Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
um zum Countdown …«
Jackson zeigte mir ein schiefes Grinsen.
»Eins muß man diesen TV-Affen lassen: Sie bleiben geschwollen bis zuletzt – die Spruchblase in Person.«
Auf dem Bildschirm erschien erneut das Gesicht des Nachrichtensprechers.
»Bis zum Countdown werden noch einige Minuten vergehen. Wir schalten um in die Amtsräume des Präsidenten der EAAU. Präsident Belinski-Hegel wendet sich an die Bürger der Drei Vereinigten Kontinente.«
Harris schüttelte ungehalten den Kopf. Er bemerkte meinen Blick und knarrte: »Da geht allerhand schief. Sie hätten sprengen sollen, als sie den Fehler bemerkten. Jetzt verschanzen sie sich hinter der Staatsgewalt.«
Die Ansprache des Präsidenten war ebenso würdevoll wie dürr und nichtssagend. Der alte Mann mit der Löwenmähne empfand offenbar selbst, daß er in dieser verfahrenen Situation den Lückenbüßer spielen mußte: »… die Gefahr mußte gebannt werden, und die Entscheidung lag bei mir. Sie ist mir nicht leicht gefallen. Ich habe Befehl gegeben, den Himmelskörper Ikarus auszulöschen …«
Harris bemerkte ungerührt: »Wer immer den Schlamassel verschuldet hat, er versteht sich bestens darauf, auf Zeit zu spielen.«
Endlich bekam die Stella-TV die gewünschte Schaltung zusammen. Auf dem Bildschirm erkannte ich den Kontrollraum der Global GmbH. Ein eilfertiger Reporter erläuterte die Situation: »… muß noch gewartet werden, bis alle Schiffe die Gefahrenzone verlassen haben. Bekanntlich ist in den Diamantminen auf dem Ikarus bis zuletzt gearbeitet worden … «
Der Reporter heizte die Spannung an wie vor dem Auftritt eines berühmten Showstars. Und dann war es so weit. Der Countdown lief an.
»Zehn …«
»Neun …«
Das Visiofon schlug an. Harris schaltete es ein.
Maximows Gesicht erschien auf dem Monitor.
»Ja, ist denen noch zu helfen?!«
»Kann man anderes tun?«
Maximow machte eine hilflose Gebärde.
»Drei …«
»Zwei …«
»Eins …«
»Null!«
Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Aber nichts war zu sehen, nichts zu hören. Das kosmische Drama – die Liquidierung des Planetoiden Ikarus mittels einer nuklearen Sprengkapsel – vollzog sich in weit entfernten Himmelsräumen. Nur mit der Elle des Astronauten gemessen, fand es statt vor der irdischen Haustür.
»Das war’s!«
Harris schaltete den Fernseher ab.
Das war es gewesen. Harris hatte recht. Ich warf einen Blick auf die Uhr über dein Eingang und erschrak. Es war höchste Zeit, mich zu verabschieden. Die Astoria würde nicht warten.
Ich stand auf.
»Also dann …«
Harris quetschte meine Hand.
»Vergessen Sie uns nicht ganz, Commander, ja?«
Er brauchte mich nicht zu mahnen. Die VEGA war ein Teil meines Lebens. Und er, John Harris, insbesondere.
Ruth O’Hara brachte mich mit ihrer Libelle zum Flughafen. Die Arbeit als Leiterin der Public-Relations-Abteilung der VEGA hielt sie jung. Mit ihren seegrünen Augen unter dem wehenden brandroten Haar war sie für mich nach wie vor die begehrenswerteste Frau der Welt.
»Und wann sehe ich dich wieder, Mark?«
Die übliche Frage, die übliche Antwort: ein Schulterzucken. Der Dienst unter den Sternen, dem ich mich verschrieben hatte, zehrte am Privatleben. Als Erster Vormann der UGzRR war ich für die ganze Flotte verantwortlich. Und überdies flog ich als Vormann der Henri Dunant wie jeder andere von dem Haufen meine Einsätze.
»Ich will sehen, was sich tun läßt, Ruth.«
»Ich liebe dich, Mark. Vergiß das nicht. Und ich brauche dich.«
»Soll ich aufhören, Ruth?«
Ruth O’Hara ließ meine Frage unbeantwortet. Unter uns lag der Flughafen. Schemenhaft erkannte ich die Umrisse der Astoria , die auf der Erde-Venus-Route den Passagierdienst versah. Ruth schaltete den Scheinwerfer der Libelle ein.
»Es ist plötzlich so dunkel«, sagte sie.
Ich blickte hoch. Der Himmel hatte sich fahlgelb verfärbt. Die Sonne war eine unruhig flimmernde Scheibe. Die Scheibe blendete kaum.
»Komisch«, sagte Ruth. »Was ist da los? Hat das was mit dem Ikarus zu tun?«
»Staub«, erwiderte ich.
Und noch, als ich die Astoria bestieg und Ruth O’Hara ein letztes mal zuwinkte, ahnte ich nicht, daß die Große Katastrophe ihren Anfang genommen hatte.
2.
Aus »Metropolis 2089«, 17.11.
Als das Visiofon anschlug, stemmte sich der wachhabende Krankenträger, ein kraushaariger Senegalese namens Modibo Banda, ächzend aus dem Sessel, in dem er vor Erschöpfung eingeschlafen war, und zugleich ging im Georgius-Hospital das Licht
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