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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Stimme.
    „Entweder wir kommen hier raus, Sir“, meinte der Sibiriak, „oder wir gehen drauf. Ich bin dafür, daß wir bei nächster Gelegenheit aufs ganze gehen.“
    Bislang war ich dagegen gewesen. Die Waffen in den Händen der Banditen waren keine leere Drohung. Ich sah den selbstmörderischen Aspekt einer direkten Aktion voraus. Nun stimmte ich schweren Herzens zu. Es mußte sein. Wir waren am Ende.
    „Eine Bell“, sagte ich, „ist keine Schnellfeuerwaffe. Das gibt uns eine kleine Chance. Gehen wir davon aus, daß er nur einmal zu Schuß kommt. Falls er Sie erwischt, greife ich ihn an. Falls er mich tötet, sind Sie am Zuge.“
    Stroganow reichte mir die bärenstarke Hand.
    „Abgemacht, Sir.“
    Danach konnten wir lediglich darauf warten, daß irgendwann die Tür aufging.
    Von innen war die Tür nicht zu sprengen - nicht einmal mit Hilfe eines Blechschimpansen. In den ikarischen Pioniertagen, als Überfälle durch allerlei Raumgesindel noch an der Tagesordnung waren -bevor die Strategische Raumflotte damit aufräumte ; hatte die Lagerhalle als Großraumtresor gedient. Eine Festung konnte schwerlich besser gesichert sein.
    Unser Schlachtplan war primitiv. Lieutenant Stroganow war mit dem Spaten ausgerüstet, ich mit dem Eichenstiel der Spitzhacke: geradezu lächerliche Waffen für die Rückeroberung eines Planetoiden, aber immer noch besser als die nackten Hände. Daß wir die Führung des Unternehmens übernahmen, hatte sich ganz von selbst ergeben. In dieser Art von Grabenkrieg waren Dr. Hamilton und seine Leute nicht geübt. Von ihnen war allenfalls zu einem späteren Zeitpunkt wirksame Unterstützung zu erwarten.
    Der Sauerstoffmangel schläferte das Gehirn ein. Ich verfiel in einen Zustand halber Betäubung - und dabei verlor ich alles Gefühl für Zeit. So vermag ich. nicht zu sagen, wie lange unsere Qual wirklich währte. Ich schreckte hoch, als sich das Klicken und Klacken der drei Sperrschlösser vernehmen ließ, die dem Öffnen der Tür jeweils vorangingen. Die Prozedur des Öffnens war umständlich und langwierig.
    Stroganow war schon auf den Beinen. Er bückte sich und hob den Spaten auf.
    „Also dann, Sir!“
    Seine Worte kamen als heiseres Flüstern. Er taumelte. Wir waren mehr tot als lebendig. Ich nahm den Prügel zur Hand und nickte.
    „Achten Sie darauf, daß Sie nicht entdeckt werden, Lieutenant!“
    Als wir unsere Stellungen rechts und links von der Tür bezogen hatten, dort, wo die Schatten nahezu undurchdringlich waren, war ich von Kopf bis Fuß mit kaltem Schweiß bedeckt. Nur unter äußerster Anstrengung vermochte ich mich auf den Füßen zu halten.
    Lieutenant Stroganow konnte es kaum besser gehen. Sein breiter Brustkasten hob und senkte sich krampfhaft unter gierigen, kaum Linderung bringenden Atemzügen.
    Ein gewaltsamer Ausbruch mit allen seinen Risiken war unsere letzte Hoffnung. Entweder wir erstickten, und falls wir nicht erstickten, verhungerten und verdursteten wir. Doch möglicherweise wurden wir vorher schon durch die glühende Luft, die in die Lagerhalle hinabgepumpt wurde, bei lebendigem Leibe geröstet.
    Ich umklammerte den schweren Prügel, zum äußersten entschlossen. Gumboldt hatte uns in jene Ecke gedrängt, in der der Mensch zum reißenden Tier wird. Die Stahltür setzte sich ächzend in Bewegung und schwang langsam auf. Ich wartete mit hämmernden Pulsen.
    Eigentlich hätte nun das metallische Klopfen der Kübelhenkel zu hören sein müssen und das barsche Gebell des wachhabenden Banditen: „Dalli, dalli! Rein mit dem Fraß, raus mit der Scheiße!“
    Jenseits der Schwelle blieb es still.
    Ich hörte ihn nicht eintreten. Er kam herein, erkannte mich, entdeckte das massive Holzstück in meiner Hand und blieb wie angewurzelt stehen. Er war unbewaffnet.
    Und aus dem Schatten heraus sprang Lieutenant Stroganow, der bärenstarke Sibiriak, ihn mit der Kraft der Verzweiflung an. Der erhobene Spaten blinkte.
    Ich weiß bis auf den Tag nicht, wie ich mit meinen halbgelähmten Stimmbändern den Schrei über die Lippen bekam.
    „Nein!“
    Die Warnung erreichte Lieutenant Stroganow gerade noch rechtzeitig, so daß der für Jan Minkowski bestimmte tödliche Spatenhieb ins Leere ging.
    Der Spaten fiel klirrend zu Boden.
    Wie beschreibt man das Ende einer Gefangenschaft, wenn sich die Bilder verwischen, wenn das Gedächtnis immer wieder versagt, weil wichtige Erinnerungen einfach fehlen? Da war das Geschiebe und Gedränge der Black-Diamond -Crew, ihr Jubel, der immer

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