Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
zum Freund gewinnen können. Nun war er mein Feind. Der Blick, mit dem er mich maß, war eine Kampfansage.
»Ich verstehe«, sagte Weygand. »Sie lehnen mich ab. Sie meinen, ich bin nicht gut genug für Ihren Verein. Aber zum Glück haben nicht Sie, sondern hat der Vorstand das letzte Wort zu sprechen. Sie zwingen mich dazu, mich höheren Orts zu bewerben.«
Mochte er sich bewerben. Ich wollte ihn nicht haben. Punkt. Aus. Ich ließ ihn stehen und kletterte in das Platztaxi.
Der Veteran warf den Schlag zu und humpelte zu seinem Platz.
»Wohin, Sir?«
Ich sah auf die Uhr. Sie war stehengeblieben. Wahrscheinlich war ich irgendwo auf dem Neubau in ein Magnetfeld geraten. Auf jeden Fall war ich nicht in Eile. Bevor ich mich von Ruth O’Hara zur Astoria hinausbringen ließe, um nach Las Lunas und zu meinen eigentlichen Aufgaben zurückzukehren, hatte ich Zeit genug, um John Harris für seine Unterstützung persönlich zu danken. Früher einmal war er mein Commander gewesen, dann, in der heißen Phase des Bürgerkrieges und unmittelbar danach Präsident der EAAU. Und als Direktor der VEGA war er bis zu meinem Ausscheiden und Überwechseln zur UGzRR mein Vorgesetzter geblieben. Was uns miteinander verband, war solider als manche Freundschaft.
»Bringen Sie mich zum Alten.«
Der Veteran schnappte nach Luft.
»Zu wem, Sir?«
Das Zusammentreffen mit Weygand fraß an mir. Der Ärger ließ mich ungerecht werden. Ich ließ mich in das Polster zurückfallen und knurrte: »Sind Sie begriffsstutzig? Bringen Sie mich zu John Harris, dem Direktor dieser erlauchten Gesellschaft!«
In Harris’ Büro flimmerte die TV-Wand, und davor war einschließlich meiner Frau alles versammelt, was bei der VEGA Rang und Namen hatte.
Harris reichte mir die linke Hand. Die rechte konnte er mir nicht geben, zusammen mit dem dazu gehörenden Arm war sie sein Tribut an den Bürgerkrieg.
»Läuft alles glatt, Commander?«
»Was die UGzRR nur Ihnen zu verdanken hat, Sir.«
Harris winkte ab.
»Honig um den Bart ist mir verhaßt, Brandis. Das sollten Sie wissen.«
Harris’ Haare waren grau geworden. Nach außen hin wirkte er kantiger denn je. In einer Welt der aalglatten Politiker und austauschbaren Macher mit ihren Dutzendgesichtern wirkte er mit seiner rauhbeinigen Direktheit wie ein Fossil.
»Ich kann’s auch so ausdrücken, Sir: In einem halben Jahr ist die Kiste fertig.«
Harris nickte.
»Na also! Suchen Sie sich einen Platz und bewundern Sie das Pausenzeichen der Stella-TV!«
Ich warf einen Blick auf die TV-Wand. Darauf war tatsächlich das Pausenzeichen erschienen.
»Probleme mit der Übertragung, Sir?«
Harris warf das massige Haupt in den Nacken. »Trabbel im Himmelszirkus, Brandis!«
»Im Ernst?«
»Die Dompteure haben die Kontrolle über ihr Pferdchen verloren. Man kann auch sagen: das Pferdchen hat sich urplötzlich in einen störrischen Esel verwandelt.«
Harris sprach in Rätseln. Ich blickte hilflos in die Runde. Henry Jackson, der Sicherheitsbeauftragte der VEGA, erbarmte sich.
»Der Ikarus weigert sich, in die Umlaufbahn einzuschwenken.«
Mich überlief es kalt. Weder Harris’ Zynismus noch Jacksons Einsilbigkeit vermochten die Gefahr herunterzuspielen. In nächster Nachbarschaft waren etliche Milliarden Tonnen kosmischer Materie drauf und dran, sich selbständig zu machen.
Ich ließ mich in einen Sessel fallen.
»Was ist passiert?«
Harris machte eine verächtliche Handbewegung.
»Schlamperei.«
Ich sah Jackson an.
Der Sicherheitsbeauftragte präzisierte.
»Ausfall eines Computerverbundes. Schub im falschen Augenblick. Sie sehen gerade zu, ob sie den Brocken gebremst kriegen. Der Übertragungskreuzer war wohl im Wege.«
Wir alle waren es gewohnt, uns auf die Computerverbünde blindlings zu verlassen. Im allgemeinen dachte man nicht darüber nach, was wohl geschehen würde, wenn sie uns mal im Stich ließen. Sie waren ausgereifte Präzisionsinstrumente, bei denen man reibungsloses Funktionieren voraussetzte. Und dennoch gab es gelegentlich Pannen. Nicht immer erfuhr man davon – einmal nicht, weil es nicht im Interesse der Herstellerfirmen lag, daß darüber gesprochen wurde, und zum andern nicht, weil sich diese Pannen meist fernab von jeder Öffentlichkeit ereigneten. Wenn ein von den Sternen heimkehrendes Schiff sich bei der Landung siebzig Meter tief in die Erde bohrte, zitierte man als Unfallursache bevorzugt menschliches, nicht technisches Versagen.
»Und wenn sie ihn nicht gebremst
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