Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
klassische Artenteilung in Männchen und Weibchen auch beim Astraliden nicht vermeiden.“ Sie sah auf die Uhr. „Und jetzt wird es für mich höchste Zeit, selbst an die Arbeit zu gehen.“
    Meinen Blick empfand sie als Frage.
    „Der Bedarf an Antigerontin muß jeden Tag neu errechnet werden. Dafür bin ich zuständig. Hoffentlich.“
    Sie eilte davon, und ich machte kehrt und suchte mir den Weg dorthin, wohin ich eigentlich gewollt hatte, zur Messe für das Leitende Personal. Die Erinnerung an ein sehr dezentes Parfüm begleitete mich. Hätte es im fernen Metropolis nicht eine geliebte Frau namens Ruth O’Hara gegeben, hätte ich dieser Assistentin vielleicht zu verstehen gegeben, daß ich von ihr beeindruckt war.
    In der Messe herrschte, wie um diese Stunde zu erwarten war, reger Betrieb.
    Ich wechselte ein paar höfliche Worte mit Professor Jago, dem Projektleiter und Hausherrn der Plattform, der allein an seinem Stammtisch saß und seinen nach Minze duftenden Morgentee trank, und wandte mich dann dem Tisch vor dem Bullauge zu, über dem der Silberhauch des Andromedanebels lag. Der junge Chesterfield, der an diesem Tisch saß, sprang auf.
    „Ich fürchtete, Sir, Sie hätten unsere Verabredung vergessen.“
    „Sie werden es nicht glauben, Gregor - ich hatte mich verlaufen.“
    „Oh, das kann einem auf PANDORA passieren, Sir. Man könnte einen Stadtplan brauchen, um sich überall zurechtzufinden.“
    „Ich bin vor der Mensa gelandet.“
    „Ah ja. Ich weiß Bescheid.“ Er ging nicht weiter darauf ein. „Tee, Sir? Kaffee?“
    „Kaffee. Aber bemühen Sie sich nicht.“
    „Es ist mir ein Vergnügen, Sir.“
    Er stürzte zum Kaffeespender. Die Uniform der VEGA-Astronau-tenschule stand ihm bestens. Sie machte aus ihm auch äußerlich einen neuen Menschen.
    Als ich ihm zum ersten Mal begegnete, vor zwei Jahren, hatte ich nicht viel von ihm gehalten. Betrunken wie er damals war, hätte er bei einem schwierigen Bergungsmanöver einen meiner Leute fast ums Leben gebracht. Aber dann hatte der Junge bewiesen, daß noch mehr in ihm steckte als der trunksüchtige, großspurige Sohn eines milliardenschweren Vaters. Und ich hatte meine Meinung ändern müssen.
    Inzwischen war das väterliche Industrieimperium zusammengebrochen, und der Junge rührte keinen Tropfen mehr an. Auf PANDORA absolvierte er sein Praktikum als Kommunikator. Mit dem Patent in der Tasche konnte er später auf jedem Schiff unter den Sternen als Funker anheuern. Und falls er sich für die Pilotenlaufbahn entschied, benötigte er es sowieso. An seiner Kommandierung war ich nicht ganz unschuldig. Ohne daß er es wußte, hatte ich etwas nachgeholfen.
    Der Junge begann mir ans Herz zu wachsen. Dem Alter nach hätte er mein Sohn sein können. Gelegentlich glaubte ich mich selbst in ihm zu sehen, wie ich einmal gewesen war: jung, begeisterungsfähig, bedingungslos ehrlich, kompromißlos…
    Die Stimme, die in meine Gedanken einbrach, war mir vertraut, aber auf Anhieb hätte ich nicht sagen können, zu wem sie gehörte.
    „Sir, ich freue mich!“
    Ich fuhr herum und blickte in ein ebenholzschwarzes Gesicht.
    Das Gesicht strahlte.
    „Sir, erinnern Sie sich nicht? Ich helfe Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge! Denken Sie an das Jahr 71. Sie befehligten die Delta VII. “
    Und plötzlich war mir alles gegenwärtig: die letzten Tage des Bürgerkrieges, der Angriff auf den Schweren Kreuzer Ischariot - und dieses Gesicht. Es war das Gesicht meines damaligen Bordingenieurs.
    „Henry Mboya!“ brachte ich hervor. „Lieutenant Henry Mboya aus Kenia. Waren wir nicht zum Löwenschießen verabredet?“
    „Nicht zum Schießen, Sir. Zum Jagen mit dem Speer! Die Verabredung gilt noch immer, auch wenn ich inzwischen Captain bin.“
    Ich preßte seine Hand.
    „Und was treiben Sie auf PANDORA, Captain?“
    Seine weißen Zähne blitzten.
    „Ich bin sozusagen der Chief, Sir, der Leitende Ingenieur. Und -“ Mboya schob einen rotblonden jungen Mann auf mich zu - „hier ist meine rechte Hand, Tom McBride. Als waschechter Schotte geizt er, womit er kann, sogar mit Worten.“
    McBride begrüßte mich mit einem knappen Kopfnicken und trat dann beiseite, um den jungen Chesterfield vorbeizulassen, der den Kaffee brachte.

4.
    Das Intelligence Center Positiv (ICP) sah auf den ersten Blick aus wie ein normaler Hörsaal in einer der vielen Hochschulen für Astronautik in der EAAU, und den bestirnten Himmel über der gläsernen Kuppel mochte man für eine der Ausbildung dienende

Weitere Kostenlose Bücher