrichtigen, und schaltete den Sender ein, wählte die LT-Notruf-Frequenz und ließ den abruffertigen SOS-Ruf abfahren:
    „Mayday, mayday, mayday! An alle, an alle, an alle! Ikarus, Ikarus, Ikarus… “
    Eine Hand langte über seine Schulter hinweg und stellte den Sender ab. Chemin fuhr herum und blickte in ein lächelndes Jungengesicht, in dem ein Paar kalter Augen stand.

13. Bericht des 1. UGzRR- Vormannes Mark Brandis
    Nach einer Mütze voll Schlaf machten wir uns wieder an die Arbeit. Mein Bestreben ging dahin, den Zwangsaufenthalt auf dem Ikarus möglichst noch am gleichen Tag zu beenden. Die Erprobung der SM 1 beanspruchte erheblich mehr Zeit, als ich dafür veranschlagt hatte.
    Tags zuvor hatte ich es infolge meiner Müdigkeit versäumt, ein Gespräch nach Las Lunas anzumelden - auch Lieutenant Stroganow hatte nicht mehr daran gedacht -; doch als ich das an diesem Morgen nachholen wollte, fand ich den Funkraum unbesetzt.
    „Soll ich in der Kantine nachsehen, Sir?“ erkundigte sich Lieutenant Stroganow.
    „Später!“ wehrte ich ab. „So wichtig kann, was Mike Berger auf dem Herzen hat, nicht sein. Und daß wir in guter Obhut sind, ist ihm bekannt.“
    Wir verschoben also das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt, zwängten uns vor der Schleuse in die Raumanzüge, verriegelten die Helme und stiegen aus.
    Wenn ich sage: wir stiegen aus, bediene ich mich der Fachsprache. Ich kann auch sagen: wir schleusten uns ins Freie und betraten die Oberfläche des Planetoiden.
    Wir kamen gerade zurecht, um das Ende der ersten Manöverphase zu erleben.Vor der Schleuse empfing uns der rubinrote Glast, mit dem das ikarische Triebwerk das Firmament überzog. Das Schauspiel war noch grandioser geworden, und der Verstand, den uns die Natur mit auf den Weg geg eben hat, hatte alle Mühe zu begreifen, daß hier auf den Knopfdruck eines Menschen hin ein ganzer Himmelskörper aus der überlieferten und bewährten Ordnung des Universums ausbrach, um sich einer neuen, am Schreibtisch ausgeklügelten Planung zu unterstellen.
    Diesmal war es nur der Ikarus, ein unbedeutender Planetoid, der in der Harmonie der gegenseitigen Abhängigkeiten lediglich eine untergeordnete Rolle spielte. Die Möglichkeiten der Roederschen Methode waren damit jedoch längst nicht ausgeschöpft. Eines Tages würde sich selbst die Erde verlagern lassen. Es galt auf der Hut zu sein, zog es mir durch den Sinn. Der technische Fortschritt drohte immer mehr zum Selbstzweck zu werden. Unsere Aufgabe mußte es sein, ihn unter Kontrolle zu halten, ohne ihn zu verketzern, wie das die Weltwacht und ihre Anhänger oft voreilig taten.
    „Das reinste Höllenfeuer, Sir.“
    „Lassen Sie das Piet Gumboldt nicht hören, Lieutenant. Er ließe sich glatt Hörner wachsen.“
    „Eitel genug ist der Bursche.“
    „Aber er versteht sein Fach.“
    Wir hatten soeben die Rampe betreten, als der Feuersturm so jäh erlosch wie eine Glühbirne, die abgeschaltet wird. Das Triebwerk hatte seine Schuldigkeit getan; im Ziehen und Zerren und Sichmessen mit den einander widerstreitenden Gravitationen von Merkur und Venus war es endgültig Sieger geblieben. Der Ikarus befand sich auf Soll-Kurs - und diesen würde er nun so lange einhalten, Wochen und Monate, bis die zunehmende Anziehungskraft der Erde dahinter ihren Schlußpunkt setzen würde. Die Roedersche Formel sah vor, daß

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