Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall
lieblichen Stimmen bei Chesterfield wirkungslos verhallten. Der Junge, der offenbar für eine Weile den diensthabenden Funker vertrat, hielt sich an seine Pflicht.
„Aufhören!“ brüllte er.
„Wer?“ erkundigte sich der Baß.
„Sie!“ brüllte Chesterfield.
„Warum?“ forschte der Baß.
Chesterfield fuhr zu mir herum. Sein Gesicht war gerötet, seine Augen funkelten.
„So geht das die ganze Zeit, Sir! Metropolis hat schon ein paarmal versucht durchzukommen. Er macht es mit seinem Gesinge immer wieder zunichte.“
Ich ließ mir nicht anmerken, daß ich mich amüsierte. Der Junge hatte ja recht. Was sich auf der Frequenz zutrug, war wirklich nicht zulässig.
„Metropolis wird sich schon wieder melden.“ gab ich zurück. „Sie müssen nicht gleich aus der Haut fahren, Gregor.“
Chesterfield protestierte.
„Es ist gegen die Regeln! Von mir wird verlangt, daß ich mich an die Regeln halte! Aber er darf auf meiner Frequenz fromme Lieder singen! Im Funkkatechismus steht -“
„Wo?“ erkundigte sich der Baß.
„Im Funkkatechismus!“ wiederholte Chesterfield aufgebracht. „Sagen Sie bloß, Sie wissen nicht, was das ist: der Funkkatechismus!“ Im Lautsprecher war ein empörtes Schnauben zu hören.
„Sohn“, sagte der Baß, „du versündigst dich, wenn du deinen und meinen Katechismus in einem Atem nennst. Und jetzt sei still und vernimm die frohe Botschaft!“
Eine Orgel lieferte das Vorspiel, dann begann der Baß wieder zu röhren:
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!
Es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich…
Wenn Chesterfield den Wink bemerkt hätte, den ich ihm gegeben hatte, wäre er nachsichtiger gewesen. Noch immer war er der Meinung, sich durchsetzen zu müssen: mit den Regeln auf seiner Seite.
„Zum letzten Mal!“ sagte er. „Entweder Sie verschwinden von meiner Frequenz, oder ich werde dafür sorgen, daß man Ihnen die Lizenz entzieht. Sie… Sie.“
„Sein Name ist O’Connery“, kam ich ihm zur Hilfe. „Sie werden schon von ihm gehört haben. Ein reicher Mann, der eines Tages alles hinwarf und seitdem mit einem umgebauten Raumfrachter unterwegs ist, um verlorene Seelen zu sammeln.“
Chesterfield holte plötzlich tief Luft.
„Doch nicht etwa Pater Himmlisch, Sir?“
„Eben der, Gregor. Und was Sie soeben vernommen haben, war ein Gesuch um Landeerlaubnis im Namen einer höheren Instanz. Sehen Sie mal hinaus!“
Chesterfield fuhr herum.
Das Schiff, auf das ich ihn aufmerksam machte, war ein lila über-strichener Raumschoner von ehrwürdiger Bauart und trug mit schwarzen Lettern den Namen Halleluja II Wie eine überirdische Erscheinung stand es im gleißenden Licht der unsichtbaren Sonne.
5.
Als die Halleluja II aufsetzte, sprach ich gerade mit Mike Berger in Las Lunas. Die Gelder für den Neubau, ließ er mich wissen, waren gegen die Stimme von Paul Lapierre bewilligt worden: eine gute Nachricht.
Ich aß rasch zu Mittag und nahm pünktlich mit dem Gongschlag den Unterricht wieder auf. Ich fühlte mich nicht sehr ausgeruht. Das Unterrichtstempo machte mir zu schaffen.
Als Tom McBride hereinplatzte, runzelte ich unwillig die Stirn.
„Ja?“
McBride sprach, ohne daß sich seine Lippen bewegten.
„Gruß von Captain Mboya, Sir. Soll’n Schluß machen.“
Durch das ICP ging ein Raunen des Protestes. Ich sah auf die Uhr. Es war früher Nachmittag - und vom Schlußgong trennten uns noch fast zwei Stunden.
„Ich nehme an“, erwiderte ich, „daß Captain Mboya dafür so etwas wie einen triftigen Grund angeben kann.“
McBride reduzierte seine Auskunft auf das Unumgängliche.
„Panne.“
Ich hatte den Eindruck, am liebsten hätte McBride auch noch an diesem einen Wort gespart. Dennoch stand mir das Recht zu auf eine ordnungsgemäße Unterrichtung, zumal ich das navigatorische Kapitel, das wir im ICP soeben abhandelten, gern zu Ende gebracht hätte.
„Was für eine Panne, Mr. McBride? Bitte, ersparen Sie es mir, Sie ausfragen zu müssen.“
McBride spreizte den rechten Daumen ab und zeigte abwärts.
„Blackout.“
„Und wenn Sie mir jetzt noch verraten, wo dieser Kurzschluß zu suchen ist, Mr. McBride, werde ich fast schon im Bilde sein.“
Meine Ironie zeigte bei ihm keine Wirkung. Er blieb so mitteilsam wie eine Auster.
„Kommunikativer Bereich.“
Seine Hoffnung, ich würde mich damit zufrieden geben, machte ich zunichte.
„Wollen Sie zum Ausdruck bringen, Mr. McBride, daß
Weitere Kostenlose Bücher