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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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hielt Gumboldt das Heft in der Hand. Seine Bedingung zu mißachten, wäre töricht. Auch Lieutenant Stroganow sah das schweren Herzens ein.
    „Viel Glück, Sir!“ sagte er. „ Und seien Sie auf der Hut!“
    Ich verließ die Lagerhalle, in der ich so viele qualvolle Tage verbracht hatte, fand einen Fahrstuhl und ließ mich in höhere Regionen tragen. Die ikarische Energieversorgung funktionierte noch, aber der Augenblick, an dem sie zusammenbrach, war in Sicht. Und das würde das Ende sein.
    Einmal erhaschte ich einen Blick auf die Außenwelt. Die Oberfläche des Planetoiden war in Rauch gehüllt. und der Beton der Rampen verflüssigte sich zu trägen Lavaströmen. Aber die SM 1 stand noch am alten Platz.
    In ihrem maroden Zustand war sie wenig wert. Das Cockpit, der zur Zeit einzige klimatisierte Raum, bot Platz für Lieutenant Stroganow und mich - für niemanden sonst. Das Schiff bestand nur noch aus Triebwerk und Hülle ohne Nutzraum.
    Als ich am demolierten Funkraum vorüberschritt, überkamen mich erneut Abscheu und Zorn. Indem Gumboldt den alten Funker ermordete, hatte er vollends die Maske fallen lassen. Ich durfte mich von ihm nicht einwickeln lassen. Er war zu jeder Niedertracht fähig, und sein Wort war ebenso glaubwürdig wie eine falsche Banknote.
    Ich betrat den Schaltraum und prallte zurück.
    Ein Kampf auf Leben und Tod hatte Spuren hinterlassen. Und vor einem umgestürzten Verteilerkasten, neben dem ein leerer Hohlraum in der Wandverkleidung gähnte, lag mit verdrehten Augen Ivan Addams. Seine rechte Hand umklammerte einen blutigen Schraubenzieher.
    Gumboldts Bell war gründlicher gewesen. Der Leichnam sah aus, als sei er von den schwarzen Pocken befallen. Die Bellschen Symptome waren zum Teil kirschkerngroß. Der Schuß hatte den Ingenieur direkt ins Gesicht getroffen.
    „Piet Gumboldt!“
    Ich bekam keine Antwort. Das war auch nicht möglich. Bis auf den Toten war der Schaltraum leer.
    Wo war Piet Gumboldt?
    Ich brauchte nicht lange zu suchen.
    Als ich den Schaltraum verließ, stand er in der Astronautenallee, gleich hinter der Absperrung. Wieder einmal war ich ihm auf den Leim gegangen. Während ich offen den vermeintlichen Treffpunkt aufsuchte, hatte er sich verborgen gehalten, um sich davon zu überzeugen, daß ich mich an seine Bedingung hielt.
    Sein linker Arm ruhte in einer provisorischen Schlinge. Seine rechte Hand stützte sich auf den Kolben der Bell, die in seinem Hosenbund steckte. Neben ihm stand ein großer Koffer. Gumboldt sah krank und elend aus, und als er den Mund auftat, wußte ich, daß er Schmerzen litt.
    „Hallo, Mark.”
    „Hallo, Piet.”
    „Wie wär’s damit: wir begraben das Kriegsbeil?“
    „Der Vorschlag hört sich gut an.“
    „Wir brauchen uns ja nicht gleich in die Arme zu fallen.“
    Die Warnung war unmißverständlich. Er wollte mich auf Distanz halten und sicher sein vor jeglicher Überrumpelung. Ich blieb stehen.
    „Also, wie lautet Ihr Angebot, Piet?“
    Auch das sprach dafür, daß er in miserabler Verfassung war: daß er sofort und ohne die sonst von ihm bevorzugte zynische Blumigkeit zur Sache kam. Seine Realphilosophie war geschrumpft und bestand nur noch aus dem einzigen Grundsatz: Überleben. Er bewegte, um seine Worte zu illustrieren, den verletzten Arm.
    „Ich will Ihnen nichts vormachen. Brandis: Wenn ich die verdammte linke Flosse gebrauchen könnte, wäre ich mit Ihrem Himmelsmuli auf und davon. Aber der Arm macht nicht mit. Ich brauche jemanden, der mit mir zusammen das Schiff führt.“
    Die Katze war aus dem Sack. Gumboldt wartete auf meine Reaktion.
    Ich schwieg.
    Seine gesunde Hand ließ die Waffe los, fuhr in die Tasche und kam wieder zum Vorschein. Als er sie öffnete, schien vor mir eine geheimnisvolle Sonne aufzugehen. Die Diamanten waren von erlesener Schönheit. Sie fingen den Schein der elektrischen Beleuchtung ein und warfen ihn, verstärkt zu einer atemberaubenden Lichtorgie, wieder zurück.
    „Überlegen Sie nicht lange, Brandis!“ sagte Piet Gumboldt. „Das wird Ihnen nie wieder geboten. Sie und ich und ein Koffer voll Diamanten.“
    Er bettelte um sein Leben, und ich beging den Fehler, den vor mir schon andere begangen hatten: Ich überschätzte Viei Gumboldts geschwächten Zustand und unterschätzte seine kriminelle Energie. Ich versuchte, ihn zur Kapitulation zu bewegen.
    „Geben Sie auf, Piet!“ sagte ich. „Sie sind erledigt.“
    Er stieß einen Fluch aus und warf mir die Diamanten ins Gesicht. Als ich wieder klar

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