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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Deckenprojektion halten.
    Ungewöhnlich waren allerdings die vierzehn Lernboxen, nach vorne hin offene Kabinen, deren Numerierung mit der des jeweiligen Musters übereinstimmte, der darin seiner Ausbildung nachging.
    Über den Computerverbund Mutterleib I und Mutterleib II bildeten die Lernboxen einen kommunikativen Zusammenschluß mit ihren negativen Gegenstücken im Camp Astralid auf dem Cunningham. Der auf PANDORA stattfindende Lernprozeß wurde in Gedankenschnelle vom Muster auf seinen der Milchstraße entgegenziehenden Zwilling übertragen.
    Man vergaß als Außenseiter nur zu leicht, daß die Muster nur Muster waren und lediglich das Medium hergaben, über das die astro-nautische Ausbildung der Zwillinge lief. Erst diese, die Zwillinge, in der Weite des Weltraumes gezeugt und geschaffen, stellten, so Professor Jago, das Fertigprodukt dar, den Astraliden. Ich, ihr Lehrer und Ausbilder, würde sie nie von Angesicht zu Angesicht kennenlernen, nie den Klang ihrer Stimmen vernehmen. An diesen Gedanken würde ich mich wohl oder übel gewöhnen müssen. In gewisser Weise sprengte er das Vorstellungsvermögen.
    Pünktlich mit dem Gongschlag trat ich ein.
    Ich weiß, daß man mir Kaltblütigkeit nachsagt, Besonnenheit, ein hohes Maß an Selbstbeherrschung. Die das hervorheben, übersehen leicht, daß hinter diesen Erscheinungsbildern ein Herz schlägt. Obwohl ich den Schritt über die Schwelle tat, ohne zu zögern, war er doch einer der wichtigsten und damit auch der schwersten, die ich je getan hatte. Von mir wurde erwartet, daß ich meine gesamte astro-nautische Erfahrung, die ich in Jahrzehnten unter den Sternen gesammelt hatte - als Pilot, als Expeditionsleiter, als Schiffbrüchiger -, in weniger als drei Monaten auf die Muster übertrug.
    John Harris hatte meinen Auftrag in die Worte gefaßt: „Sie haben dafür zu sorgen, daß jeder Zwilling, sobald er abgenabelt wird, so viel Raumerfahrung besitzt wie ein gewisser Commander Mark Brandis.“ Dementsprechend sah der Lehrplan aus.
    Die erste Unterrichtsstunde begann.
    „Guten Morgen, Herrschaften.“
    Vierzehn junge Kehlen brüllten zurück: „Guten Morgen, Sir.“ Erwartungsvoll, in untadeliger Haltung, standen sie neben ihren Lernboxen, und die Wißbegier leuchtete aus ihren Augen. In plötzlichem Entschluß warf ich alles über Bord, was man mir an Verhaltensweisen anempfohlen hatte, und ging die Reihen ab, um jedem Schüler, jeder Schülerin die Hand zu drücken. Ich gehörte nicht zum Jago-Team. Ich war der Ausbilder. Ich durfte mir leisten, in diesen Mustern den Menschen zu sehen.
    „Auf gute Zusammenarbeit!“
    „Ganz bestimmt, Sir.“
    „Und scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen.“
    „Ganz gewiß nicht, Sir.“
    „Wenn Sie mal was auf dem Herzen haben sollten - ich bin immer für Sie da.“
    „Danke, Sir.“
    „Ich möchte, daß zwischen uns so etwas herrscht wie ein vertrauensvolles Verhältnis.“
    „Darauf können Sie sich verlassen, Sir.“
    Als ich schließlich mit dem Unterricht begann, war ich etwas enttäuscht. Die Muster hatten zwar höflich und korrekt reagiert, doch eine gewisse Kühle, die von ihnen ausging, ließ sich nicht leugnen. Andererseits war ich davon überzeugt, daß ich mich, indem ich bestrebt blieb, ein normales Lehrer-Schüler-Verhältnis herzustellen, auf dem richtigen Weg befand. Die erste Lektion stand unter dem Motto „Die veränderlichen und die unveränderlichen Wegweiser im Weltraum“. Allein dieser Stoff war umfassend genug, um anderswo eine Studentengruppe ein Vierteljahr lang auf Trab zu halten. Meine Muster verarbeiteten den komprimierten Lehrstoff, den ich ihnen vorsetzte, die theoretische Summe eines Berufslebens unter den Sternen, im Handumdrehen. Sie zergliederten ihn und schlüsselten ihn auf. Ich mußte das Tempo drosseln. Mit dem Vermögen dieser jungen Menschen, geballte Information nicht nur aufzunehmen, sondern gleichzeitig zu verarbeiten, konnte auf die Dauer kein Ausbilder Schritt halten. In der vierten Stunde setzte ich die Bande vor den Simulator. Fast alle Aufgaben, die ich ihnen stellte, wurden spielend gelöst.
    Die Ausnahme trug hinter dem Großbuchstaben M die Seriennummer 87 und war ein ruhiger Blondschopf mit verträumt blickenden Augen. Ich mochte ihn. Geschah es deshalb, daß ich ihm Brücken über Brücken baute? Die Frage, die er zu beantworten hatte, war kaum besonders schwierig.
    Die Frage lautete: „Angenommen, man kennt seine Position im Raum nicht… An welchen drei

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